
Minerva als Siegerin über Neid und Unwissenheit
Beschreibung
Der aus Antwerpen stammende Künstler gehörte zu den angesehensten Malern seiner Zeit. Er verbrachte viele Jahre in Prag, wo er am Hof des kunstsinnigen Kaisers Rudolf II. tätig war. Der Aufschrift zufolge entstand dort auch die signierte und auf das Jahr 1604 datierte Zeichnung der Karlsruher Sammlung. Sie zeigt Minerva, die Göttin der Künste und Weisheit, auf einem Sockel. Die bewegte, ausgreifende Körperhaltung wird durch die unruhige, staccatoartige Linienführung verstärkt. Die Gestalt wirkt verlebendigt und verliert jeglichen statuenhaften Charakter. Die sieghafte Pose Minervas bezieht sich auf die beiden sich am Sockel windenden Personifikationen: links der Neid, rechts die Unwissenheit, zu erkennen an den Eselsohren. Spranger gelingt eine virtuose Komposition, deren exzentrische Gestaltung durch das gekonnte Miteinander gegenläufiger Bewegungen entsteht, die mit unruhigen Federstrichen, dünnen braunen Pinselschwüngen und flackernden Weißhöhungen gestaltet und punktuell mit rosafarbenen Pinselstrichen akzentuiert sind.
Die allegorische Darstellung feiert den Triumph der Künste über ihre Widersacher. Im Unterschied zu einem wenig zuvor entstandenen Gemälde (Wien, Kunsthistorisches Museum), das auf die Darstellung des Neides verzichtet hatte, erweitert Spranger hier sein Programm und fügt den Neid als Hinweis auf Missgunst hinzu. Sollte diese Ergänzung ein Hinweis auf seine eigenen Erfahrungen am Prager Hof sein?
Daten und Fakten
Titel | Minerva als Siegerin über Neid und Unwissenheit |
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Künstler*in | Bartholomäus Spranger |
Entstehungszeit | 1604 |
Inventarnummer | 1967-21 z |
Maße Blatt | H 18,8 cm B 13,7 cm |
Material | Papier weißlich |
Technik | Feder in Braun Lavierung in Braun Lavierung in Grau Lavierung in Rot weiß gehöht schwarze Kreide |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
In Antwerpen und Paris, in Mailand und Rom, in Wien und vorallem in Prag war Spranger zu Hause und gehört damit zu den europaweit tätigen Künstlern seiner Zeit.Die Kunst Sprangers galt lange Zeit als zu exentrisch. Nach seinem Tod geriet der Künstler zunehmend in Vergessenheit, erfreut sich heute jedoch neuer Wertschätzung.
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Bartholomeus Spranger: Splendor and Eroticism in Imperial Prague
The Metropolitan Museum of Art, New York 03.11.2014 - 01.02.2015
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Splendor and Eroticism in Imperial Prague. The complete works