
Helles Bild
Beschreibung
Nach der Flucht aus Niederschlesien siedelte sich Girkes Familie im Osnabrücker Land an. Raimund Girke besuchte das Gymnasium in Quakenbrück und studierte nach dem Abitur zwei Jahre an der Werkkunstschule in Hannover Malerei. Ab 1966 war er dort selbst als Dozent tätig. Sein Studium setzte er an der Kunstakademie in Düsseldorf in der Klasse von Georg Meistermann fort. Seit 1971 war er Professor an der Hochschule der Künste in Berlin.
In seinem künstlerischen Schaffen war Girke während der ersten Hälfte der 1950er Jahre von der gestisch-rhythmischen Abstraktion des Informel beeinflusst, die insbesondere im Rheinland als Ausdrucksform die Malerei bestimmte.
Mitte der 1950er Jahre entwickelte der Künstler eine auf wenige Farbtöne reduzierte Bildsprache. Weiß war dabei die vorherrschende Farbe, mit der sich Girke auseinandersetzte. Er empfand die 1950/60er Jahre als eine Zeit immenser Reizüberflutung. In der Reduktion von Farbe und Form sah er einen Weg, dieser von ihm empfundenen Nervosität entgegenzutreten.
Girkes „Helles Bild“ aus dem Jahr 1959 entwickelt Zeile für Zeile ein nach links ausgerichtetes Liniengeflecht mit feinen Überschneidungen. Es zeigt sich als zarte und gleichzeitig deutliche, weiße Spachtelschrift auf dunklem Grund, der feine Abschattierungen aus kalten Blau- und warmen Brauntönen aufweist. Die dazwischen liegenden helleren und dichter gearbeiteten Zeilen strahlen dagegen eine größere Weichheit und kaum wahrnehmbare Bewegung aus. Ein geradezu vielstimmiger Klangteppich entsteht, auf dem die Melodielinie der weißen Schraffur zur Geltung kommt. Zum Rand hin verdichtet sich das Weiß und lässt eine Art Rahmen entstehen, der das Ganze hält.
Raimund Gierke arbeitete immer wieder mit dem Werkzeug in die noch nasse graue Temperafarbe hinein und erreichte so eine ungeheure Differenziertheit der Farbe Weiß.
Daten und Fakten
Titel | Helles Bild |
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Künstler*in | Raimund Girke |
Entstehungszeit | 1959 |
Inventarnummer | 2767 |
Maße Bildträger | H 100,0 cm B 125,0 cm |
Maße Rahmen | H 117,5 cm B 143,3 cm T 9,0 cm |
Material | Nessel |
Technik | Dispersionsfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
„Weiss ist Ruhe und Bewegung,ist Aktivität und Passivität.Weiss ist ReinheitUnd Klarheit.Weiss ist grenzenloserDimensionaler Raum,ist immateriell.Weiss ist reine Energie.“Raimund Girke
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Kunstförderung des Landes Baden-Württemberg. Erwerbungen 1989-1992
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1995: Neuerwerbungen für die Gemäldegalerie 1984-1994
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