Baldung gen. Grien, Werkstatt - Die Heilige Anna selbdritt

Die Heilige Anna selbdritt

Baldung gen. Grien, Werkstatt

Maße:
H 40,9 cm  B 27,9 cm  
Jahr:
um 1515
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

Die "Heilige Anna selbdritt" zeigt die Großmutter Jesu mit ihrer Tochter Maria und dem kleinen Enkelkind in einer trauten Familiensituation. Als Thema ist das Motiv in der sakralen Kunst des Spätmittelalters weit verbreitet, zu einer Zeit, als das Bürgertum mit seinem stark ausgeprägten Familiengefühl in der Heiligen Familie ein verwandtes Abbild zu sehen glaubte. So ist auch die Zeichnung aus der Werkstatt Baldungs, die ein Gemälde seiner Hand kopiert (heute im Kunstmuseum Basel), eine charakteristische Darstellung dieses Motivs aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Über den Häuptern von Anna, Maria und Jesus schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube, während am linken Bildrand, hinter einer mächtigen Säule, ein bärtiger Mann sitzt - vielleicht Joseph? - , der in ein Buch schreibt. Das Jesuskind steht auf dem Schoß seiner Mutter, die es liebevoll und mit ehrfürchtig bedeckten Händen umfasst. In kindlicher Verspieltheit hält es seiner Großmutter einen Apfel entgegen. Hinterfangen wird die Szene von einem Brokattuch, das die herausragende, heilige Stellung der Personen unterstreicht. Ein an kolossalen Säulen befestigter Baldachin sowie zahlreiche architektonische Versatzstücke bilden einen Raum, dessen irrealer Charakter auf die Übernatürlichkeit der Szene hinweist. Auffällig sind an dieser liebevollen Schilderung der Familie Jesu die zahlreichen kleinen Engel, die durch das Bild zu purzeln scheinen. Sie hängen an den Girlanden und naschen von den dort wachsenden Äpfeln, ziehen am Vorhang oder schauen durch das Fenster. Zwei sind gar in eine kleine Rauferei verwickelt und wollen sich gegenseitig von einer Girlande stoßen. Diese Unbefangenheit zeigt sich auch im Umgang mit dem christlichen Symbol des Apfels, das die Erlösung von der Erbsünde durch die Geburt und den Opfertod Christi veranschaulicht. Neben dem Apfel in der Hand des Jesusknaben hängen zahlreiche Früchte in den Girlanden, wo sie von den Engeln gepflückt und verspeist werden, und schließlich liegen sie nebeneinander aufgereiht auf dem obersten, als Architrav dienenden Balken über der Darstellung. Die ungetrübte Freude über das Christuskind als Erlöser der Menschheit hätte kaum fröhlicher ins Bild gesetzt werden können. [D.S.]

Daten und Fakten

Titel Die Heilige Anna selbdritt
Künstler*in Baldung gen. Grien, Werkstatt
Entstehungszeit um 1515
Inventarnummer VIII 1072
Maße Blatt H 40,9 cm  B 27,9 cm  
Material Papier, ziegelrot grundiert
Technik Feder in Schwarz Pinsel in Schwarz Deckweißhöhung
Gattung Zeichnung
Abteilung Kupferstichkabinett
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