
Cabinet d'un peintre. Das Familienblatt des Künstlers.
Beschreibung
Zur Zeit der Aufklärung entwickelt sich das Bildthema des Selbstporträts im Kreise der eigenen Familie. Als emotionaler Mittelpunkt der Künstlerin oder des Künstlers kam dem Ehemann oder der Ehefrau und den Kindern eine neue Bedeutung zu. Eines der persönlichsten und bekanntesten Beispiele dafür ist diese Radierung von Daniel Chodwiecki. Man sieht den Künstler selbst rechts hinten am Fenster sitzen, wo er das Tageslicht nutzt, um an einer Miniatur zu arbeiten. Über seine Lesebrille hinweg schaut er auf die Tischgesellschaft im Vordergrund, wo seine Frau und seine fünf Kinder in fröhlicher Runde verschiedenen Tätigkeiten nachgehen. Zeichnet er vielleicht gerade ein anwesendes Familienglied, ganz so, wie er die dargestellte Situation für die Radierung dargestellt hat? Die versammelten Personen verbindet eine große Natürlichkeit: Sie posieren nicht im Sonntagsstaat, um als schmückendes Beiwerk die Bedeutung des Künstler-Patriarchen als Familienoberhaupt zu untermauern, sondern begegnen sich voller Zuneigung und kultiviertem Interesse.
Die Widmung unter dem Bild erläutert die ursprüngliche Funktion des Blattes: Es war als Familienbild für die Großmutter gedacht, die weder ihre Enkel noch ihre Schwiegertochter kannte und zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Grafik auch ihren Sohn seit vielen Jahren nicht gesehen hatte.
Von Chodowiecki sind über 2000 meist kleinformatige Radierungen bekannt – zahlreiche Illustrationen zu Werken zeitgenössischer Schriftsteller sowie Darstellungen des bürgerlichen Alltags zur Zeit Friedrich des Großen in Berlin. Der Künstler stammte aus eine Danziger Kaufmannsfamilie und siedelte 1743 nach Berlin über, wo er 1797 Direktor der Akademie wurde.
Daten und Fakten
Titel | Cabinet d'un peintre. Das Familienblatt des Künstlers. |
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Künstler*in | Daniel Nikolaus Chodowiecki |
Entstehungszeit | 18. Jahrhundert |
Inventarnummer | II 401 |
Maße Blatt | H 20,5 cm B 25,5 cm |
Material | Papier |
Technik | Kupferstich |
Gattung | Kupferstich |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Dieses persönliche Familienporträt war für eine hohe Druckauflage bestimmt, mit der Chodowiecki das Bild seiner privaten Idylle einer breiten Öffentlichkeit zeigte - im weitesten Sinne vergleichbar mit dem heutigen Bedürfnis vieler, ihre Familienbilder über das Internet öffentlich zu machen.
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