Annegret Soltau - Permanente Demonstration am 19.1.1976 (weiblich)
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Permanente Demonstration am 19.1.1976 (weiblich)

Annegret Soltau

Maße:
H 70,0 cm  B 100,0 cm  
Jahr:
1976
Ort:
ZKM

Beschreibung

Annegret Soltau studierte Kunst bei Alan Jones und David Hockney in Hamburg sowie bei Anton Lehmden in Wien. Ursprünglich von der Grafik kommend, verlagerte sie in den 1970er-Jahren ihr Interesse in den Bereich der Body Art, eine Kunstform, in der der Körper zum Medium und Objekt der Kunst wird. Sie gehört damit zu den Pionierinnen dieser Kunst in Deutschland, die Macht- und Genderdiskurse der Frauen- und Bürgerrechtsbewegung rezipierte und sich durchaus gesellschaftskritisch verstand. Themen wie Gewalt und Verletzlichkeit, das Bild des (weiblichen) Körpers, Schwangerschaft, Familie und die Suche nach den eigenen Wurzeln durchziehen Soltaus künstlerisches Schaffen, das sie intermedial in Performances, Fotografien und Video-Arbeiten umsetzte.

Dieses Spektrum bündelt sich in der Performance-Reihe permanente demonstration , die zu den bekanntesten Arbeiten der Künstlerin im Bereich der Body Art zählt und in der sie die Topografie des menschlichen Körpers verändert. In ein- bis zweistündigen Performances wurden sich unbekannte Menschen – ob einzeln oder als Paar – durch Soltau mit starkem schwarzen Nähgarn umwickelt. Während des Prozesses verändert der Faden mit leichtem Druck die Konturen von Gesicht und Körper, bis er sich wie ein Netz um die Person(en) spannt, auch die Augen, Nase und Mund verschließt. Im Ergebnis entsteht eine ästhetische Deformation, die bisweilen zart, nicht selten aber auch brutal wirkt. Von den Teilnehmer*innen wurde der Prozess der »Körper-Zeichnung« jedoch als schmerzfrei bis angenehm beschrieben, sogar als Genuss.

Soltaus Interesse galt dieser vermeintlichen Diskrepanz zwischen empathischem, beunruhigtem Beobachten und der tatsächlichen Verbindung zwischen ihren Berührungen und dem Empfinden der Teilnehmenden. Die Linie und der Mensch verschmelzen dabei zu einem Bild, zu einer Wirklichkeit, die auch noch eine Weile nach dem Auflösen des Spannungszustands auf der Haut spür- und sichtbar ist. Soltau sieht dies als Fortentwicklung ihrer Anfänge als Grafikerin: »Ich wollte, dass der Faden, der vorher der Strich auf dem Papier war oder in die Kupferplatte geritzt wurde, als Zeichnung direkt auf der Haut zu spüren ist, ich wollte das Bild körperlich machen.«

Das Ausloten und Verschieben von Grenzen, auch von Schmerzgrenzen, ist Teil der physischen Arbeit mit dem eigenen Körper, wie sie zum Beispiel auch bei heute bekannten Performance-Künstler*innen wie Marina Abramović oder des Wiener Aktionismus' vorangetrieben wurde.

Daten und Fakten

Titel Permanente Demonstration am 19.1.1976 (weiblich)
Künstler*in Annegret Soltau
Entstehungszeit 1976
Inventarnummer F 33
Maße Blatt H 70,0 cm  B 100,0 cm  
Material Fotopapier
Technik Vintage Print
Gattung Fotografie
Abteilung Kupferstichkabinett
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