"Was müssen das für Bäume sein..."
Beschreibung
Ein Elefant spaziert mit halb erhobenem Rüssel unter einem großen Baum hindurch auf den Betrachter zu. Seine runden, nach oben gestellten Ohren sowie sein überdimensionales linkes Auge rufen Assoziationen zu einem Spielzeugtier hervor - und tatsächlich: dieses Tier-Motiv wurde aus einem Zeitschriftenartikel über historische Spielsachen ausgeschnitten und zusammen mit anderen Bildelementen zu einer Collage verarbeitet. Auf den Elefantenohren wurden menschliche Augen und eine Nase angeordnet, die ein fragmentarisches Selbstporträt der Künstlerin Hannah Höch ergeben. Auch die anderen Bildmotive bestehen aus Papierschnipseln, die aus Illustrierten oder Reklameblättern stammen: Federn, die mit der Schere scharf konturiert wurden, ergeben das Laubwerk eines bizarren Baumes, dessen riesige exotische Früchte von fünf Zigarren gebildet werden, und Holzwolle mutiert zu Gras. Die Komposition lässt die Vorstellung einer wilden Urwaldlandschaft wach werden.
In exemplarischer Weise zeigt diese Collage die Charakteristika der dadaistischen Fotomontage. Hannah Höch, einzige weibliche Mitstreiterin der Berliner Dada-Bewegung und Miterfinderin dieser Technik, fügte die ausgeschnittenen und aus ihren ursprünglichen Bildzusammenhängen gerissenen Elemente derart zusammen, dass eine neue, der Realität nur scheinbar verwandte Komposition entstand. Verfremdungseffekte wie z.B. die Größenverhältnisse stellen den Abbildungscharakter jedoch völlig in Frage, was zu den typischen Stilelementen der auch vom Surrealismus geprägten Künstlerin zählt, die sich dennoch zeitlebens dem Dada (oder auch Dadaismus) verbunden fühlte. Dieser war eine künstlerische und literarische Protestbewegung, mit einer Blütezeit in den 1910er und 20er Jahren, gegen die Gesellschaft der Zeit und deren Wertesystem, eine Revolte gegen Krieg, Völkerhass, nationalen Dünkel sowie hohl gewordene bürgerliche Ideale. Man lehnte konventionell geprägte Kunst ab und schuf eine unklassifizierbare Anti-Kunst.
Neben Collagen und Fotomontagen, für die Höch vor allem bekannt geworden ist, umfasst ihr Oeuvre auch Ölgemälde, Objekte, Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen sowie Druckgrafiken.
Das Karlsruher Blatt hat Hannah Höch ihrem Künstler-Kollegen Kurt Schwitters gewidmet, mit dem sie lange Jahre eng befreundet gewesen ist. Die Zigarren auf dieser Arbeit dürften eine Reminiszenz an Schwitters' dadaistisches Lautgedicht "Cigarren (elementar)" von 1921 sein. In Übereinstimmung mit der Vorgehensweise ihres Freundes hat die außergewöhnliche Künstlerin den auf der Rückseite ihrer Collage notierten Titel, der einem beliebten Kinder-Kanon entlehnt wurde, phonetisch geschrieben ([...] "Was müssen / das für Bäume sein - / wo die grooossen - - - / Elefanten spazieren gehen - / - ohne sich zu sstossen - " / "Zigarrren - Zigarrren" / Kurt Schwitters gewidmet. / um 1930 [...]).
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Daten und Fakten
Titel | "Was müssen das für Bäume sein..." |
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Künstler*in | Hannah Höch |
Entstehungszeit | um 1930 |
Inventarnummer | 1986-153 |
Maße Blatt | H 34,7 cm B 27,4 cm |
Material | Papier bräunlich |
Technik | Collage Grundierung in Rötlichbraun |
Gattung | Zeichnung |
Abteilung | Kupferstichkabinett |
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"Hannah Höch"
Museum Tinguely 16.01. - 27.04.2008
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DAS BESONDERE BLATT 2008 07-08
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 07/08 2008
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Die andere Seite des Mondes
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen 22.10.2011 - 15.01.2012
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The Photomontages of Hannah Höch
Walker Art Center 20.10.1996 - 2.2.1997
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Blütenlese. Highlights aus dem Kupferstichkabinett
Vorlegesaal 23.07. - 31.10.2021
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2011: Die andere Seite des Mondes
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (Hg.)
Künstlerinnen der Avantgarde; [... erscheint anlässlich Ausstellung Die andere Seite des Mondes - Küstlerinnen der Avantgarde, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 22. Oktober 2011 bis 15. Januar 2012; Louisiana Museum of Modern A