Heinrich Hübsch - San Salvatore a Roma

San Salvatore a Roma

Heinrich Hübsch

Maße:
H 32,3 cm  B 41,2 cm  
Jahr:
1817/21
Ort:
Orangerie

Beschreibung

Heinrich Hübsch unternahm zwei längere Reisen (1817–1821 und 1822–1824) in den Mittelmeerraum und verbrachte, wie viele andere deutsche Kunstschaffende zu dieser Zeit, einige Monate in Rom. Zeichnerisch hielt er viele Bauten fest und konzentrierte sich vor allem auf die konstruktiven Merkmale diverser Sakralbauten. Die aquarellierte Zeichnung des Kreuzgangs, der an die Kirche San Salvatore anschließt, belegt Hübschs frühe Affinität zum Rundbogenstil, den er später auf seinen Entwurf des Hauptgebäudes der Staatlichen Kunsthalle anwenden wird.

Am linken unteren Bildrand des Blattes hat Heinrich Hübsch den Namen des Kreuzgangs vermerkt, wahrscheinlich um die einzelnen Bauten zu dokumentieren und einzuordnen. Der Sakralbau trägt den Namenszusatz »in Lauro«, der sich möglicherweise auf den am Portikus gelegenen Lorbeerhain eines antiken heidnischen Tempels bezieht, der der Königstochter Europa geweiht war und auf dem das Bauwerk gestanden haben soll. Kirche und Kloster liegen im Stadtteil Ponte e Parione zwischen den Straßenachsen Tor di Nona und Via dei Coronari und wurden wahrscheinlich um 1480 errichtet.

Der Sakralbau wurde immer wieder überformt und stilistisch verändert, der Renaissance-Kreuzgang mit seinem synthetischen Rundbogenstil hingegen ist ein klassisches Exempel für den Baustil des Quattrocento. Das Obergeschoss ist mit Pfeilerarkaden und Lisenen aus Ziegelstein ausgestattet. Neben den konstruktiven Merkmalen konzentrierte sich Hübsch auf Baumaterialien und Oberflächenstrukturen. Die in weißem Habit gekleideten Figuren fügen sich harmonisch in die durchkomponierte Architektur ein und adaptieren geradezu die starren architektonischen Strukturen. Fast wirkt die Figur im Vordergrund, als setze sie die korinthische Säule als Karyatide nach unten hin fort. Einzig das Plätschern des Springbrunnens in der Mitte des Hofs durchbricht die Stille.

Das Innere des Kreuzgangs ist nicht vollständig von der Außenwelt abgetrennt, denn durch die geöffneten Türen und Portale kann immer wieder nach draußen geblickt werden. Mittels dieser Öffnungen erscheint die durchgestaltete Strenge der Architektur durchaus luftig. Diese etwas ungelenke Inszenierung erinnert an Bildräume der Frührenaissancemalerei.

Von der Schönheit des Rundbogens

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Durch drei Arkadenbögen wird unser Blick in die räumliche Tiefe eines doppelstöckigen Kreuzgangs in den Bauformen der italienischen Renaissance gezogen. Rundbögen überall. Zierliche Säulenarkaden tragen mit ihren Gewölben das Obergeschoss aus Pfeilerarkaden. Akribisch gibt der Künstler die unterschiedlichen Baumaterialien wieder: bröckelndes Mauerwerk, marmorierte Säulen, verschiedene Steinböden.

Die in sich gekehrten Nonnen in weißem Habit, einzeln oder in Paaren, wirken selbst ein wenig wie säulenhafte Bestandteile der durchkomponierten Architektur. Vielleicht durchbrechen lediglich das Plätschern des Brunnens und das Flattern der Tauben die meditative Stille des Kreuzgangs. Über die Wände des Innenhofs spielt das Licht, und durch die Bögen des Obergeschosses wird ein Blick nach draußen gewährt.

Der Schöpfer dieses Aquarells war kein ausgebildeter Maler, sondern der Karlsruher Architekt Heinrich Hübsch. Eine kurz nach seinem Studium bei Friedrich Weinbrenner unternommene Studienreise hatte ihn auch nach Rom geführt, wo er vor allem Sakralbauten skizzierte. Sein Interesse galt deren konstruktiven Merkmalen, insbesondere den Bogenstellungen und Gewölben der Romanik und der Renaissance.

Wieder zu Hause, sollte sich in seinen Schriften und gebauten Entwürfen alles um den von ihm daraus entwickelten Rundbogenstil drehen. Bauten dieses Stils prägen Teile des Stadtbildes von Karlsruhe. Die Orangerie, in der Sie sich befinden, und das Hauptgebäude der Staatlichen Kunsthalle sind Werke Heinrich Hübschs, ebenso das einstige Polytechnikum, das heißt das Hauptgebäude der späteren Universität, des heutigen KIT.

Nach der Errichtung der Kunsthalle nahm sich Hübsch des Westwerks des Speyerer Doms an. So dokumentiert das Blatt die früh entstandene Affinität Hübschs zu »seinem Stil«, dem Rundbogenstil.

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Daten und Fakten

Titel San Salvatore a Roma
Künstler*in Heinrich Hübsch
Entstehungszeit 1817/21
Inventarnummer PK I 675-3-31
Maße Blatt H 32,3 cm  B 41,2 cm  
Maße Einfassungslinie H 30,3 cm  B 39,2 cm  
Material Karton elfenbeinfarben
Technik Aquarell Bleistift Deckweiß Goldbronze
Gattung Zeichnung
Abteilung Kupferstichkabinett
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