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Albrecht Dürer - Bildnis des Ulrich Varnbüler

Bildnis des Ulrich Varnbüler

Albrecht Dürer

Maße:
H 43,4 cm  B 33,3 cm  
Jahr:
1522/ um 1620
Ort:
nicht ausgestellt

Von Mitteln und Mittlern

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Mediale Reichweite

Dieses monumentale Blatt ist ein besonderes Zeugnis der gekonnten Nutzung medialer Möglichkeiten. Es ist Beispiel eines bewussten Medienwechsels. Und Dokument der langanhaltenden Verehrung eines Künstlers.

Ausschnitt aus dem mehrfarbigen Holzschnitt: Ein wellig ausgeschnittenes und sich seitlich aufrollendes Inschriftenfeld. Die Inschrift auf Latein in altdeutscher Schrift.

Schrift als mediale Unterstützung

Zu sehen ist der Schweizer Jurist Ulrich Varnbüler, ein Zeitgenosse und Freund Albrecht Dürers. In welcher Absicht dieser das eindrückliche Gesicht des Weggefährten festhielt, darüber klären die Inschriften auf: Er wolle mit dem Bild den geliebten Freund ehren und ihn der Nachwelt bekanntmachen. Als unterstützendes Kommunikationsmittel macht die Schrift zudem schlicht die Identifizierung des Portraitierten möglich, da dessen Name wie eine Überschrift über ihm prangt.

Zeichnung von Albrecht Dürer. Mit Silberstift und Kreide ist Ulrich Varnbüler portraitiert. Ein Mann mit markanten Gesichtszügen, ein Barett schräg auf dem Kopf, der zur Seite blickt.

Medienwechsel

Zunächst fertigte Dürer eine Zeichnung an, die heute in der Albertina in Wien aufbewahrt wird. Jenes Medium erlaubte es dem Künstler, mit Kreide und Silberstift in konzentrierten Linien und raschen Schraffuren das Wesentliche direkt aufs Papier zu bringen, auch kleine Korrekturen vorzunehmen. Geriffelte Übertragungslinien auf der Zeichnung zeigen aber an, dass die Darstellung bereits für den Medienwechsel gedacht war. Als Ziel wählte der Künstler nicht etwa ein Ölgemälde, wie bei einem repräsentativen Portrait zu erwarten. Ein Beispiel für die üblichere Form ist Hans Burgkmairs Portrait des Humanisten Sebastian Brant.

Holzschnitt von Albrecht Dürer. Portrait des Ulrich Varnbüler: ein Mann mit markanten Gesichtszügen, ein Barett schräg auf dem Kopf, der zur Seite blickt.

Dürer entschied sich für den Holzschnitt, eine druckgraphische Technik also. Unter dem Begriff Druckgraphik zusammengefasst, lösten Holzschnitt, Kupferstich, Buchdruck, effiziente Papierfertigung und vieles mehr um 1500 eine mediengeschichtliche Revolution aus – vergleichbar in ihrer Wichtigkeit vielleicht höchstens mit der Digitalisierung. Fragen von Vervielfältigung und Reproduzierbarkeit, von Reichweite und Nutzbarmachung von Kunstwerken wurden völlig neu gestellt. Künstler wie Dürer fanden die entsprechenden Antworten.

Holzschnitt von Hans Baldung: Brustbild des Martin Luther in Mönchskutte, ein Buch in der Linken und die Rechte auf der Brust, vor einem bogenförmigen Durchgang.

Vielfältige Funktionen

Mit Portraits wie diesem wurden durch die Möglichkeiten der Druckgraphik Protagonisten des Humanismus aus verschiedensten Disziplinen einem breiten Publikum bekanntgemacht. Um nur die Hauptfunktionen eines solchen sicher in hoher Auflage gedruckten Bildes zu nennen: Es war Gedächtnisbild, Freundschaftsgabe, Netzwerkpflege und Werbemaßnahme – für den Künstler wie für den Portraitierten.

Mehrfarbiger Holzschnitt: Portrait von Ulrich Varnbüler. Mann mit markanten Gesichtszügen, ein Barett schräg auf dem Kopf, blickt zur Seite. Neben ihm eine Kartusche mit Inschrift.

Die mediale Reise geht weiter

Doch die mediale Reise dieses Bildes war 1522, als Dürer den Holzschnitt schuf, noch nicht zu Ende. Rund 100 Jahre später war der Holzstock, also die Druckplatte, noch immer intakt und hatte das Dürer’sche Urbild in die Zeit des Barock gerettet. Der niederländische Verleger Willem Janssen ließ zwei weitere Bildstöcke anfertigen. Mit ihnen wurde Dürers Werk zu einem dreifarbigen Hell-Dunkel-Holzschnitt weiterentwickelt – von dem Sie hier einen der seltenen Abzüge sehen. Zu den mannigfaltigen Funktionen des ursprünglichen Mediums kamen durch die Aneignung und Variation Janssens weitere hinzu: Künstlerverehrung, Verlängerung von Dürers Einfluss in der Druckgraphik, Verbreitung der Kenntnis des humanistischen Portraits und das Bekanntmachen druckgraphischer Ausdrucksmöglichkeiten.

Touren zu diesem Werk

Foto in der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM. Schaffners Gemälde, auf dem Schaffners Gemälde Petrus und Paulus mit dem Heiligen Schweißtuch zu sehen sind, hängt auf einem Vorhang.

Von Mitteln und Mittlern


Die Tour "Von Mitteln und MIttlern" der Ausstellung KunsthalleKarlsruhe@ZKM geht der Mediengeschichte ausgewählter Werke auf den Grund.
kurzweilig
ca. 25 min
zur Tour

Daten und Fakten

Titel Bildnis des Ulrich Varnbüler
Künstler*in Albrecht Dürer
Drucker*in Willem Janssen (1620)
Entstehungszeit 1522/ um 1620
Inventarnummer 2014-1
Maße Blatt H 43,4 cm  B 33,3 cm  
Material Büttenpapier
Technik Clair-obscur-Holzschnitt
Gattung Holzschnitt
Abteilung Kupferstichkabinett
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