
Handlung (Ein Handschuh, Opus VI, Blatt 2)
Beschreibung
Zu Lebzeiten war der Maler, Bildhauer und Druckgrafiker Max Klinger besonders beim Bildungsbürgertum beliebt. In der Programmschrift „Malerei und Zeichnung“ beschrieb Klinger das Leben eines Künstlers mit folgenden Worten: „Zu empfinden, was er sieht, zu geben, was er empfindet.“ Besonders in der Druckgrafik verband er detailgenaue Wirklichkeitsdarstellungen und Traumvisionen zu kraftvollen Bildkompositionen.
Eine der bekanntesten druckgrafischen Werke ist die 1881 entstandene zehnteilige Folge „Ein Handschuh“. Als Vorlage diente dem Künstler eine Serie an Zeichnungen, die er drei Jahre zuvor unter dem Titel „Phantasien über einen gefundenen Handschuh, der Dame, die ihn verlor, gewidmet“ ausgestellt hatte. Diese Bezeichnung deutet an, dass sich Klinger auf ein persönliches Erlebnis bezog. 1878 war ihm auf der Rollschuhbahn „Skating-Rink“ in Berlin-Hasenheide die Tochter eines brasilianischen Diplomaten begegnet, in die er sich unsterblich verliebt hatte. Dass es sich hierbei nicht um eine glückliche Liebesgeschichte handelte, wird im Laufe der Folge deutlich.
Auf dem zweiten Blatt taucht zum ersten Mal der eigentliche Protagonist der Handlung, der Handschuh, auf. Er ist der jungen Frau aus der Hand gefallen, die in Rückansicht und schwungvoll zur Seite geneigt in der Mitte des Bildes auf der Rollschuhbahn läuft. Im Vordergrund ist der Künstler selbst zu erkennen; er bückt sich, um das verlorene Accessoire aufzuheben. Auch wenn er das scheinbar mühelos auf einem Bein balancierend und mit der linken Hand in der Jackentasche bewerkstelligt, so weist der auf dem Boden liegende Hut schon auf seine schwindende Selbstbeherrschung, die in den folgenden Szenen zum Thema werden wird.
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Daten und Fakten
Titel | Handlung (Ein Handschuh, Opus VI, Blatt 2) |
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Künstler*in | Max Klinger |
Entstehungszeit | 1881/zwischen 1893 und 1898 |
Inventarnummer | Bibliothek 1944-555-2 |
Maße Blatt | H 63,2 cm B 44,7 cm |
Maße Platte | H 29,8 cm B 21,0 cm |
Material | Kupferdruckpapier Chinapapier, aufgewalzt |
Technik | Radierung |
Gattung | Druckgrafik |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Max Klinger kam im April 1874 als junger Kunstschüler nach Karlsruhe und verbrachte dort rund anderthalb Jahre. Er erlernte in der Antikenklasse von Ludwig Des Coudres die Grundlagen des Zeichnens nach Gipsabgüssen antiker Skulpturen.
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1909: Max Klingers Radierungen, Stiche und Steindrucke
Singer, Hans Wolfgang
Wissenschaftliches Verzeichnis -
1992: Max Klinger 1857-1920
Gleisberg, Dieter; Mehnert, Karl-Heinz u. a.
Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main, 12.02. - 07.06.1992; Von der Heydt-Museum Wuppertal, 28.06. - 06.091992 -
1996: Max Klinger
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