Stilleben mit Gläsern und Pokalen
Beschreibung
Der elsässische Künstler Sebastian Stoskopff zählt zu den bedeutendsten Stilllebenmalern aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Mit feinsten Trompe-l’Oeil-Darstellungen (Augentäuscherbildern) von kunstvollen Gläsern machte er sich einen Namen.
Die schimmernden Lichtreflexe der französischen Trinkgläser treten durch den Kontrast zum stumpfen Holz in den Vordergrund. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf die Materialität der spitzkonischen Gläser, ihre hauchdünne Wandung und den kunstvoll geschliffenen Fuß. Eine dieser Flöten öffnet sich gar direkt zu uns Betrachtern hin und wirkt dabei so überzeugend, dass nicht nur die Glaskunst, sondern auch die hohe Differenziertheit in der künstlerischen Wiedergabe von Transparenz und Lichtbrechung zum Tragen kommt. Stoskopff setzt das Materialspiel in der Wiedergabe weiterer Gefäße, darunter viele Silber-Pokale fort, die er für den künstlerischen Effekt zwischen den Gläsern und auf dem Tisch im Vordergrund arrangierte.
Bei diesem Stillleben handelt es sich um eines der frühesten Werke Stoskopffs, in denen er auf die üblichen essbaren Elemente von sogenannten Küchenstillleben ganz verzichtet. Es ist davon auszugehen, dass Stoskopff die wertvollen Gegenstände im Haus seiner unbekannten Auftraggeber in Straßburg malte. Das Thema der Glas-Stillleben ist während des seit Jahrzehnten wütenden Dreißigjährigen Kriegs als Vanitas-Symbol zu deuten. Die Nichtigkeit selbst kostbarster irdischer Güter in ihrer Fragilität, wie die Scherben im Vordergrund bezeugen, steht im Widerspruch zum gewaltsamen Macht- und Besitzstreben der Kriegsparteien. Zugleich erinnert das Glas an das in der christlichen Kunst traditionelle Symbol des Transzendenten.
Das Gemälde wurde 1651, wenige Jahre nach Kriegsende, zum Gegenstand der Diplomatie. Johann von Nassau-Idstein überreichte das „Stillleben mit Gläsern und Pokalen“ Kaiser Ferdinand III. in Wien, vermutlich als Zeichen des Danks für die Restitution rechtsrheinischer nassau-walramischer Territorien infolge des Westfälischen Friedens.
Daten und Fakten
Titel | Stilleben mit Gläsern und Pokalen |
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Künstler*in | Sebastian Stoskopff |
Entstehungszeit | um 1645 |
Inventarnummer | 2232 |
Maße Bildträger | H 65,0 cm B 54,0 cm |
Maße Rahmen | H 96,5 cm B 84,5 cm T 7,5 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Stillleben |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Das Straßburger Kunstmuseum besitzt ein motivisch ähnliches, aber älteres, 1644 entstandenes Stillleben.
Der Künstler starb am 11. Februar 1657 an einer Alkoholvergiftung, was ein Eintrag im Pfarrbuch bezeugte: „Anno 1657, den 11. Februar, ist Stoskopff der Maler von Straßburg, welcher sich am Branntwein zu Tod gesoffen, morgens zwischen 7 und 8 Uhr zu ungewöhnlicher Zeit ohne Sang und Klang hinausgetragen und begraben worden.“
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Les Musées de la Ville de Strasbourg 1997
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museum kunst palast 2008
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1962: Deutsche Meister 1540 - 1800 aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lauts, Jan
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1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
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1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
Bildband -
1968: Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Lauts, Jan (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.)
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1983: Stilleben alter Meister
Lauts, Jan
I. Niederländer und Deutsche -
1985: Stilleben aus vier Jahrhunderten aus dem Besitz der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Hrsg.: Landesbildstelle Baden, Karlsruhe; Autoren: Hofmann, Karl Ludwig
26 Bilder -
2021: Alchemie, Archäologie, Glas und Keramik
Stephan, Hans-Georg
Funde aus einem frühneuzeitlichen Wittenberger Laboratorium im Rahmen der Technik-, Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte Europas