Natasha A. Kelly über Ernst Ludwig Kirchner

Wir sind Milli, wir sind Nelly, wir sind Sam

In Dresden ist es laut.
Straßenbahnen quietschen.
Pferde-Kutschen fahren über den Boden.
Man riecht Sägemehl, Tiere und Rauch.
Viele Menschen reden durcheinander.
Dann trommeln Musiker.
Wir müssen in die Manege gehen.
Das Licht flackert.
Es ist heiß auf unserer Haut.
Es macht auch Schatten.

Wir heißen Milly, Nelly und Sam.
Ein Mann zeichnet uns.
Er benutzt einen Stift aus Kohle.
Er schaut auf unsere Körper.
Er sieht Muskeln, Schweiß und Adern.
Er will das schnell auf Papier festhalten.
Aber er sieht uns nicht als Menschen.
Er sieht nur Linien für sein Bild.

Wir tanzen.
Wir lachen.
Wir schwitzen.
Doch in Wahrheit ist es schwer.
Wir tanzen nicht, weil wir es wollen.
Wir tanzen, weil wir müssen.
Es ist unsere Arbeit.
Der Mann macht aus uns eine Fantasie.

Das Licht geht aus.
Der Mann hört auf zu zeichnen.
Aber die Vorführung ist nicht vorbei.
Auch draußen schauen die Leute auf uns.
Die Gesellschaft bestimmt, wer wir sein dürfen.
Das Militär und die Mächtigen sind lauter als wir.
Wir sind nur ein Schauspiel für andere.

Aber wir haben trotzdem unsere Stimmen.
Wir sind Milly, wir sind Nelly, wir sind Sam.
Unsere Namen bleiben.
Unser Atem bleibt.
Unser Widerstand bleibt.
Wir sind mehr als Schatten auf Papier.
Wir sind ein Zeichen gegen das Schweigen.

Drei Personen mit schwarzer Kreide auf einem braunen Papier skizziert. Links ein junge im Brustbild, dahinter zwei ganzfigurige Gestalten.

Dieser Text wurde mit dem Optimeil Leichte Sprache Assistent vereinfacht und im Anschluss geringfügig bearbeitet.

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