Aquatinta:
Geheimnisse einer Technik
Pioniere der Aquatinta:
Maria Katharina und Johann Gottlieb Prestel
Ein herausragendes Beispiel für die Geheimhaltung der Aquatinta-Technik sind Johann Gottlieb Prestel (1739-1808) und seine Frau Maria Katharina (1747-1794). Sie entwickelten ein ausgeklügeltes Ätzverfahren, das sie in ihrer Werkstatt wie einen Schatz hüteten. Nicht einmal ihren Schüler*innen gaben sie vollständige Einblicke in ihre Methoden.
Die Technik erregte erstmals Aufsehen, als Jean-Baptiste Le Prince (1734-1781) im Salon von 1769 (einer regelmäßig stattfindenden Kunstausstellung im Louvre) Blätter in der Technik einer „gravure au lavis“ ausstellte. Sein Verfahren wurde erst nach dieser Präsentation publiziert – in der Zwischenzeit fühlten sich Künstler*innen herausgefordert, das Geheimnis zu enträtseln. Ihre Bemühungen basierten auf einer Analyse der vorliegenden Werke und ihrer eigenen drucktechnischen Kenntnisse.
Bereits Anfang der 1770er-Jahre entwickelten Johann Gottlieb und Maria Katharina Prestel mit alchemistischer Experimentierfreude eigene Techniken für das Aquatintaverfahren, sodass es ihnen gelang, Druckgrafiken herzustellen, die den kopierten Zeichnungen und Gemälden erstaunlich nahekamen.