Sängerin in einem Pariser Gartencafé
Beschreibung
Edgar Degas war einer der vielseitigsten und eigensinnigsten Künstler des 19. Jahrhunderts. Zeitlebens an den Alten Meistern orientiert und geschult, schuf er ein innovatives Werk, das wesentliche Faktoren der Moderne vorbereitete. Das vorliegende Aquarell zählt zu Degas‘ experimentierfreudigsten Arbeiten. Es ist Bestandteil einer Gruppe von 19 Fächern aus den Jahren 1878 bis 1880. Von besonderem Einfluss auf sein Werk war zu dieser Zeit die japanische Kunst, zu deren ersten Sammlern der Künstler gehörte. Auch bei diesem Motiv nutzte er die stilistischen Charakteristika japanischer Malerei: die eigentümliche Perspektive, die Asymmetrie, den flächigen Aufbau, den ungewöhnlichen Bildausschnitt und den Kontrast zwischen leerem und gefülltem Raum.
Auf dem halbkreisförmigen Streifen feiner Seide hielt der Künstler einen Auftritt von Emilie Bécat in einer warmen Sommernacht im „Café des Ambassadeurs" an den Champs Elysées fest. Die Tänzerin im roten Kleid befindet sich ganz am rechten Bildrand. Schwungvoll schürzt sie ihren Rock, während kugelförmige Gaslampen das grüne Blätterdach des Konzertcafés beleuchten. Ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert kamen Konzertcafés in Mode und waren Teil des Pariser Gesellschaftslebens. Die Sängerin hat uns den Rücken zugekehrt und scheint unmittelbar vor dem nicht sichtbaren Publikum zu stehen. Links neben ihr teilt eine graue Stange den Bildraum im exakten Verhältnis von 2:1. Der Blick der Betrachtenden wandert entgegen der gewohnten Leserichtung von rechts nach links: beginnend mit der Tänzerin als inhaltlichem Zentrum schweift er hin zum zunehmend verschwimmenden Gartenlokal der graugrünen Farbkomposition.
Weitere digitale Angebote zu Edgar Degas „Sängerin in einem Pariser Gartencafé“
Daten und Fakten
Titel | Sängerin in einem Pariser Gartencafé |
---|---|
Künstler*in | Edgar Degas |
Entstehungszeit | 1880 |
Inventarnummer | 1976-1 |
Epoche | Historische Moderne |
Maße Blatt | H 30.7cm B 60.7cm |
Material | Seide |
Technik | Aquarell Deckfarben |
Genre | Landschaft |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
Für den Gebrauch waren die auf schimmernde Seide gemalten Fächerbilder von Degas nicht gedacht. Wie viele der hochwertigen japanischen Exemplare wurden sie neben Gemälde oder Zeichnungen an die Wand gehängt.
-
"Impressionismus und Japanmode. Edgar Degas - James Whistler"
Städtische Galerie 10.07.2009 - 13.09.2009
-
DAS BESONDERE BLATT 2002 07-08
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
-
Unsere Moderne
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 29.04.2011 - 03.10.2011
-
Degas. Klassik und Experiment
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 08.11.2014 - 01.02.2015, verlängert bis 15.02.2015
-
sehen denken träumen. Französische Zeichnungen aus der Kunsthalle Karlsruhe
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 29.09.2018 – 13.01.2019
-
1983: Die französischen Zeichnungen 1570 - 1930
Johann Eckart von Borries
Kritischer und erläuternder Katalog -
1977: Erwerbungsbericht 1976 der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, Kupferstichkabinett
-
1956: Degas et son oeuvre
P. A. Lemoisne
-
1970: L'opera completa di Degas
Franco Russoli/F. Minervino
Classici dell'Arte, 45 -
1981: Das Fächerblatt von Manet bis Kokoschka
Monika Kopplin
Phil. Diss. Köln 1980 -
1982: Degas's Fans
Marc Gerstein
-
1991: Edgar Degas
Bernd Growe
-
2009: Impressionismus und Japanmode
Däubler-Hauschke, Claudia; Brunner, Michael
Edgar Degas und James Whistler -
2014: Degas. Klassik und Experiment
Eiling, Alexander (Hg.)
-
2018: sehen denken träumen
Schäfer, Dorit (Hg.); Reuter, Astrid (Hg.)
Französische Zeichnungen aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe