Hannah Höch - Was müssen das für Bäume sein...
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"Was müssen das für Bäume sein..."

Hannah Höch

Maße:
H 34.7cm B 27.4cm 
Jahr:
um 1930
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

Ein Elefant spaziert mit halb erhobenem Rüssel unter einem großen Baum hindurch auf den Betrachter zu. Seine runden, nach oben gestellten Ohren sowie sein überdimensionales linkes Auge rufen Assoziationen zu einem Spielzeugtier hervor - und tatsächlich: dieses Tier-Motiv wurde aus einem Zeitschriftenartikel über historische Spielsachen ausgeschnitten und zusammen mit anderen Bildelementen zu einer Collage verarbeitet. Auf den Elefantenohren wurden menschliche Augen und eine Nase angeordnet, die ein fragmentarisches Selbstporträt der Künstlerin Hannah Höch ergeben. Auch die anderen Bildmotive bestehen aus Papierschnipseln, die aus Illustrierten oder Reklameblättern stammen: Federn, die mit der Schere scharf konturiert wurden, ergeben das Laubwerk eines bizarren Baumes, dessen riesige exotische Früchte von fünf Zigarren gebildet werden, und Holzwolle mutiert zu Gras. Die Komposition lässt die Vorstellung einer wilden Urwaldlandschaft wach werden.

In exemplarischer Weise zeigt diese Collage die Charakteristika der dadaistischen Fotomontage. Hannah Höch, einzige weibliche Mitstreiterin der Berliner Dada-Bewegung und Miterfinderin dieser Technik, fügte die ausgeschnittenen und aus ihren ursprünglichen Bildzusammenhängen gerissenen Elemente derart zusammen, dass eine neue, der Realität nur scheinbar verwandte Komposition entstand. Verfremdungseffekte wie z.B. die Größenverhältnisse stellen den Abbildungscharakter jedoch völlig in Frage, was zu den typischen Stilelementen der auch vom Surrealismus geprägten Künstlerin zählt, die sich dennoch zeitlebens dem Dada (oder auch Dadaismus) verbunden fühlte. Dieser war eine künstlerische und literarische Protestbewegung, mit einer Blütezeit in den 1910er und 20er Jahren, gegen die Gesellschaft der Zeit und deren Wertesystem, eine Revolte gegen Krieg, Völkerhass, nationalen Dünkel sowie hohl gewordene bürgerliche Ideale. Man lehnte konventionell geprägte Kunst ab und schuf eine unklassifizierbare Anti-Kunst.

Neben Collagen und Fotomontagen, für die Höch vor allem bekannt geworden ist, umfasst ihr Oeuvre auch Ölgemälde, Objekte, Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen sowie Druckgrafiken.

Das Karlsruher Blatt hat Hannah Höch ihrem Künstler-Kollegen Kurt Schwitters gewidmet, mit dem sie lange Jahre eng befreundet gewesen ist. Die Zigarren auf dieser Arbeit dürften eine Reminiszenz an Schwitters' dadaistisches Lautgedicht "Cigarren (elementar)" von 1921 sein. In Übereinstimmung mit der Vorgehensweise ihres Freundes hat die außergewöhnliche Künstlerin den auf der Rückseite ihrer Collage notierten Titel, der einem beliebten Kinder-Kanon entlehnt wurde, phonetisch geschrieben ([...] "Was müssen / das für Bäume sein - / wo die grooossen - - - / Elefanten spazieren gehen - / - ohne sich zu sstossen - " / "Zigarrren - Zigarrren" / Kurt Schwitters gewidmet. / um 1930 [...]).

Weitere digitale Angebote zu Hannah Höchs „Was müssen das für Bäume sein…“

Frau mit Kopfhörern, die vor einer Petersburger Hängung durchs Museum geht

Das Werk im Kunstsnack

Episode 7: Kunst oder Drogentraum? Was müssen das für Bäume sein… von Hannah Höch

Ein Elefant und ein Zigarrenbaum: In dieser Episode des Podcasts Kunstsnack geht es um eine Collage mit einer sehr ungewöhnlichen Bilderwelt. Außerdem erfahrt Ihr mehr über die Künstlerin des Bildes, Hannah Höch und wie sie sich vom Vorurteil eines „tüchtigen Klebemädchens“ löste und sich zu einer der bekanntesten Künstlerinnen des Dadaismus entwickelte. Es geht um Bahlsen-Kekse, Spießbürgertum und warum man den Titel der Collage auch singen könnte.

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Daten und Fakten

Titel "Was müssen das für Bäume sein..."
Künstler*in Hannah Höch
Entstehungszeit um 1930
Inventarnummer 1986-153
Maße Blatt H 34.7cm B 27.4cm
Material Papier bräunlich
Technik Collage Grundierung in Rötlichbraun
Gattung Zeichnung
Abteilung Kupferstichkabinett
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