
Blick vom Pilatus
500 Jahre Gegenwart
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Ein Bild, gemalt vom Künstler Hans Thoma 1904. In die Sammlung eingegangen unter dem Kunsthallendirektor Hans Thoma am 31. Dezember desselben Jahres. Dass dieser Konstellation nichts Halbseidenes anhaftet, ist der Dokumentation zu entnehmen.
Sammlungswerke des Malerdirektors
In der Bildakte findet sich der Eintrag: „Gekauft vom Künstler aus dem Karlsruher Kunstverein auf Antrag Öchelhäusers und der Begutachtungskommission“. Gezahlt wurden an den Künstler 10 000 Mark. Der Vermerk ist deshalb von Belang, weil Hans Thoma zu dieser Zeit selbst Direktor der Karlsruher Kunsthalle war. Durfte er das? Hat er sich etwa an öffentlichen Mitteln bereichert? Nein. Der Eintrag in der Bildakte macht deutlich, dass Thoma sein Amt nicht etwa zur „Selbstbedienung“ missbrauchte, sondern dass der Impuls zur Erwerbung von anderen ausging und vor allem die Entscheidung bei anderen lag, nämlich einer Kommission. Tatsächlich hat der Künstler – von dem die Kunsthalle insgesamt mehr als 1400 Werke verschiedenster Gattungen besitzt – diesem Museum allein 57 Gemälde geschenkt. Fünf weitere – zu denen auch der Blick vom Pilatus zählte – wurden in seiner Amtszeit als Direktor aus seinem Besitz für die Kunsthalle angekauft.
Einflussreicher Kulturakteur
Der „Antragsteller“ in dieser Ankaufssache war der 1902 vom Großherzog zum Hofrat ernannte Adolf Wilhelm Theodor von Öchelhäuser. Dieser wirkte ab 1887 zunächst als Privatdozent an der Universität Heidelberg; 1893 wurde er ans Karlsruher Polytechnikum auf den Lehrstuhl für Kunstgeschichte berufen. Gut bekannt mit Kaiser Wilhelm II., zu dessen 25. Thronjubiläum er eine Festrede vor 10 000 Zuhörer*innen hielt, wie auch mit dem Badischen Großherzog, avancierte ÖcheIhäuser zu einem außerordentlich prominenten und einflussreichen Akteur im Kulturleben und der deutschen Denkmalpflege seiner Zeit.
Abbild der wechselvollen Natur
Von Hans Thoma besitzt die Kunsthalle viele seiner freundlich lichtdurchfluteten Oberrhein- und Schwarzwaldlandschaften. Der Blick vom Pilatus zeigt hingegen eine spektakuläre Wettersituation im Hochgebirge. Aufziehende Nebelschwaden verschleiern teilweise den Blick auf das Panorama. Thoma schildert hier ein Stück erhabener und auch schroff unwirtlicher Natur, die Wechselhaftigkeit der Lichtstimmungen und Atmosphären, aufziehendes Gewitter, Kälte, vielleicht die Vorboten der hereinbrechenden Nacht.
Souvenir in Öl auf Leinwand
Mit diesem malerisch interessanten, motivisch für Thoma eher ungewöhnlichen Werk hatte es aber eine besonders Bewandtnis, da es durch eine Reise des Künstlers in die Schweiz inspiriert wurde. Diese trat er 1904 zusammen mit Großherzogin Luise und Großherzog Friedrich I. an, der Hans Thoma 1899 als Professor an die Karlsruher Kunstakademie berufen und zum Direktor der Kunsthalle bestellt hatte. Das Bild ist also gleichsam eine Art Souvenir der gemeinschaftlichen Unternehmung.
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500 Jahre Gegenwart
Daten und Fakten
Titel | Blick vom Pilatus |
---|---|
Künstler*in | Hans Thoma |
Entstehungszeit | 1904 |
Inventarnummer | 1044 |
Maße Bildträger | H 161,0 cm B 134,0 cm T 2,5 cm |
Maße Rahmen | H 181,0 cm B 153,5 cm T 6,5 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
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