Marc Chagall - Mutter und Sohn (Mère et fils)

Mutter und Sohn (Mère et fils)

Marc Chagall

Maße:
H 44,5 cm  B 34,7 cm  
Jahr:
1922
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

Zu den ersten Blättern des reichen druckgrafischen Werks von Marc Chagall gehört die Darstellung seiner Mutter, die den Arm um ihren kleinen Sohn legt. Sie gehört zu einer Folge von 20 Radierungen, welche der Künstler 1923 zu seiner Autobiografie "Mein Leben" schuf. Ermuntert worden war Chagall zu diesen Illustrationen vom Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer in Berlin, wo er sich von 1922 bis 1923 nach seiner endgültigen Ausreise aus Russland aufhielt. Sie illustrieren Chagalls Kindheit und Jugend im jüdischen Viertel von Witebsk und seine Erinnerungen an die weißrussische Heimat. Es sind fantastische, traumartige Bilder, die dem poetischen Charakter von Chagalls Erzählung entsprechen.

Besonders anrührend ist die Darstellung seiner Mutter Feiga-Ita, die seiner Erzählung zufolge in der Familie Chagall die Fäden in der Hand hatte und das schmale Einkommen des Vaters, der 32 Jahre lang Fische verpackte, mit einem kleinen Geschäft aufbesserte. Der Künstler zeigt sie als energische, wohlbeleibte und gutmütig lächelnde Frau, die mit beschwingtem Schritt ihren Sohn lenkt. Die Erfüllung seines Lebenstraums, Künstler zu werden, hatte er nicht zuletzt ihrer Unterstützung zu verdanken - obwohl sie ihn deswegen zunächst für verrückt erklärte, hatte doch zuvor niemand in der Familie irgendeinen Bezug zur bildenden Kunst gezeigt.

Die schwebenden Gestalten umreißt Chagall mit zahlreichen übereinander gelegten Strichelungen und modelliert sie mit kritzelnden Parallelschraffuren. Einzelne Punktierungen verleihen den Liniengespinsten einen zusätzlichen malerischen Ausdruck. In ihren fragmentierten Umrissen verkörpern die Figuren eine schwerelose, behände Leichtigkeit, ohne Anbindung an irgendeine Umgebung und losgelöst von jeglicher Gravitation. Es ist die aufscheinende Erinnerung an eine verschwundene Welt, die der Künstler grafisch erfasst.

Weitere digitale Angebote zu Marc Chagalls „Mutter und Sohn (Mère et fils)“

Psychologe Can Isyapar und Autorin Jaqueline Scheiber, die nebeneinander auf einem Sofa sitzen. Im Hintergrund ist das Gemälde Leute am blauen See von August Macke zu sehen sowie der Schriftzug Kunstcouch.

Das Werk im Kunsthallen-Podcast

Episode 19: Zuhause und Heimat – Zwischen Gefühl und Geografie

Ist Zuhause nur ein Ort oder einfach ein Gefühl? Der Geruch eines Parfüms, der Geschmack eines Gerichts, der Lieblingsmensch, ein Dialekt oder ein mit Traditionen verbundener Ort, wecken in uns Erinnerungen und das Gefühl von Heimat. Zuhause bedeutet aber nicht für jede*n dasselbe: Manche wollen sesshaft sein, andere sind am liebsten auf Reisen und viele stecken in einer weniger privilegierten Situation und sind aufgrund finanzieller oder sozialer Aspekte wohnungslos. Über die Emotionen rund um „Zuhause“ sprechen der Psychologe Can Isyapar und die Autorin Jaqueline Scheiber im Podcast Kunstcouch. Dabei geben vier Werke aus der Kunsthallen-Sammlung spannende Impulse!

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Daten und Fakten

Titel Mutter und Sohn (Mère et fils)
Künstler*in Marc Chagall
Entstehungszeit 1922
Inventarnummer 1965-16 G
Maße Blatt H 44,5 cm  B 34,7 cm  
Maße Platte H 27,6 cm  B 21,5 cm  
Material Büttenpapier
Technik Radierung Kaltnadelradierung
Gattung Radierung
Abteilung Kupferstichkabinett
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