Alte Schule ohne Platz
Beschreibung
Hubert Kiecol verwendet für seine gegossenen Architekturplastiken Beton. Dieses Material war und ist für das moderne Bauen von weitreichender Bedeutung. Die Herstellung von Beton macht mittlerweile rund acht Prozent der weltweiten vom Menschen verursachten CO2-Emissionen aus.
Kiecols Plastiken sind massiv gegossen. Fensterlos scheinen sie als Architekturen aus einfachsten Grundrissen und geometrischen Aufbauten von einer hermetischen Strenge. Sie bergen keinen Raum, sondern verdrängen ihn lediglich als kompakte Körper. Auch darin erinnern die schlichten Formen an Spielzeuge oder Baukästen. Sie wirken handhabbar, jedoch weder betret- noch bewohnbar. Als Archiskulpturen dirigieren sie den Betrachter, weisen ihm seine Position und Haltung im Raum zu. Als geschlossene Körper verweigern sie jeden Gedanken an ein Inneres – jedes Versprechen auf Schutz oder Unterschlupf.
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Was haben wir denn da? So klein und niedlich, man möchte es am liebsten berühren oder damit spielen, doch dafür ist es nicht vorgesehen. Die Skulptur aus Beton trägt den Namen Alte Schule ohne Platz und stammt von Hubert Kiecol.
Das Werk ist nüchtern, ein in sich geschlossenes Objekt. Es besteht aus drei Teilen und ist spiegelsymmetrisch aufgebaut. Die beiden äußeren Teile sind flach, der höhere Turm in der Mitte trägt ein Giebeldach.
Der reine Beton
Ambivalente Empfindungen stellen sich beim Betrachten ein: Die reduzierte Form, das harte Material, die graue Farbigkeit wirken abweisend, rau und kalt. Die Dimension des Objekts lässt es jedoch harmlos und handhabbar erscheinen wie eine Miniatur, ein Modell oder Spielzeug.
Dadurch spielt der Künstler mit uns und unserer Wahrnehmung: Seine Werke stehen mal sockellos auf dem Boden, mal sind sie auf hohen Betonstelen postiert. Diese Positionen beeinflussen, wie wir das Objekt im Raum wahrnehmen.
Hubert Kiecol ist bekannt für seine architektonischen Plastiken aus Beton, einem Material, das seit dem 20. Jahrhundert eine zentrale Rolle in der Architektur spielt.
Gleichzeitig hat dieses Baumaterial einen hohen ökologischen Fußabdruck, da seine Herstellung etwa 8% der weltweiten CO₂-Emissionen verursacht. Mit Beton schafft Kiecol massive, kompakte, fensterlose Werke, die keinen Gedanken an Zugänglichkeit oder Bewohnbarkeit aufkommen lassen.
Kein Gebäude für den Austausch
Alte Schule ohne Platz verweigert sich bewusst einer Funktion, die wir typischerweise mit Architektur verbinden – dem Behausen.
Der Titel ist vieldeutig. Handelt es sich hier um eine Alte Schule, in der Raumnot herrscht? Fehlt ein Platz um sie herum, also der Schulhof als Ort zwangloser sozialer Interaktion, Kommunikation und Pausen? Oder hat diese Schule ihren Ort verloren?
In Gedanken lässt sich sehr wohl mit dem Objekt und der Bedeutung seines Titels spielen. Platz für Assoziationen und Emotionen.
Daten und Fakten
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Hubert Kiecol
Galerie Max Hetzler 18.02.1984 - 17.03.1984
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Neuerwerbungen zeitgenössischer Kunst 1995-2004. Malerei und Skulptur seit 1960
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 2004
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2004: Neuerwerbungen zeitgenössischer Kunst 1995-2004
Bearb.: Holsten, Siegmar; Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Malerei und Skulptur seit 1960