
Rauch über den Dächern
Beschreibung
Fernand Légers Karriere begann – da seine Eltern auf eine Ausbildung in einem existenzsichernden Brotberuf drängten – mit einer zweijährigen Ausbildung bei einem Architekten in Caen. Auch nach seiner Übersiedlung nach Paris um 1900 und während seiner Ausbildung an der École des Arts Décoratifs und der Académie Julian blieb er als Architekturzeichner tätig. Lebenslang ließen ihn architektonische Sujets nicht mehr los: Sein Schaffen umkreist das Bauen und die konstruktiven Fähigkeiten des Menschen.
Sein Frühwerk, zu dem „Rauch über den Dächern“ zählt, ist vom Kubismus Pablo Picassos und Georges Braques geprägt. Léger faltet die dreidimensionalen Raumkörper in seinem Gemälde gleichsam plan in die Bildfläche auf. Das graphische Geschiebe der Linien, die dichtgedrängte Häuser verschiedener Geschosshöhen, Fensterfronten, Giebel und Schornsteine konturieren, dominiert den Bildaufbau. Farbflächen von Ocker legen sich als koloristische Akzente auf die Fassaden, in einen Grundklang aus gebrochenen Weiß- und Grautönen. Die Rauchschwaden zwischen den Haussilhouetten setzen den tektonischen Formen einen kurvilinearen Kontrast entgegen. Die Halbkreis-Elemente am oberen Bildrand, die wie Teile eines geöffneten Vorhangs anmuten, vermitteln den Eindruck, dass der Künstler seinen Bildausschnitt – analog zu Robert Delaunays Fensterbildern – als Ausblick aus einem Fenster auf die Dächer der Stadt verstanden wissen will.
Légers Kubismus ist in dieser Phase analytisch. Später wird der Künstler nicht nur die kubismus-typische farbliche Dezenz aufgeben, sondern seine Bilder mechanistisch und in einer eigenen Art von Konstruktivismus aus Einzelelementen bauen, synthetisch zusammensetzen, womit er unter anderem zu einem Vorläufer der Pop Art wurde.
Daten und Fakten
Titel | Rauch über den Dächern |
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Künstler*in | Fernand Léger |
Entstehungszeit | 1911 |
Inventarnummer | 2659 |
Maße Bildträger | H 55,0 cm B 47,0 cm |
Maße Rahmen | H 75,3 cm B 67,0 cm T 7,5 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
Léger arbeitete schon in den 1920er-Jahren auch in anderen Disziplinen, schuf Bühnenbilder, illustrierte Bücher und drehte einen Film mit dem Titel „Ballet méchanique“. In den 1950er-Jahren begann er Kunst am Bau - große Glasfenster - zu entwerfen.
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