
Felsiger Abhang mit hohem Gebäude in Marino
Beschreibung
Camille Corot gehört zu den bedeutendsten Landschaftsmalern des 19. Jahrhundert und gilt mit seinen atmosphärischen Stimmungslandschaften als Wegbereiter der Impressionisten. Die Zeichnung aus Marino entstand 1827 während seines ersten Italienaufenthaltes, der seine Malerei und Zeichnung entscheidend prägte. In ausgedehnten Freilichtstudien entwickelte der Künstler ein breites Repertoire an unterschiedlichen Techniken und Ausdrucksmitteln. Auch das Karlsruher Blatt – es stammt wahrscheinlich aus einem Skizzenbuch – ist vor Ort entstanden und vom Künstler entsprechend bezeichnet worden.
Die Darstellung eines felsigen Abhangs mit hohem Gebäude ist beispielhaft für Corots Konzentration auf das visuelle Zusammenspiel von natürlich geformtem Fels und künstlich gestalteter Architektur. Die sich auftürmende Felswand modellierte er mit kreuz und quer verlaufenden Schraffen, die er mit Stiften unterschiedlicher Härtegrade mal dicht, mal in weiten Abständen setzte. Die steinige Oberfläche wirkt dadurch auf eigenartige Weise zugleich kristallin und organisch, wogegen sich die glatten Wände des fensterlosen Turms klar absetzen. In den hastig wirkenden, mit dem Finger verwischten Zickzackschraffuren, dem eckigen Duktus und der blockhaften Formgebung wird das Ringen um die Wiedergabe der Licht- und Schattenwirkungen auf den schroffen Felsformationen deutlich. Der Künstler experimentierte mit der Auflösung und Zusammenbindung von Formen, die bereits an die Kunst von Paul Cézanne (1839–1906) denken lässt.
Daten und Fakten
Titel | Felsiger Abhang mit hohem Gebäude in Marino |
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Künstler*in | Camille Corot |
Entstehungszeit | 1827 |
Inventarnummer | 1980-1 |
Maße Blatt | H 32,3 cm |
Maße | B 37,3 cm |
Material | Velinpapier |
Technik | Bleistift |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Auf vielen Zeichnungen von Corot aus dieser frühen Zeit ist der starke Druck des Stiftes auffällig, mit dem der Künstler auf dem Papier um eine exakte Wiedergabe des Gesehenen rang. Später kommentierte er dies so: „Ich hatte zu dieser Zeit wunderbare Stifte! Sie brachen nie; eher hätten sie ein Stück vom Blatt fortgerissen.“
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