
Das Weihrauchfass
Beschreibung
Der Maler und Kupferstecher Martin Schongauer gehört zu den bedeutendsten Künstlern des Spätmittelalters, dessen Druckgrafiken in ganz Europa verbreitet waren. In seiner detaillierten Darstellung eines Weihrauchfasses führte er die damals noch junge Technik des Kupferstichs zur Perfektion. Gleichzeitig belegt das Motiv die technische Herkunft des gestochenen Bildes aus dem Goldschmiedehandwerk, mit dem Schongauer durch eine Lehre in der Werkstatt seines Vaters bestens vertraut war.
Inhaltlich präsentierte Schongauer das christliche Thema in einer neuen Bildsprache: In einer perspektivischen Ansicht wird das Gefäß exakt in der Mittelachse des Bildes platziert, wobei der verschattete Fuß mit den sich verschlungenen Gliederketten in einer leichten Aufsicht erscheint. Mit tief gestochenen Linien erreicht der Künstler eine Plastizität, die den metallenen Gegenstand greifbar vor dem Betrachter erstehen lässt. Außerhalb jeglichen inhaltlichen Zusammenhangs erhob Schongauer das liturgische Gerät hier zu einem der ersten Stillleben in der Druckgrafik. Die primäre Funktion des Blattes ist ungewiss. Es könnte als Vorlagen- oder Musterblatt für Goldschmiede gedient haben oder auch ein reales Weihrauchfass wiedergeben.
Schongauer war einer der ersten Künstler, der seine Blätter durchgängig signierte und in hohen Auflagen produzierte. Die große Anzahl der Werke sorgte für eine kommerzielle Verbreitung seiner Blätter in ganz Europa. Die Kupferstiche Martin Schongauers übten einen großen Einfluss auf die nachfolgenden Malergenerationen aus, darunter auch Albrecht Dürer.
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Daten und Fakten
Titel | Das Weihrauchfass |
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Künstler*in | Martin Schongauer |
Entstehungszeit | 2. Hälfte 15. Jh. |
Inventarnummer | 1953-37 |
Epoche | Mittelalter |
Maße Blatt | H 26,0 cm B 20,7 cm |
Material | Papier |
Technik | Kupferstich |
Genre | Stillleben |
Gattung | Kupferstich |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Von Schongauer sind heute 116 Kupferstiche bekannt, von denen die Kunsthalle Karlsruhe fast die Hälfte besitzt.Martin Schongauer galt bei seinen Kollegen als Schönling und erhielt Kosenamen wie "martin schoen", "hibsch Martin" oder "Bel Martino".Michelangelo kopierte Schongauers „Versuchung des hl. Antonius".
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DAS BESONDERE BLATT 2004 11-12
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
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Pia Fries. Krapprhizom Luisenkupfer
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 18.12.2010 - 27.03.2011
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Kunsthalle@ZKM. Ein neuer Blick auf die Sammlung
Highlight-Präsentation ZKM 29.04.2023 - 01.09.2023
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1808: Le peintre graveur
Adam von Bartsch
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1925: Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im 15. Jahrhundert
Max Lehrs
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1991: Martin Schongauer und seine Zeit
Karin Groll
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2001: Spätmittelalter am Oberrhein. Maler und Werkstätten 1450-1525
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2010: Pia Fries - Krapprhizom Luisenkupfer
hrsg. von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Mit Texten von Oskar Bätschmann ... Red. Regine Heß
anlässlich der Ausstellung Pia Fries. Krapprhizom Luisenkupfer in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, 18. Dezember 2010 - 27. März 2011 -
2012: Der frühe Dürer
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Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum vom 24. Mai bis 2. September 2012