Viermal Hilde
Beschreibung
Auf den ersten Blick wirkt das großformatige Blatt wie eine Modezeichnung: eine gemusterte Bluse zum kurzen Rock, ein hochgeschlossener Mantel mit einer Kappe, ein gewickeltes Oberteil über kurzen Hosen und eine geblümte Schürze. In raschen Strichen in Bleistift und Kreide umreißt Karl Hubbuch die Formen und akzentuiert Details mit Aquarellfarben.
Ein zweiter Blick offenbart die große Ähnlichkeit der Gesichtszüge der vier Frauen: Sie alle kennzeichnet eine deutlich gebogene Nase und aufgeworfene Lippen. In einer Art Mehrfachporträt präsentiert Karl Hubbuch seine Ehefrau Hilde, die zunächst an der Karlsruher Akademie und später am Bauhaus in Dessau Fotografie studierte. Mit einem humorvollen Augenzwinkern werden vier verschiedene Facetten der selbstbewussten Frau in den Ansichten vorgeführt. Die Posen wirken spontan und sind dennoch treffend gewählt. Hilde erscheint von links nach rechts als bebrillte Intellektuelle, mondäne Dame im pelzbesetzten Mantel, als Bohemienne mit Zigarettenspitze und schließlich häuslich leger. Das Blatt lässt sich jedoch nicht nur als Hommage Hubbuchs an seine Frau verstehen. Der Künstler stellt zugleich vier für die Zeit der Weimarer Republik charakteristische Frauengeestalten dar.
Die Studien sind im großen Format ausgeführt, wobei ihre Anzahl wohl nicht von vornherein geplant war. Ein zweites Blatt wurde an das vorhandene angesetzt und auf der rechten Seite unten ein Papierstreifen hinzugefügt. Die Zeichnung diente als Vorstudie für ein Gemälde, das der Künstler nachträglich teilte: Die linke Hälfte wird in der Staatsgalerie moderner Kunst in München aufbewahrt, die rechte gehört zur Sammlung Thyssen-Bornemisza in Madrid.
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Daten und Fakten
Titel | Viermal Hilde |
---|---|
Künstler*in | Karl Hubbuch |
Entstehungszeit | um 1929 |
Inventarnummer | 1980-32 |
Maße Blatt | H 73,3 cm B 52,9 cm H 63,3 cm B 50,0 cm H 13,6 cm B 47,8 cm |
Maße Gesamtwerk | H 73,3 cm B 99,9 cm |
Maße Rahmen | H 112,5 cm B 136,5 cm T 2,5 cm |
Material | Aquarellkarton bräunlich Zeichenkarton |
Technik | Bleistift schwarze Kreide Aquarell schwarze Kreide Bleistift |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Hubbuch lernte seine Hilde 1926 an der Karlsruher Kunstschule kennen. Ihr besorgter, auf Anstand und Sitte bedachter Vater beauftrage zunächst ein Detektivbüro mit der Überwachung der Tochter, stellte sich der Eheschließung letztlich jedoch nicht entgegen. Die gut drei Jahre währende Verbindung war von einem intensiven kreativen Austausch zwischen dem Maler und der Fotografin geprägt.
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