500 Jahre Gegenwart

Kunstgeschichte(n) von zeitgenössischem Sammeln

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500 Jahre Gegenwart

Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln – so lauten in Kurzform die Aufgaben eines Museums, wie sie der Internationale Museumsrat definiert. Konserviert, wissenschaftlich durchdrungen, ausgestellt und vermittelt kann aber nur werden, was einmal gesammelt wurde. Die Sammlung ist also die Basis aller Museumsarbeit.

 

Das Kunstwerk zeigt eine Gemälde des Renaissance-Künstlers Lucas Cranach. Es zeigt Maria die Muttergottes. Sie hält das Jesuskind in den Armen. Hinter ihr tut sich eine Landschaft auf.

An der Wiege des europäischen Kunstmuseums steht der Gedanke, die Kunst früherer Epochen, das kulturelle Erbe, zu sichern und zu bewahren. In diesem Rundgang wird jedoch nicht die übliche Form der Sammlungsgeschichte erzählt. Wir fragen nicht: Wer hat was wann gesammelt? Vielmehr interessiert uns hier der Blick der Sammler*innen auf ihre jeweilige Gegenwart. Bereits die Markgrafen von Baden haben beginnend mit dem 16. Jahrhundert – mehr oder weniger leidenschaftlich – Kunst gesammelt. Und sie interessierten sich vor allem für die Kunst und die Künstler ihrer eigenen Epoche; sie wollten junge Talente fördern, traten als Auftraggeber*innen in Erscheinung und wollten sich in Kunst spiegeln und vergegenwärtigen. Insoweit ist das Sammeln zeitgenössischer Kunst älter als das Sammeln historischer Werke und damit älter als das Museum. Aber in den Gründungsstatuten der Kunsthalle aus dem Jahr 1837 wird auch ausdrücklich das Sammeln der Kunst der eigenen Zeit erwähnt. Von allem Anfang an wird in der Kunsthalle historisch und zeitgenössisch gesammelt.

Seither wächst die Sammlung mit jeder Generation. Die zeitgenössischen Erwerbungen früherer Epochen wurden für die Nachgeborenen zur Geschichte; Gegenwart und Vergangenheit verzahnen sich so nach und nach. Mit stärker werdendem Geschichtsbewusstsein haben die Museumsverantwortlichen diese Verzahnung bewusst wahrgenommen und daraus das Sammlungsprofil geformt und geschärft.

Ein abstraktes Kunstwerk des Künstlers Sean Scully mit farbigen Flächen.

Mit welchen Interessen blickten also die früheren Sammler*innen und Museumsverantwortlichen auf ihr jeweiliges Hier und Jetzt? Und nach welchen Kriterien wählen die heute tätigen Kurator*innen aus dem breiten Angebot unserer Zeitgenossenschaft? Während über ältere Kunstwerke, die zwei-, drei- oder fünfhundert Jahre zählen, bereits viele Urteile gesprochen wurden, die darüber entschieden, ob ein Werk von Wert und Dauer ist, sind die Kriterien für den Erwerb von zeitgenössischer Kunst viel schwerer zu ermitteln. Im Bewusstsein für den Eigensinn eines jeden Kunstwerkes gilt das heutige Interesse auch den Verbindungslinien, die sich zwischen den älteren Werken und heutigen künstlerischen Positionen ziehen lassen. Wie vielfältig diese Anknüpfungspunkte sind, zeigen Ihnen einige überraschende Brüche in der ansonsten chronologischen Struktur unserer Sammlungspräsentation. Begeben Sie sich auf eine Zeitreise durch 500 Jahre Gegenwart.

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Auch während der sanierungsbedingten Schließung informieren wir Sie hier über die Geschehnisse hinter den Kulissen der Kunsthalle.