
Szene aus: Don Juan, ou Le Festin de Pierre
Beschreibung
Claude Gillots Darstellung kreist um zwei der schillerndsten Figuren des als Commedia dell’arte bezeichneten traditionellen italienischen Stehgreiftheater: Harlekin und Don Juan. Mal gutmütig, mal unverschämt ist Harlekin für seine Unberechenbarkeit und seine unkonventionellen Aktionen bekannt, die vielfach die Grenzen des Schicklichen sprengen. Don Juan hingegen gilt als skrupelloser Verführer, Genießer und Weltenbummler. Ihre Abenteuer wurden zum Ausgangspunkt zahlreicher Bühnenstücke, darunter Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Don Giovanni“ (1787).
Gillot bezieht sich in seiner Zeichnung auf eine Inszenierung des Commedia dell’arte-Stückes „Le Festin de pierre“ (Das steinerne Gastmahl). Don Juan und Harlekin sind der Gefahr der im Hintergrund sichtbaren stürmischen See gerade noch entronnen. Ungeachtet des erlittenen Schiffbruchs umgarnt der elegant gekleidete Verführer die Tochter eines Fischers, während Harlekin in seinem typischen, aus Dreiecken bestehenden Kostüm Schabernack treibt. In einer ausgreifenden Geste imitiert er eine Schwimmbewegung und trägt zudem Schweinsblasen an seinem Gewand, um sich über Wasser zu halten.
Das Spontane des auf Improvisationen beruhenden Bühnenspiels spiegelt sich in der lebendigen Ausführung des Blattes, in der die Bewegung der Szenenwechsel mitschwingt. Gearbeitet wird mit dem Gegensatz aus energischen Federstrichen und lichten, mit verdünnter Farbe flächig angelegten Lavierungen. Gillots Zeichnungen bestechen durch ihre komödiantische Verve und können als Hommage an das populäre Theater seiner Zeit verstanden werden. Der Künstler war als Maler, Zeichner und Druckgrafiker tätig. Er schuf zudem zahlreiche Dekorationen und war der Lehrer des heute hoch geschätzten Antoine Watteau (1684–1721).
Daten und Fakten
Titel | Szene aus: Don Juan, ou Le Festin de Pierre |
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Künstler*in | Claude Gillot (1673) |
Entstehungszeit | 1730 |
Inventarnummer | 2015-2 |
Maße Blatt | H 21,8 cm B 28,2 cm |
Maße Darstellung | H 15,2 cm B 21,5 cm |
Material | Papier |
Technik | Feder in Schwarz Lavierung in Rot Kreide in Schwarz |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Die Schauspieler der Commedia dell’arte wurden vor allem für ihre „lazzi“ gefeiert, clowneske Spieleinlagen, wie sie Gillot vielfach wiedergab.
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sehen denken träumen. Französische Zeichnungen aus der Kunsthalle Karlsruhe
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 29.09.2018 – 13.01.2019
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2006: A New Album of Theater Drawings by Claude Gillot
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2009: New Light on Drawings by Claude Gillot and His Circle in Stockholm
Tonkovich, Jennifer
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2018: sehen denken träumen
Schäfer, Dorit (Hg.); Reuter, Astrid (Hg.)
Französische Zeichnungen aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe