
Gemüsemarkt in Amsterdam
Beschreibung
Für Max Liebermann, den Sohn eines vermögenden Fabrikanten mit strenger, preußischer Haltung, war eine andere Laufbahn vorgesehen, als die eines Künstlers. Dennoch setzte er sich mit seinen Wünschen durch und begann, 1868 an der Akademie in Weimar Malerei zu studieren. Von der französischen Freilichtmalerei angezogen und hier vor allem von Jean-François Millets Darstellungen arbeitender Bauern, reiste er 1873 nach Paris in der Hoffnung, Kontakte zu impressionistischen Malern zu knüpfen. Zwei Jahre nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges war dies ein schwieriges Unterfangen und gelang letztlich nicht. Dennoch blieb er fünf Jahre in der Kunstmetropole, erfuhr Anerkennung durch Kunstkritiker und erhielt Ausstellungsmöglichkeit in den jährlich stattfindenden Salons. Der Künstler Liebermann verbrachte die Sommermonate regelmäßig in Holland und fand dort seine Motive. Liebermann gelang es, einfache Menschen in ihrem Arbeitsalltag lebensnah, ungeschönt und respektvoll darzustellen. Der hohes Ansehen genießende Maler Adolph von Menzel äußerte, Liebermann sei der einzige Maler, der Menschen male, keine Modelle.
In Berlin erntete Liebermann allerdings nur Spott. Erst als er sich Szenen bürgerlichen Freizeitvergnügens zuwandte, wurde er auch dort gefeiert. Die Judengasse und den Gemüsemarkt in Amsterdam malte er auf dem Höhepunkt seines Schaffens.
Neben den Bildmotiven zeichnet Max Liebermann vor allem die „reine“ Malerei aus: pastos gesetzte Pinselstriche, vielfältige Farbnuancen, nebeneinandergesetzt und miteinander verwoben zu einem Spiel von Licht, Schatten und Stofflichkeit.
Mit bewegtem Pinselstrich, in dickem und teils auch trockenem Farbauftrag hält Liebermann die flüchtigen Begegnungen der Menschen fest. Vermag man im vorderen Bereich noch einzelne Kunden und Händler auszumachen, so lösen sich die Figuren nach hinten zunehmend in vielfältigen Braun-, Ocker-oder Beigetönen auf. Ein Händler zählt an einem Verkaufstisch Münzen in seine Hand, drei Frauen unterhalten sich, zwei Männer mit schwarzen Hüten und ebensolcher Kleidung verfolgen aus sicherer Distanz, an die Hauswand gelehnt, das Geschehen. Die voll beladenen Tische und der lehmartige Boden leuchten im Mittelgrund aus der dunkleren Umgebung heraus und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Das Markttreiben ist von einem leicht erhöhten Standort gesehen, mit Blick auf die gegenüberliegenden Hausfassaden. Der diagonale Bildaufbau führt den Blick von rechts unten nach links oben in die Tiefe der abgewinkelten Gasse.
Liebermanns virtuose Pinselschrift und sein immenses Farbgefühl faszinieren in diesem Bild auf besondere Weise.
Daten und Fakten
Titel | Gemüsemarkt in Amsterdam |
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Künstler*in | Max Liebermann |
Entstehungszeit | 1908 |
Inventarnummer | 1499 |
Maße Bildträger | H 74,0 cm B 85,5 cm |
Maße Rahmen | H 95,8 cm B 115,0 cm T 10,0 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
„Ich kann gar nicht so viel fressen/essen, wie ich kotzen möchte!“ ist eine oft zitierte Äußerung von Max Liebermann. Er reagierte auf einen Fackel Aufmarsch anlässlich der Machtergreifung der NSDAP vor dem Brandenburger Tor, unweit seines Wohnhauses.
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"Nichts trügt weniger als der Schein". Max Liebermann, der deutsche Impressionist
Kunsthalle Bremen 1995-1996
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Max Liebermann. From Realism to Impressionism
Skirball Cultural Center, Los Angeles 2005-2006
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Max Liebermann - Een zomers impressionist
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1930: Der Cicerone
XXII
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1971:
Katalog Neuere Meister
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Kat.: Zimmermann, Werner
aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe -
1987: Die Kunsthalle im Dritten Reich
Angermeyer-Deubner, Marlene
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1999: Images of Identity an Urban Life
Bilsky, Emily D.
The Jewish Artists in Turn-of-the-Century Berlin -
2000: Die Kunsthalle Karlsruhe - Der Beginn einer modernen Sammlung
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2018: Max Liebermann
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