Edmund Friedrich Kanoldt - Eichen
Maße:
H 72,2 cm  B 101,4 cm  
Jahr:
1903
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

Durch die großzügige Unterstützung der Hirsch-Stiftung, Karlsruhe, konnte die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe für das Kupferstichkabinett jüngst die großformatige Farblithographie "Eichen" erwerben, die der junge Alexander Kanoldt (1881-1939) - später ein Hauptvertreter der "Neuen Sachlichkeit" - 1903 nach einem Gemälde seines Vaters Edmund Kanoldt (1845-1904) schuf. Das Werk trägt lediglich die Signatur des älteren Kanoldt, doch klärte seine Tochter 1912 auf: "Ich muß noch bemerken, dass mein sel. Vater nie lythographiert hat, die Eichen (Teubners Verlag) sind nach dem Gemälde meines Vaters von meinem Bruder s. Zt. lythographiert worden."

Majestätisch erhebt sich eine Gruppe von knorrigen Eichen aus der ansonsten kargen italienischen Landschaft. Die abgestorbenen Äste geben, wie man es von Gemälden niederländischer Meister kennt, einen Hinweis auf die Vergänglichkeit. Das Motiv ist typisch für Edmund Kanoldt, der 1873 den bei deutschen Künstlern so sehr beliebten Eichenhain "La Serpentara" bei Olevano (in der Nähe von Rom) vor der Abholzung rettete. Es lässt aber auch schon an die menschenleeren Landschaften denken, die Alexander Kanoldt in den zwanziger Jahren malen sollte und bei denen sich das Heroische ins Unheimliche verwandelt. Während der Vater die Schönheit und Erhabenheit der Natur feierte, verlieh ihr der Sohn häufig einen kristallin-harten, geheimnisvollen, frostigen Charakter. Das Blatt ist somit janusköpfig: Entstanden an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert, dokumentiert es die frühe Beschäftigung eines Künstlers der Moderne mit der um 1800 von Joseph Anton Koch begründeten deutsch-römischen Tradition. Gleichzeitig ist es ein bedeutendes Beispiel für die "Künstler-Steinzeichnungen", mit denen der Karlsruher Künstlerbund um 1900 neben kommerziellen auch kunstpädagogische Ziele verfolgte: Breiten Bevölkerungsschichten sollte ein erschwinglicher, jedoch künstlerisch anspruchsvoller "Wandschmuck" zur Verfügung gestellt werden. So verbreitet die Blätter einst waren, so selten sind sie mitunter heute - das gilt auch für die "Eichen". Die Erwerbung dieser gut erhaltenen Lithographie ist auch aus diesem Grund sehr erfreulich.

Alexander Kanoldt, der 1901 und 1902 mit seinem Vater Italien bereist hatte, war 1903 noch Student an der Großherzoglichen Kunstakademie in Karlsruhe. Allerdings beherrschte er die Technik der von mehreren Steinen gedruckten Farblithographie schon meisterlich, wie auch andere, gleichzeitige Beispiele in unserer Sammlung belegen. Hier gibt er eines der letzten Gemälde Edmund Kanoldts wieder, der 1904 starb.

Das Werk von Edmund Kanoldt, der seine wichtigsten Schaffensjahre in Karlsruhe verbrachte, ist in der Staatlichen Kunsthalle ebenso gut vertreten wie dasjenige seines in Karlsruhe geborenen Sohnes: Von Edmund sind 13 Gemälde und 25 Zeichnungen vorhanden, von Alexander 10 Gemälde, 50 Zeichnungen sowie das gesamte druckgraphische Werk (darunter über 50 Lithographien, teilweise in verschiedenen Zuständen). Die bisher fehlende Farblithographie "Eichen" ist das wohl einzige Zeugnis einer Zusammenarbeit von Vater und Sohn und somit ein wichtiges Scharnierstück.

[H.J.-F.]

Daten und Fakten

Titel Eichen
Künstler*in Edmund Friedrich Kanoldt
Künstler*in Alexander Kanoldt
Entstehungszeit 1903
Inventarnummer 2007-56
Maße Blatt H 72,2 cm  B 101,4 cm  
Maße Darstellung H 70,8 cm  B 100,0 cm  
Maße Rahmen H 96,7 cm  B 127,2 cm  T 5,8 cm  
Material Papier
Technik Farblithografie
Gattung Lithografie
Abteilung Kupferstichkabinett
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