
Selbstbildnis (Brustbild von vorn)
Beschreibung
Dieses Selbstbildnis veranschaulicht eindrucksvoll die hohe Kunst der Bleistiftzeichnung zur Zeit der Romantik. In feiner Linienführung und empfindsamer Wischung wurde insbesondere beim Porträt eine möglichst detaillierte und plastische Wiedergabe der Physiognomie verfolgt, in der Realität und Idealisierung eine für diese Epoche charakteristische Synthese eingeht.
Daniel Fohr blickt uns auf seinem Selbstporträt frontal und mit einer Strenge, die bald in Zorn umzuschlagen scheint, direkt ins Gesicht. Trotz seiner zeitgemäßen, etwas unordentlichen Frisur und seines Spitzbartes erinnern die entschlossene Frontalität und der intensive Blick entfernt an Christusdarstellungen. Während er seine Brust mit zarten Umrisslinien nur andeutet, zeigt er seine ganze zeichnerische Begabung in der subtilen Anwendung eines spitzen Bleistifts, mit dem er detailliert seine Physiognomie schildert. Zarte Verwischungen an Stirn und Hals suggerieren Licht und Plastizität. In einer kleinen reinen Umrisszeichnung rechts zeichnet er sich erneut, dieses Mal im Dreiviertelprofil und nicht weniger energisch.
Daniel Fohr gehörte zum Kreis der Heidelberger Romantiker und war der jüngste Bruder des hochbegabten und früh verstorbenen Künstlers Carl Philipp Fohr (1795–1818). Ausgebildet in Heidelberg und München wurde er 1839 zum badischen Hofmaler ernannt, ließ sich schließlich in Baden-Baden nieder und kümmerte sich intensiv um den Nachlass seines Bruders.
Daten und Fakten
Titel | Selbstbildnis (Brustbild von vorn) |
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Künstler*in | Daniel Fohr |
Entstehungszeit | 19. Jahrhundert |
Inventarnummer | 1940-400 |
Maße Blatt | H 44,4 cm B 33,4 cm B 34,0 cm |
Material | Papier hellbeige |
Technik | Bleistift |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Der 1795 vom französischen Erfinder Jacques Louis Conté entwickelte „Bleistift“, der aus einer Mischung von gereinigtem pulverisiertem Grafit und geschlämmtem Ton besteht, ermöglichte mit seinen unterschiedlichen Härtegraden und Möglichkeiten des Verreibens und Radierens eine neue Variabilität des Ausdrucks bei höchst einfacher Handhabung.
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