Bildnis eines jungen Mädchens

Die venezianische Malerin Rosalba Carriera erlangte schon zu Lebzeiten außergewöhnlichen Ruhm. Sie spezialisierte sich auf die Porträtmalerei und nutzte dafür Pastellkreiden statt Ölfarben. Diese Technik erlaubte ein schnelles Fertigstellen ihrer Bilder, wodurch die Porträtierten nicht lange posieren mussten – ein großer Vorteil dieser Technik gegenüber der Ölmalerei.

Das Bildnis eines jungen Mädchens zeigt besonders gut, warum Carrieras Porträts so geschätzt wurden. Sie stellte die Porträtierten meist als Brustbild vor einem dunkeltonigen Hintergrund dar. So rückt das Gesicht der Dargestellten in den Fokus. Die weichen Pastelltöne verleihen der Haut eine zarte und lebendige Wirkung.

Carriera eröffnete bereits mit Anfang zwanzig ihre eigene Werkstatt in Venedig. Dort arbeitete sie gemeinsam mit ihren Schwestern und weiteren Mitarbeiterinnen an den vielen eingehenden Aufträgen. Carrieras außerordentliches Talent sorgte dafür, dass ihr Atelier berühmt und sogar in Reiseführern genannt wurde. Zu ihren Auftraggeber*innen gehörten nicht nur wohlhabende Reisende, sondern auch der europäische Adel.

Das Pastell aus der Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zeigt vermutlich Prinzessin Anna Amalia Giuseppa von Modena. Sie war eine Tochter des Herzogs Rinaldo d’Este. Carriera reiste 1723 auf Einladung des Herzogs in die italienische Stadt Modena. Dort erhielt sie den Auftrag, die Mitglieder der Familie d‘Este zu porträtieren. Zu den Modellen gehörten auch die drei Töchter des Herzogs: Anna Amalia Giuseppe, Benedetta Ernestina Maria und Enrichetta Anna Sofia.

Aus diesem Auftrag entstand eine Serie von drei Pastellen. Der Herzog ließ mehrere Wiederholungen anfertigen und an europäische Höfe versenden. Die Porträts sollten die Chancen erhöhen, die Prinzessinnen vorteilhaft zu verheiraten. Eine vollständige Serie der drei Bildnisse befindet sich heute in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Das Dresdner Porträt Anna Amalia Giuseppas zeigt eine auffällige Ähnlichkeit zu dem Blatt aus der Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und so liegt nahe, dass es sich auch bei dem Karlsruher Porträt um Anna Amalia Giuseppa handelt.