Lageplan

Franz Marc - Drei Pferde am Waldwasser

Drei Pferde am Waldwasser

Franz Marc

Maße:
H 39.7cm 
Jahr:
1913
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

In leuchtenden Farben erstrahlt Franz Marcs Darstellung der drei Pferde im Wald. Seine Komposition folgt nicht dem Naturvorbild, sondern beruht auf seinen eigenen künstlerischen Gestaltungsvorstellungen. Besonders auffallend ist die kontrastreiche Farbgebung. So bilden die beiden im Zentrum in Rot und Grün dargestellten und gegenläufig angeordneten Pferde einen Komplementärkontrast, dessen Wirkung durch das kräftige Blau des Wassers sowie das dritte Tier in Schwarz links verstärkt wird. Um Gelb und Weiß ergänzt, werden die einmal gesetzten Farbtöne im gesamten Bild differenzierend variiert.

Beeinflusst von den russischen Malern der „Neuen Künstlervereinigung München“ entwickelte Franz Marc seit 1910 eine kräftige Farbigkeit. Sein bevorzugtes Motiv wurde das Tier, das für den Künstler die Reinheit der Schöpfung verkörperte. Tier und Landschaft verschmelzen in seinen Darstellungen – so wie in dem Karlsruher Temperablatt beispielhaft zu sehen – zu einer harmonischen Einheit.

In einem Brief an den befreundeten Künstler August Macke vom 12. Dezember 1910 formulierte Marc seine Farbtheorie: „Blau ist das männliche Prinzip, herb und geistig. Gelb das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich. Rot die Materie, brutal und schwer und stets die Farbe, die von den anderen beiden bekämpft und überwunden werden muß! […] Mischst Du Rot und Gelb zu Orange, so gibst Du dem passiven und weiblichen Gelb eine megärenhafte, sinnliche Gewalt, daß das kühle, geistige Blau wiederum unerläßlich wird, der Mann, und zwar stellt sich das Blau sofort und automatisch neben Orange, die Farben lieben sich. Blau und Orange, ein durchaus festlicher Klang. Mischst Du nun aber Blau und Gelb zu Grün, so weckst Du Rot, die Materie, die Erde, zum Leben.“

Im gleichen Jahr wie die „Drei Pferde am Waldwasser“ schuf Franz Marc eines seiner berühmtesten, heute jedoch verschollenes Gemälde „Der Turm der blauen Pferde“ (ehemals Nationalgalerie Berlin).

Kunsthalle x black dots white spots

Zu Gast in einer fremden Welt

Nichts bereitete mich auf den Moment vor, als ich auf 3.000 Metern Höhe an einem ruandischen Vulkan im Dickicht des Bambuswalds kauerte und zum ersten Mal auf Mr. Guhonda und seine Gorillafamilie traf. Schwarze, schemenhafte Gestalten bewegten sich plötzlich ringsherum im dichten Geäst, begleitet von lautem Rascheln und tiefem Grunzen. Und dann sah ich sie: die letzten Berggorillas der Erde. Ohne Scheiben, ohne Zaun.

Adrenalin pulsiert durch meine Adern als ich aufhöre zu denken, in mir ein wirrer Mix aus Freude und Furcht. Wie verzaubert starre ich auf die nur wenige Meter von mir entfernten Kreaturen, die so groß und furchteinflößend wirken und zugleich seltsam vertraut sind.

Ein kleiner Gorilla schwingt sich im Spiel um einen Baum und übt ein Trommeln auf seiner schmalen Brust. Ein herzzerreißendes Gorillababy reitet auf dem Rücken seiner Mutter, vorbei an zwei balgenden Schwarzrücken. Sie spielen, dösen und mampfen sich genüsslich durch saftig triefenden Bambus. Ich bin fasziniert von dieser Idylle und völlig präsent in diesem Moment, in dem sie mich Gast in ihrer Welt sein lassen.

Detailausschnitt aus Marcs Gemälde: Drei runde Pferde stehen im Wald an einem Fluss.

Geheimnisvolle Begegnung im Wald

An diese einzigartige Tierbegegnung in Ruanda musste ich sofort denken, als ich die Drei Pferde am Waldwasser sah. Die Pferde erscheinen hier als geheimnisvolle, reine und unschuldige Geschöpfe. Durch den Malstil und die Farben verschmelzen sie mit der umgebenden Landschaft und scheinen so eine Einheit der Natur zu verkörpern.

Indem uns das rote Pferd direkt in die Augen blickt, entsteht ein intimer Moment der Begegnung zwischen ihnen und uns als Betrachter*innen. Vorsicht liegt in ihrem Blick und eine wachsame Anspannung, doch sie scheinen sich weder bedroht zu fühlen noch zu fliehen. Im Gegenteil: Das grüne Pferd taucht die Schnauze in den kühlen Bach und trinkt entspannt weiter.

„Ich sehe dich“, sagt der Blick des roten Pferdes. Bei den Gorillas heißt es, man soll den Kopf gesenkt halten und ihnen nicht direkt in die Augen schauen. Doch ist es nicht genau das, was wir wollen, was die Faszination von Tierbegegnungen ausmacht? In ihre Augen, bis in ihre Seelen hinabschauen. Die Möglichkeit, für einen kurzen Moment eine Verbindung spüren und einen Teil von uns selbst in ihnen zu erkennen.

Fluchtreflex und Staunen

Was passiert wohl in dem Bild als nächstes? In Ruanda zerreißt ein lautes Krachen im Gebüsch die Idylle. Wie das schwarze Pferd auf dem Bild, das sich weiter hinten aus dem dunklen Wald nähert, betritt Mr. Guhonda die kleine Waldlichtung – ältester und größter Silberrücken der Erde. Fluchtreflex überkommt mich wie eine Welle, doch ich schaffe es, unterwürfig sitzenzubleiben. Fast berührt er mich, als er ganz nah an mir vorbeischreitet. Ich bin erleichtert, doch gleichzeitig wünsche ich mir, er hätte es getan.

Hakuna Matata

Ein Brüllen und hohles Trommeln auf der Brust ertönt und Guhonda stürmt los durchs Gebüsch. Die anderen folgen ihm ins Unterholz und bereits im nächsten Moment hat der Wald sie verschluckt – als wären sie einfach mit ihm verschmolzen. Kurze Zeit später stolpern wir schlammverkrustet und blinzelnd aus dem grünen Dickicht heraus ins Sonnenlicht der Felder, mit ihren Bauern und lachenden Kindern, wie aus einer anderen Welt kommend. Als wäre alles nur ein Traum gewesen.

Weitere digitale Angebote zu Marcs „Drei Pferde am Waldwasser“

Bronze Skulptur von zwei ineinander verwobenen Pferden.

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Daten und Fakten

Titel Drei Pferde am Waldwasser
Künstler*in Franz Marc
Entstehungszeit 1913
Inventarnummer 1959-11
Maße B 45.5cm
Maße Blatt H 39.7cm
Material Papier elfenbeinfarben
Technik Tempera
Gattung Zeichnung
Abteilung Kupferstichkabinett
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