
Der Triumphzug des Bacchus
Daten und Fakten
Titel | Der Triumphzug des Bacchus |
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Künstler*in | Frans Francken (1581) |
Entstehungszeit | 1616-1618 |
Inventarnummer | 2864 |
Maße Bildträger | H 53,3 cm B 75,6 cm T 0,1 cm |
Maße Rahmen | H 72,0 cm B 93,0 cm T 7,0 cm |
Material | Kupfer |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Historie |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Angelika Beckmann, Dietmar Lüdke, Slg. Kat. Karlsruhe 1995, S. 41-42: „Den Zusatz „Do“ (= „den ouden“) in der Signatur mag der Maler nach dem Tod seines Vaters, Frans Francken, 1616 verwendet haben. „Die Unterscheidung war geboten, da 1607 der dritte Träger des Namens geboren war und dieser ebenfalls das Metier des Malers ergriff[“] (U. Härting 1990 in einem Gutachten zu Nr. 2864; im Archiv der Kunsthalle).
Nr. 2864 zeigt einen bacchantischen Festzug, der aus einer fernen Landschaft herankommt und zu einem Tempel zur Rechten zieht. Der Bau erinnert an das Pantheon in Rom; eine Herme steht in einigem Abstand. Bacchus/Dionysos, der Gott des Weines und der Früchte, thront zur Linken auf einem Wagen, der von zwei Eseln gezogen wird. Der nackte, dicke Gott sitzt auf einem Ziegenfell; er ist mit Weinlaub bekränzt und hält mit der Linken ein Füllhorn, aus dem Früchte und eine Artischocke quellen. Neben dem Wagen reitet, zu Bacchus umgewandt, ein gehörnter Satyr – Bacchus‘ Erzieher und Gefährte Silen? (Bacchus und Silen sind nicht immer eindeutig zu unterscheiden. Nr. 2864 hieß seit seinem Wiedererscheinen im Kunsthandel 1990 „Triumph des Silen“. Auch Silen ist als dicker, heiterer Alter, bekränzt und Trauben haltend, dargestellt worden.) Kinder mit Tieren umringen den Prunkwagen, der an einem Nachen erinnert. (Der Affe, den das auf einem Ziegenbock reitende Knäbchen im Arm hält, ist ein Sinnbild weltlichen, sündigen Treibens und sexueller Begehrlichkeit.) Ein antik gekleideter, bekränzter Mann mit Trommel und Flöte (ein Verweis auf die flötenspielenden Hirten Arkadiens), eine nackte Bacchantin, die ein Becken schlägt, halb entblößte Bacchantinnen mit Schellenkränzen, Tamburin und Leier, ein Satyr mit Panflöte usw. nehmen im Vordergrund am Festzug teil. Zwei Figuren des Triumphzuges stammen nach Mitteilung U. Härtings (mündlich, 1994) aus Raffaels „Vermählung der Psyche“ in der Farnesina in Rom. Dem weiblichen Halbakt am linken Rand liegt die tanzende, blumenbekränzte Venus im Fresko des Hochzeitmahles zugrunde (E. Campanesca, Tutta la pittura di Raffaello, Bd. 2, Mailand 1956, Abb. 127 und S. 56); Francken hat der Frau anstelle des Blumenschmuckes einen Schild beigegeben. Im weiblichen Rückenakt am rechten Rand hat der Künstler die Figur des lyraspielenden Apoll im gleichen Fresko seitenverkehrt verwendet. Ein Stich mag die Motive vermittelt haben. Härting (1990, S. 6) hat vermutet, daß einige Figuren des Festzuges von antikisierenden Kleinbronzen angeregt seien; der Tambour etwa von „Aeolus“ des Elia de Witte, Florenz, 16. Jahrhundert (F. Schottmüller, Bronze. Statuetten und Geräte, Berlin 1921, Abb. 117, S. 151). Andere Teilnehmer des Festzuges tragen Weinkannen, Schüsseln, und Früchtekörbe. Satyrn, Gestalten, die Weinstöcke in die Höhe halten, und Betrunkene, die am Boden liegen oder geschleppt werden oder, von Helfern gestützt, auf einem Esel reiten, gehören dem weinseligen Zug an. Das Stillleben im Vordergrund deutet auf das Goldene Zeitalter, in dem das arkadische Treiben stattfindet. Der Fruchtkorb und ein Hase sind Symbole von Reichtum und Fruchtbarkeit. Weitere Kennzeichen der „felicitas temporum“ sind das friedliche Miteinander einiger wilder und häuslicher Tiere in dem fernen Zuge und das sorglose Treiben der Menschen in einer offenen, freundlichen Landschaft. Am Himmel erscheint der Sonnengott Helios mit seinem Wagen – schon seit dem Morgen währt also das ungezügelte Leben.
Nr. 2864 ist laut U. Härting (freundliche briefliche Mitteilung 1992-93) 1616-18 entstanden. Zwei untereinander gleiche, doch von Nr. 2864 erheblich abweichende Varianten der Darstellung waren 1952 in der Kunsthandlung Nystad, Den Haag (Holz, 51 : 73 cm; U. Härting, Frans Francken der Jüngere, Freren 1989, Nr. 312, S. 331, Abb.) und in der Versteigerung Sotheby, London, 6.7.1983, Nr. 109, Abb. (Holz, 52 : 75cm, Härting 1989, Nr. 313).“
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Old Master Paintings
Chaucer Fine Arts, London 1990
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Von Brueghel bis Rubens. Das goldene Jahrhundert der flämischen Malerei
Wallraf-Richartz-Museum, Köln 04.09.-22.11.1992
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Von Brueghel bis Rubens. Das goldene Jahrhundert der flämischen Malerei
Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen 12.12.1992-08.03.1993
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Von Brueghel bis Rubens. Das goldene Jahrhundert der flämischen Malerei
Kunsthistorisches Museum Wien 02.04.-20.06.1993
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1906: Tableaux anciens et quelques tableaux modernes
Roos, C. F.; Vries, A. G. C. de
Collection Prof. Dr. W. A. Freund, Berlin. Succession Madame Veuve d'Helleputh Greeter. -
1908: Gemälde älterer, meist niederländischer Meister aus dem Besitze des Herrn Dr. de Vries in Amsterdam
Heberle, J. M. (H. Lempertz' Söhne)
Auktionshaus Friesenplatz 15, Köln, 26.-27.05.1908 -
1990: Old Master Paintings & Selected Works by Giovanni Paolo Panini
Chaucer Fine Arts Ltd.
Chaucer Fine Arts, London, 24.10.-14.12.1990 -
1992: Von Bruegel bis Rubens
Mai, Ekkehard (Hg.); Vlieghe, Hans (Hg.)
Das goldene Jahrhundert der flämischen Malerei -
1994: Neuerwerbungen 1993
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Gemäldegalerie -
1994: Illustrated Dictionary of 17th Century Flemish Painters
Maere, Jan de; Wabbes, Marie
3 Bde. -
1995: Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1984-1994
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.); Beckmann, Angelika (Bearb.)