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Lovis Corinth führt den Betrachter in seiner sparsam kolorierten, ornamental angelegten Zeichnung dicht an das Geschehen heran und konzentriert sich vor allem auf die Darstellung der Gesichter und Gesten. Der Leichnam Christi ist gerade vom Kreuz genommen und wird von Maria, die hinter Christus steht, und Nikodemus, der ihm zur Rechten dargestellt ist, gestützt. Der schmale Körper ist vom Leiden gezeichnet: Christus trägt als Zeichen der Verspottung die Dornenkrone auf dem Haupt, die Wunden sind in kräftigem Rot hervorgehoben. Sie korrespondieren mit der im Hintergrund dargestellten Szene, in der die Kreuzannagelung und der Lanzenstich zu erkennen sind. Die Hände Christi bilden in ihrer starren Verkrampfung einen deutlichen Gegenpol zu dem sensibel gezeichneten Antlitz des Toten, der sich zu der trauernden Maria Magdalena, die seinen Körper umfangen hält, hinabzubeugen scheint. Die Emotionalität der Trauergeste Maria Magdalenas steht in deutlichem Gegensatz zu der Gestalt Mariens, deren versteinerte Züge vom Kummer gezeichnet sind. Von dem schwarzen Kreuzesstamm hinterfangen, nimmt sie den Platz Christi ein. Ihr Tuch ist als schwarzer Trauerflor über seinen Kopf gelegt und wird von Nikodemus an die Lippen geführt. Die Gestalt des jugendlichen Johannes, der auf der anderen Seite steht, mutet mit der modischen Kurzhaarfrisur und den ausgeprägten Zügen porträthaft an. Durch diese ungewöhnliche Darstellung des bekannten Passionsthemas irritiert Corinth. In Anknüpfung an italienische Andachtsbilder der Frührenaissance verbindet er zwei Darstellungstypen miteinander: die Beweinung und die Pietà. Er greift in der Anordnung der Personen die Form des Kreuzes auf, verschiebt jedoch Christus aus der Mittelachse des Blattes. Der Hinweis auf die Kreuzigung und das Leiden Christi wird durch den unauffällig unter seinen Arm gelegten immergrünen Zweig um die Aussicht auf die Auferstehung erweitert. [A.R.]
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