Gliederung nach Innen
Beschreibung
Licht als ein raumzeitliches Phänomen, das sich von einer Quelle ausgehend ausbreitet und strahlt, ist Gegenstand der Malerei von Fritz Winter. Die kristallinen, schwarzen, roten und grünen Formen dieser Komposition werden von helleren Lichtbändern durchsetzt. Fritz Winter, der bei Paul Klee, Wassily Kandinsky und Josef Albers am Bauhaus von 1927 bis 1930 studiert hatte, beschäftigte sich in den 1930er-Jahren malerisch abstrakt mit dem Licht. Er stand dem neuen Raumbegriff moderner Architektur nahe, der sich durch eine Propagierung durch den Einsatz von Glas ermöglichter Transparenz, Leichtigkeit und weit geöffneter, durchlässiger Räume auszeichnete.
Die tektonische Komposition Winters beschreibt aber weniger einen baulichen Zusammenhang, ein architektonisches Inneres, als vielmehr ein Strahlungsphänomen, dass die Bewegung von Licht – auch als Energie – zwischen Außen und Innen ins Bild rückt. So schafft Winter eine ätherische Metapher sowohl für die Vorstellung eines Seeleninnenraums als auch für den interstellaren Raum.
Viele Werke der 1930er-Jahre von Fritz Winter sind Bildarchitekturen aus Nuancen von Grau, Hell-Dunkel-Malereien, mitunter regelrechte Grisaillen. Sie spiegeln unter anderem die Auseinandersetzung des Künstlers mit der auch am Bauhaus betriebenen abstrakten Fotografie, zum Beispiel von Laszlo Moholy-Nagy. Außerdem ist die Faszination spürbar, die das Motiv des Kristalls auf Künstler und Architekten seit Beginn des 20. Jahrhunderts ausübte. Robert Delaunays Orphismus, die Werke des italienischen Futurismus, auch die expressionistische Malerei Franz Marcs, Teile des Œuvres von Paul Klee und Lyonel Feininger spiegeln dieses Interesse. In Winters Werk steigern sich Schwärze und Farbigkeit im Kontrast wechselseitig. Der Künstler reflektiert ein dynamisch-energetisches Verständnis des Raums, das diesen über Kräfte und Ströme definiert.
Im Sog der Abstraktion
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Gliederung nach Innen offenbart eine enorme Tiefe – eine Tiefe, in der man sich beinahe verliert. Je länger man schaut, desto tiefer wird man in die Mitte des Gemäldes hineingezogen. Es ist, als befände man sich in einer Höhle, in die man Schritt für Schritt vordringt.
Dieses Höhlengefühl wurde in die Produktion meiner Soundcollage mitgenommen und klanglich umgesetzt. Von allen Seiten hört man Wasser – tropfend, fließend, manchmal auch nur als Echo. So entsteht der Eindruck, dass die Geräusche aus allen Richtungen kommen – so, als befände man sich mitten im Bild.
Mit jedem Moment reisen wir tiefer in den Kern der Höhle. Neue Klänge treten hinzu, vertraute kehren zurück. Die Spannung steigt stetig, als stünden wir kurz davor, den Grund zu erreichen.
Doch was sich dort zeigt, lässt uns – unerwartet – mit Fragen zurück.
Lenny Lorenz
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Daten und Fakten
| Titel | Gliederung nach Innen |
|---|---|
| Künstler*in | Fritz Winter (1905) |
| Entstehungszeit | 1934 |
| Inventarnummer | 2750 |
| Maße Bildträger | H 110,0 cm B 75,0 cm |
| Maße Rahmen | H 125,2 cm B 90,5 cm T 5,0 cm |
| Material | Papier Leinwand |
| Technik | Ölfarbe |
| Gattung | Gemälde |
| Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
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