Michael Haider(?) - Hohenlandenberg Altar: Christus am Kreuz zwischen den beiden Schächern, mit Maria, Maria Magdalena und Johannes

Hohenlandenberg Altar: Christus am Kreuz zwischen den beiden Schächern, mit Maria, Maria Magdalena und Johannes

Michael Haider(?)

Maße:
H 192cm B 121cm 
Jahr:
um 1500
Ort:
ZKM

Beschreibung

Ursprünglich war der Flügelaufsatz, der einst einen Altar zierte (Retabel genannt), wohl Teil der Kapellenausstattung im ehemaligen Bischofssitz neben dem Konstanzer Münster. Namentlich lässt sich der Maler des Werks nicht mit letzter Sicherheit fassen, höchstwahrscheinlich war er aber in einer Konstanzer Werkstatt tätig. Um 1500 gefertigt, ging das Retabel 1802 an den Großherzog von Baden und wurde zeitweilig am Begräbnisort der Großherzöge in Kloster Lichtenthal gezeigt.

Ein Spiel von Diesseitigem und Jenseitigem präsentieren die drei Tafeln. Das Hauptgeschehen in der Mitte, die Kreuzigung Christi, ist für die zeitgenössischen Betrachter*innen um 1500 in einem vagen Hier und Jetzt verortet. Jerusalem im Hintergrund gleicht einer mittelalterlichen Stadtkulisse, eingebettet in eine Landschaft ähnlich der des Bodensees. Den Blick in die Tiefe der Landschaft durchschneidet zentral die Figur des gekreuzigten Jesus, die zu beiden Seiten von Schächern eingerahmt wird. Nicht nur das Hinwenden zu und Abwenden von Jesus, sondern ganz plakativ auch die Farbgebung des jeweiligen Lendentuchs – in Farben des Lichts und der Finsternis – zeigt an, welcher der beiden nach seinem Tod den Weg der Erlösung und welcher den Weg der Verdammnis gehen wird. Mit dem Goldgrund bedient sich der Maler eines künstlerischen Mittels, um Christus als Ziel der Andacht in ein zeitloses Jenseits zu rücken.

Ebenfalls vor brokatgemusterten Goldgrund gestellt, gehören auch die beiden Heiligenfiguren der Seitenflügel diesem Jenseits an. Der heilige Pelagius rechts, Stadtpatron von Konstanz, und der heilige Konrad links, Patron des Bistums, stehen zwar auf festem Fliesenboden, erscheinen aber selbst gegenüber dem Personal des Mittelfelds unwirklich riesenhaft, erst recht im Vergleich mit der geradezu winzigen Stifterfigur.

Groß ist hingegen der ganz irdische Repräsentationswille des Stifters. Verewigt in der Haltung der andächtigen Anbetung und in bescheidenem Maßstab, tritt er als demütiges Vorbild im Glauben an das Jenseits in Erscheinung. Doch fällt neben der bescheidenen Geste vor allem die wenig bescheidene, gold- und edelsteinverzierte Kleidung auf: Hervorgehoben werden seine Insignien, also die Zeichen der bischöflichen Macht wie Krümme (Bischofsstab), Mitra mit Inful (Stoffbänder), Pontifikalhandschuhe und Pluviale (Mantel). Das Unterstreichen des hohen kirchlichen Amts wird besonders augenfällig durch die Wiederholung derselben Kleidungsstücke und Gegenstände beim heiligen Patron. Selbst Hugos Konterfei ist erstaunlich eng verwandt mit dem Konrads und lässt charakteristische Züge vermissen.

Ganz anders auf einem weiteren Bild desselben Bischofs (Inv. 2190): Hier erscheint er wie aus dem Leben gegriffen und nicht als Amtsträger, sondern als leibhaftiger Mensch, dem man einen wachen Geist und Wohlwollen anzusehen glaubt – obwohl auch dort dem Portraitierten durch die Kleidung eine Rolle zugewiesen ist, nämlich die des Gelehrten.

Um wen es sich handelt, verraten gleich drei Wappen auf dem Hohenlandenberger Altar: das Eigenwappen des adligen Hugo, das Bistumswappen und die Kombination der beiden, die er nach seiner Weihe 1496 führen durfte.

Daten und Fakten

Titel Hohenlandenberg Altar: Christus am Kreuz zwischen den beiden Schächern, mit Maria, Maria Magdalena und Johannes
Künstler*in Michael Haider(?)
Entstehungszeit um 1500
Inventarnummer 48 b
Maße Bildträger H 192cm B 121cm
Maße Rahmen H 210.5cm B 137.3cm T 9.5cm
Material Nadelholz
Technik Mischtechnik
Gattung Gemälde
Abteilung Alte Malerei (vor 1800)
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