
Rebus über die Liebe
Beschreibung
Stefano della Bella zählt zu jenen Künstlern, deren grafisches Werk von Kunsthistorikern außerordentlich geschätzt wird, der Öffentlichkeit jedoch weithin unbekannt geblieben ist. Zu Lebzeiten und während des nachfolgenden 18. Jahrhunderts genoss er den Ruf eines vorzüglichen Radierers empfindsamer Ornamente, Landschaften und Capricci (fantasievolle und spielerische Darstellungen ohne akademische Regel) und ist mit zahlreichen Drucken in fast allen wichtigen öffentlichen Grafiksammlungen vertreten.
Zu seinen berühmtesten Arbeiten gehören zwei Bilderrätsel, eines über die Liebe und eines über das Glück. Sie sind in der Form von ovalen Handspiegeln gestaltet, die scheinbar von einem zarten Schleier verdeckt werden. Bilderrätsel waren in der Mitte des 17. Jahrhunderts eine verbreitete Spielerei, vor allem in den Kreisen von Gesellschaften, die den Schönen Künsten und Wissenschaften zugeneigt waren. Inspiriert wurden sie unter anderem von der Hieroglyphik aus dem Alten Ägypten, auf die hier die Gestalt der Sphinx und die Landschaft mit der Pyramide und den Obelisken anspielt.
Der einstige Besitzer Valerio Spada (1613–1688), ein bekannter Florentiner Künstler und Zeitgenosse Stefano della Bellas, versah das Blatt nicht nur mit seinem Namen, sondern schlüsselte auf dem (hier nicht sichtbaren Trägerpapier) das Rätsel auf:
„Ove è Amore è fede / amore è solicito e segreto/ D’ove, è amore è gelosia / amore, è cieco, e vede da lontano / L‘amore passa il guanto, e laqua li stivali / amore amore tu sei la mia rovina“
Wo Liebe ist, ist Glaube (Treue) / Liebe ist eifrig und verschwiegen / Wo Liebe ist, ist Eifersucht / Liebe ist blind und sieht von weitem / Liebe durchdringt den Handschuh wie das Wasser die Stiefel / Liebe, Liebe, Du bist mein Ruin
Daten und Fakten
Titel | Rebus über die Liebe |
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Künstler*in | Stefano della Bella |
Entstehungszeit | um 1648/50 |
Inventarnummer | 2004-112 |
Maße Blatt | H 30,0 cm B 21,3 cm |
Maße Platte | H 29,1 cm B 20,6 cm |
Material | Papier |
Technik | Radierung |
Gattung | Radierung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Während seines Aufenthaltes in Paris von etwa 1639 bis 1650 wurde Stefano della Bella gebeten, den kleinen Ludwig XIV. (1638-1715) im Zeichnen zu unterrichten. Das schien dem Künstler zu heikel - er lehnte ab.
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Stefano della Bella. Ein Meister der Barockradierung
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 04.06.-21.08.2005
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1971: Stefano della Bella
de Vesme, Alexandre; Dearborn Massar, Phyllis
Catalogue Raisonné, 2 Bde. -
2005: Stefano della Bella
Schäfer, Dorit
Ein Meister der Barockradierung