Johann Heinrich Schönfeld - Der gerechte Richter

Der gerechte Richter

Johann Heinrich Schönfeld

Maße:
H 15,1 cm  B 21,4 cm  
Jahr:
um 1670
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

Wie auf einer Bühne sind die Hauptpersonen im Vordergrund platziert: In der Mitte und durch ein zweistufiges Podest etwas erhöht, thront der Richter, autorisiert durch das göttliche Auge über ihm und die ihn flankierenden Personifikationen. Zu seiner Linken steht die Gerechtigkeit mit Schwert und Waage, deren verbundene Augen auf die Unvoreingenommenheit ihres Urteils verweisen. Bei der weiblichen Gestalt zu seiner Rechten handelt es sich wohl um die christliche Tugend der Hoffnung, die an ihren flehend gefalteten Händen und dem empor gewandten Blicks zu erkennen ist. Vor dem Richter haben sich zwei Männer eingefunden. Der eine der beiden steht aufrecht in einem langen Gewand, der andere im kurzen Rock, spricht mit bittender Geste zum Richter, der sich ihm seinerseits nachdenklich lauschend zuwendet. Erläuternd sind dem Hauptgeschehen weitere Szenen zugeordnet: Rechts nähern sich zwei Männer, die einen Delinquenten in ihrer Mitte zum Richter führen. Links verhandelt ein Figurenpaar am Boden, während ein zweites sich versöhnlich umarmt. Der Gefängnisturm mit dem Galgen im Hintergrund verstärkt das dargestellte Thema der Rechtsprechung und deutet mögliche Folgen des Urteils an.

Der Augsburger Künstler Johann Heinrich Schönfeld schuf das Blatt viele Jahre nach seiner Rückkehr aus Italien, wo er 18 Jahre lang überwiegend in Neapel gelebt und gearbeitet hatte. Mit nur wenigen Strichen und großzügigen Lavierungen gelingt ihm eine treffende Charakterisierung der Dargestellten, deren Gestalten zumeist stark überlängt wirken. Die Staffelung in den Raum deutet der Künstler lediglich durch zunehmende Helligkeit und abnehmende Detailgenauigkeit an, ein Vorgehen, das an druckgraphische Blätter von Künstlern wie Jacques Callot erinnert.

Die hier entworfene Szene mag für ein Rathaus gedacht gewesen sein oder in Bezug zu Darstellungen der "Guten Regierung" gestanden haben. Eine eng verwandte Zeichnung Schönfelds, in der die Richterszene weiter in den Hintergrund gerückt ist, findet sich im Bestand der Graphischen Sammlung in Augsburg. Ein Gemälde des Themas ist jedoch nicht erhalten. [A.R.]

Daten und Fakten

Titel Der gerechte Richter
Künstler*in Johann Heinrich Schönfeld
Entstehungszeit um 1670
Inventarnummer 1978-9
Maße Blatt H 15,1 cm  B 21,4 cm  
Material Papier weißlich
Technik Feder in Schwarz Pinsel in Grau schwarze Kreide
Gattung Zeichnung
Abteilung Kupferstichkabinett
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