Friedrich Wilhelm Gmelin - Die Stalaktitenhöhle bei Hasel in Südbaden III

Die Stalaktitenhöhle bei Hasel in Südbaden III

Friedrich Wilhelm Gmelin

Maße:
H 54,2 cm  B 71,4 cm  
Jahr:
1799
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

Die enge Verknüpfung von mythischen, religiösen und naturgeschichtlichen Vorstellungen machten Grotten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu besonders beliebten künstlerischen Motiven. Hier waren die Spuren der Vergangenheit bewahrt, wurde die weit zurückreichende Natur- und Menschheitsgeschichte sichtbar. Gmelins Ansichten der Erdmannshöhle verbinden eine solche wissenschaftlich untermauerte Wahrnehmung mit einem überwältigenden ästhetischen Natureindruck. Bereits in der Wahl der Technik, der Ausführung in Sepia, zeigt sich sein Bemühen um eine sachliche Erfassung der Höhlenarchitektur. Möglicherweise dachte der versierte Künstler bei der Wahl der Technik auch an die Übertragung des Motivs in die Druckgrafik.

Das Blatt stellt den Höhepunkt der Grottenarchitektur dar: die sogenannte Fürstengruft, in der „das Auge von unzähligen und prachtvollen Gegenständen so überrascht [wird], daß man diese Todtenhalle nicht genug bewundern kann“, wie es in einem Führer von Carl August Lembke aus dem Jahr 1803 heißt. Zu erkennen ist die bizarre Architektur eines mit säulenähnlichen und obeliskenförmigen Tropfsteinen geschmückten palastartigen Raumes, in dem sich mehrere Besucher aufhalten. Es ist eine märchenhaft anmutende Kulisse, die Gmelin in ihrer eindrucksvollen Größe darzustellen versteht.

Seine Darstellung bewahrt den poetischen Charakter einer über Jahrhunderte gewachsenen Naturschöpfung und zeugt zugleich von dem sachlichen Blick des forschenden Künstlers, der die Eigenarten der Höhle zeichnend erkundet. Während in den Felsenstücken die übereinanderliegenden Gesteinsschichten erkennbar sind, scheinen die Tropfsteine im Fluss erstarrt. In Lembkes Buch finden sich treffende Worte für die charakteristischen Einzelformen, die sich wie eine Beschreibung von Gmelins Ansicht lesen. Er vergleicht die Stalaktiten einer dicken „Wachskerze, an welcher Tropfen herabfließen“, beobachtet die gegenläufige Aufwärtsbewegung: „schräg laufende Absätze wie rings umwundene Auffahrten“ und beschreibt den Sinter als einen Vorhang „welcher wie aus dem feinsten Gewebe zu bestehen scheint“.

Daten und Fakten

Titel Die Stalaktitenhöhle bei Hasel in Südbaden III
Künstler*in Friedrich Wilhelm Gmelin
Entstehungszeit 1799
Inventarnummer VIII 1480-3
Maße Blatt H 54,2 cm  B 71,4 cm  
Material Papier elfenbeinfarben aufgezogen
Technik Bleistift Lavierung Pinsel in Sepia
Gattung Zeichnung
Abteilung Kupferstichkabinett
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