Wäscherinnen an einem Flüsschen, dahinter Hausruine mit antiken Säulen

Eine Szene an einem Fluss: Ein Jäger grüßt die Wäscherinnen, die ihre Arbeit unter freiem Himmel verrichten. Auf einer Anhöhe weiden Kühe. Ein galantes Paar trifft sich, und Männer und Frauen gehen rund um eine antike Hausruine ihren Tätigkeiten nach. Anders als seine Zeitgenossen verwendet Jean-Jacques de Boissieu die Ruine nicht als melancholische Metapher der Vergänglichkeit, sondern als temporalen, fast schon romantischen Kontrapunkt in einer ländlichen Idylle. Das in zarten Tönen gehaltene Aquarell verlängert das Kalksteinplateau gleichsam organisch in die Architektur, so dass Ruine und Natur sich in dieser Landschaft harmonisch ergänzen.

Von dem in Lyon geborenen Jean-Jacques de Boissieu befinden sich 146 Werke im Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle. Ausgebildet an der École gratuites de dessin in seiner Geburtsstadt ging Boissieu zunächst nach Italien, wo er unter anderem Voltaire traf. Zurückgekehrt nach Frankreich vereinte er in seinen graphischen Arbeiten mitunter Motive aus Italien und solche aus der Gegend um Lyon. Dies scheint auch in diesem Aquarell der Fall zu sein. Anders als Künstler*innen im 17. und 19. Jahrhundert verwendet Boissieu die Ruine nicht als Metapher der Krise oder Katastrophe, sondern buchstäblich als beschauliche Kulisse für sein Gemälde, in dem Genrehaftes und Landschaft vereint sind.