Das brennende Sodom
Beschreibung
Hans Baldung, genannt Grien war einer der eigenwilligsten Künstler des 16. Jahrhunderts.
Das Gemälde (Inv. 2989a–c) zeigt eine Szene der dramatischen Geschichte des frommen Lot, den Gott errettet hat und der dennoch zum Sünder wird (Genesis 19): Engel führen Lot und seine Familie aus der brennenden Stadt Sodom, die von Gott wegen der schändlichen Lebensweise ihrer Bewohner mit Vernichtung bestraft wird. Nachdem seine Frau, die sich verbotenerweise nach Sodom umgesehen hat, zur Salzsäule erstarrt ist, finden Lot und seine beiden Töchter Unterschlupf in einer Höhle. In zwei aufeinander folgenden Nächten wird Lot dort von seinen Töchtern trunken gemacht und verführt. Beide werden durch ihr inzestuöses Verhältnis mit dem Vater schwanger und gebären einen Sohn.
Baldungs Werk ist nur bruchstückhaft erhalten. Im Frühjahr 2019 erwarb die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe drei Fragmente. Ein Viertes, das die jüngste Tochter Lots zeigt, ist durch ein Foto bekannt.
Während Lot dabei ist aus einem goldenen Becher Wein zu trinken, schiebt seine jüngste Tochter den Vorhang, der die Szene einrahmt, zur Seite und beobachtet das Geschehen. Im Bildhintergrund rechts sind noch die aus den brennenden Häusern von Sodom schlagenden Flammen zu sehen.
Die bildbestimmende Figur in Baldungs Komposition ist Lots ältere Tochter. Der Maler hat sie als liegenden Akt konzipiert. Ihr lasziver Blick gilt dabei ganz dem (männlichen) Betrachter. Dieser muss den Zwiespalt zwischen erotischer Fantasie und schlechtem Gewissen, Vergnügen an einer verwerflichen Situation zu finden, aushalten.
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Daten und Fakten
Titel | Das brennende Sodom |
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Künstler*in | Hans Baldung |
Entstehungszeit | um 1535/1540 |
Inventarnummer | 2989 c |
Maße Bildträger | H 82,0 cm B 32,0 cm |
Maße Rahmen | H 95,4 cm B 162,1 cm T 6,0 cm |
Material | Holz |
Technik | Mischtechnik |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Ein Grund für die Fragmentierung des Werks könnte entweder die so erzielte Wertsteigerung (drei Baldung-Gemälde erzielen einen höheren Preis als eines) oder die Anstößigkeit des Themas gewesen sein.
Übrigens wurde das eigentliche Bildthema erst Anfang der 2000er Jahre herausgefunden. Bis zu einer ersten restauratorischen Untersuchung war der rechte Teil, der Lots zur Salzsäule erstarrende Frau zeigt, überstrichen und um 90 Grad gedreht an das Fragment der liegenden Tochter Lots angefügt.
Erst durch eine Infrarotreflektographie, die Kenntnis des Berliner Lot-Fragments sowie die zueinander passenden Fugen der Fragmente, konnten die einzelnen Teile weitestgehend zusammengeführt werden. Der vierte Teil, der die zweite Tochter Lots zeigt, befindet sich in unbekanntem Besitz und ist nur durch eine schwarz-weiß Reproduktion bekannt.
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