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Ernst Ludwig Kirchner - Der Maler (Selbstbildnis)
Weitere Abbildungen

"Der Maler" (Selbstbildnis)

Ernst Ludwig Kirchner

Maße:
H 90,8 cm  B 80,5 cm  
Jahr:
1920
Ort:
ZKM

Beschreibung

Ernst Ludwig Kirchner, Mitbegründer der Künstlergruppe „Die Brücke“, ist einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Expressionismus. Mit dem „Maler“ schuf Kirchner ein programmatisches Selbstbildnis, das auf der Stafelalp in der Nähe von Davos entstand. Dorthin hatte sich Kirchner 1919 zurückgezogen, nachdem er zuvor über viele Jahre mit psychischen Zusammenbrüchen infolge von Drogenmissbrauch zu kämpfen hatte. Während des Ersten Weltkriegs war er zwar niemals an der Front, doch wiederholt in Sanatorien, künstlerische Arbeiten blieben rar.

Auf der Stafelalp begann Kirchner wieder zu malen. Sein Tagebuch verrät: „Selbstporträt angefangen. Die Farben der Blumenwiesen geben mir Kraft in den Farben. Hoffe auf neue Arbeiten auf der Alp“. Das kräftige Kolorit des Gemäldes vermittelt in der Tat Energie. Kirchner trug die Ölfarben mit breitem Pinsel und beinahe gestisch mit raschen Bewegungen auf. Die stürzenden Wände des kargen Raums knüpfen an die perspektivischen Verzerrungen eines Selbstbildnisses aus der Zeit seiner Einberufung 1915 an. Das Ofenrohr und die geöffnete Tür verweisen auf die Außenwelt und mögen Symbole des Übergangs oder des künstlerischen Durchbruchs sein.

Doch konzentriert sich alles auf das Innen. Nach vorn gebeugt betrachtet der Maler prüfend sein Werk, das sich unserem Blick entzieht. Seine Linke ruht neben Farbstiften und einer Blumenvase auf dem Tisch, die Rechte auf seinem Oberschenkel. Seine hagere Gestalt betont den Kopf mit der hohen Stirn – ein im Expressionismus gängiger Topos für das Geistige und Individuelle als bewusste Absage an Materialismus und gesellschaftliche Position. Die ruhige Spannung des Malers vermag sogar die stürzenden Fluchten des Raums auszugleichen, die frühere Unruhe ist jedoch noch nicht vergessen.

Kunsthalle x black dots white spots

Rückzug in die Berge

Unsere virtuelle Reise führt weiter in die Schweizer Berge – auch wenn man sie auf diesem Bild gar nicht sieht.

Zumindest auf den ersten Blick…

Abbildung des Selbstportraits Ernst Ludwig Kirchners. Er sitzt an einem Tisch. Hinter ihm ist ein Ofen und ein Fenster.

Kreative Auszeit

Der karge Raum mit Ofen und Holztisch ist das Innere einer Berghütte bei Davos. Der Mann mit dem Pinsel in der Hand ist niemand Geringeres als der Maler selbst. Nach mehreren psychischen Zusammenbrüchen und Aufenthalten in Sanatorien hatte sich Kirchner 1919 auf die Hütte zurückgezogen, wo er inmitten der Bergwelt neue Kraft schöpfen konnte. Und auch wenn ich ihn um seinen gesundheitlichen Zustand nicht beneide, so erscheint der Gedanke an eine kreative Auszeit auf einer Hütte in den Bergen ziemlich verlockend, oder?

Detail des Gemäldes Der Maler von Ernst Ludwig Kirchner (Selbstbildnis), entstanden 1920. Es zeigt abstrakt eine Person und einen Ofen. Es ist bunt gemalt.

Hüttenzauber

Stellt euch vor, ihr tretet durch die Türe im Hintergrund und vor die Schwelle. Vor meinem inneren Auge sehe ich sofort eine urige Almhütte, umringt von Schweizer Alpengipfeln und sattgrünen Almwiesen. Von hier oben schweift der Blick weit ins Tal und noch mehr Bergketten am Horizont. Vielleicht liegt auf einigen von ihnen noch Schnee, vielleicht weiden Kühe oder Ziegen auf der Bergwiese vor der Hütte?

Farbenprächtige Bergwiesen

Aus Kirchners Tagebuch wissen wir, dass ihn die blühenden Almwiesen mit ihrer Farbenpracht besonders fasziniert und inspiriert haben. Und wenn ihr genau hinschaut, seht ihr sie: in dem satten Grün und den leuchtenden Rot- und Gelbtönen. Das Sonnenlicht und die von Wildblumen übersäten Bergwiesen spiegeln sich so auf subtile Weise in dem kleinen Innenraum, ohne, dass der Maler sie direkt malen müsste.

Die blühenden Bergwiesen draußen haben sich in den Kopf des Malers eingebrannt, der mit entrücktem Blick schon den Pinsel gezückt hält. Gemütszustand: sonnig (wie ich der Farbstimmung entnehme). Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie lange man von einem einzigen, schönen Tag in den Bergen zehren kann. Es geht einfach nichts über gemütliche Berghütten – und blühende Sommerwiesen im Kopf!

Weitere digitale Angebote zu Ernst Ludwig Kirchners Selbstbildnis „Der Maler“

Logo des Kunsthallen-Podcasts Kunstcouch, auf dem der Schriftzug Kunstcouch zu lesen ist. Darunter sitzen die Hosts Umut Özdemir und Jaqueline Scheiber, im Hintergrund das Gemälde Verbrechen aus Leidenschaft von Robert Delaunay.

Episode 8: Zwischen Lametta und Realität: Wie können wir Herausforderungen an den Feiertagen meistern?

Einsamkeit, Konflikte mit der Familie oder unerfüllte Erwartungen: In dieser Kunstcouch-Episode sprechen Jaqueline Scheiber und Umut Özdemir ausgehend von vier Kunstwerken über die Herausforderungen an Feiertagen wie Weihnachten und Silvester, die vielfältiger nicht sein könnten. Dabei geben sie hilfreiche Impulse, die zum Reflektieren anregen. In dieser Episode geht es unter anderem um Ernst Ludwig Kirchners Selbstbildnis Der Maler.

Touren zu diesem Werk

Ausschnitt aus Ferdinand Kellers Gemälde Küstenlandschaft bei Rio de Janeiro: Meeresbucht mit weißem Sandstrand und türkisgrünem Wasser. Im Vorder- und Mittelgrund exotische Vegetation mit Palmen, im Hintergrund Gebirge. Am Strand ein Mann mit Boot.
Community-Tour

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Reise-Bloggerin Susi Maier lädt ein auf eine gedankliche Reise, inspiriert von acht Werken der Kunsthalle Karlsruhe.
kurzweilig
ca. 30 min
zur Tour

Daten und Fakten

Titel "Der Maler" (Selbstbildnis)
Künstler*in Ernst Ludwig Kirchner
Entstehungszeit 1920
Inventarnummer 2340
Epoche Expressionismus Klassische Moderne
Maße Bildträger H 90,8 cm  B 80,5 cm  
Maße Rahmen H 107,5 cm  B 98,4 cm  T 4,5 cm  
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Genre Porträt
Gattung Gemälde
Abteilung Neue Malerei (nach 1800)
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