
Das Bad des Hippias (Rekonstruktion)
Beschreibung
Die Sepia-Zeichnung des Karlsruher Architekten Friedrich Weinbrenner zeigt das legendäre Bad des Hippias – in einer freien ›Rekonstruktion‹. Lukian von Samosata hatte im zweiten nachchristlichen Jahrhundert diese Therme des griechischen Architekten Hippias geradezu hymnisch beschrieben. Es existieren jedoch nur literarische Zeugnisse ihrer einstigen Existenz. Weinbrenners Zeichnung entstand während seines Italienaufenthalts von 1792 bis 1797. Er übersandte diese Imagination des verlorenen Baus zusammen mit der Fantasie-Vedute einer Fürstengruft – beide Innenraumdarstellungen beeindrucken durch die immense Raumtiefe und die mächtigen, kassettierten Tonnengewölbe – an Major Johann Jacob Lux. Dieser war einer seiner frühen Förderer und Freunde. Der Gabe aus Italien ließ Weinbrenner ein Schreiben folgen, in dem er Lux darum bat, sich für ihn beim Markgrafen zu verwenden. Weinbrenner wollte seinen Aufenthalt in Rom fortsetzen und benötigte dazu eine finanzielle Zuwendung des Landesherrn.
Annähernd 300 Werke von Friedrich Weinbrenner gehören zum Bestand des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Kunsthalle. Die Zeichnungen und Entwürfe des Klassizisten, der das Stadtbild Karlsruhes maßgeblich prägte, zeigen seine profunde Auseinandersetzung mit antiken Vorbildern. Mit Weinbrenners Interesse für die Bäderarchitektur hatte es eine besondere Bewandtnis: Markgraf Karl Friedrich von Baden hatte 1784 begonnen, die Mauerreste der römischen Thermen in Badenweiler freilegen, sichern und schützen zu lassen. Dieser Zeitpunkt markiert den Beginn eines aufklärerischen und wissenschaftlichen archäologischen Interesses und Engagements in der Region Baden. Weinbrenner teilte dieses Interesse und wurde nicht nur zu einem vielbeschäftigten Stadtbaumeister und Entwerfer, sondern auch zu einem engagierten Denkmalschützer.
Daten und Fakten
Titel | Das Bad des Hippias (Rekonstruktion) |
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Künstler*in | Friedrich Weinbrenner (1766) |
Entstehungszeit | 1794 |
Inventarnummer | PK I 483-7 |
Maße Blatt | H 65,3 cm B 72,5 cm |
Maße Passepartout Innen | H 64,8 cm B 71,9 cm |
Maße Unterlage | H 71,6 cm B 85,6 cm |
Material | Papier hellbeige aufgezogen |
Technik | Tuschfeder Pinsel in Sepia Deckweißhöhung Bleistift Lavierung |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
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"Friedrich Weinbrenners Weg nach Rom"
Museum für Literatur am Oberrhein, PrinzMaxPalais 07.04. - 01.06.2008
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Friedrich Weinbrenner 1766-1826. Architektur und Städtebau des Klassizismus
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 27.06.-04.10.2015
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2010: Friedrich Weinbrenner
Ulrich Maximilian Schumann;
Klassizismus und "praktische Ästhetik" -
2015: Friedrich Weinbrenner, 1766-1826:
Kabierske, Gerhard/Kleinmanns, Joachim
Architektur und Städtebau des Klassizismus; Ausstellung der Städtischen Galerie Karlsruhe und des Su¿dwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau am KIT, 27. Juni 2015 bis 4. Oktober 2015 / -
2017: Friedrich Weinbrenner: Worte und Werke
Schumann, Ulrich Maximilian (Bearb.)
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2020: Das Wiener Konzerthaus 1913-2013
Hrsg.: Kurdiovsky, Richard; Schmidl, Stefan
im typologischen, stilistischen, ikonografischen und performativen Kontext Mitteleuropas