
Die betende Heilige Jungfrau in Halbfigur
Beschreibung
Man weiß kaum etwas über die Person des Künstlers, dem die Forschung auf Grund seines Monogramms den Namen „Meister E.S.“ gab. Gewiss hat er am Oberrhein gelebt – darauf weisen sowohl sein Stil als auch einige Inschriften in alemannischer Mundart sowie südwestdeutsche Wappen, darunter auch das badische. Achtzehn seiner rund 320 erhaltenen Kupferstiche tragen das Monogramm „E“ oder „E S“ – das früheste Monogramm in der Geschichte des Kupferstichs – und vierzehn das Datum 1466 oder 1467. Seine Kunst war aufgrund der möglichen Vervielfältigung der Druckgrafiken von einer enormen Wirkkraft, auch in weit entfernten Regionen. Diese frühen Kupferstiche dienten unter anderem als Vorlagen für Goldschmiede, Bildhauer und Maler, wurden jedoch auch als selbständige Andachtsbilder in privatem Rahmen genutzt. Man heftete sie an Wände, Holztäfelchen, Truhen, Schränke oder Kästchen, nutzte sie als Buchschmuck, erwarb sie als Wallfahrtsandenken oder Neujahrsgruß. Mit der frühen Druckgrafik begann eine Demokratisierung der Kunst: Bilder wurden auch für breitere und weniger wohlhabende Schichten verfügbar.
Die betende Maria mit dem Monogramm „E“ und der Jahreszahl 1467 zeichnet sich durch eine sehr differenzierte Sticheltechnik aus: Zwischen tief eingegrabenen Konturlinien ist die Binnenzeichnung durch außerordentlich feine, meist parallele Strichlagen gekennzeichnet, bis zu punktgroßen Strichen verkürzt. Die Hautpartien sind besonders zart gestaltet – am Hals Mariens ist sogar das Schlüsselbein angedeutet. Charakteristisch für den Künstler sind die auffällig schmalen Hände mit den überlängten Fingern.
Daten und Fakten
Titel | Die betende Heilige Jungfrau in Halbfigur |
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Künstler*in | Meister E.S. |
Entstehungszeit | 1467 |
Inventarnummer | 1970-44 |
Maße Blatt | H 16,5 cm |
Maße Platte | H 14,6 cm |
Maße | B 13,9 cm B 12,0 cm |
Material | Papier |
Technik | Kupferstich |
Gattung | Kupferstich |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Der Kupferstich entwickelte sich aus dem Goldschmiedehandwerk - auf der Kupferplatte dieses Drucks wurde beispielsweise eine Rundpunze verwendet, eigentlich ein Werkzeug der Goldschmiede. Man erkennt die Punzierung zwischen den Zahlen der Datierung und an der Bordüre des linken Ärmels.
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1908-1934: Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im
Lehrs, Max
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1924: Der Meister E.S.
Geisberg, Max
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[1970]: Auktion 136. Graphik und Handzeichnungen alter Meister
Kornfeld und Klipstein
Teile der Sammlung L. K., R. C. N., und Bestände aus europäischen und überseeischen Privatsammlungen -
1971: Erwerbungsbericht 1970
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Kupferstichkabinett
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1986: Meister E.S.
Bevers, Holm
Staatliche Graphische Sammlung München, 10.12.1986 - 15.02.1987; Kupferstichkabinett Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, 11.04. - 14..06.1987 -
1988: 100 Zeichnungen und Drucke aus dem Kupferstichkabinett
Borries, Johann Eckart von; Theilmann, Rudolf
Ausgewählte Werke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe -
2001: Spätmittelalter am Oberrhein
Maler und Werkstätten 1450-1525