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Kunsthalle x Markus Brock (5/15) Fruchtstillleben mit Hirschkäfer und Nest Details der Station
Rachel Ruysch - Fruchtstillleben mit Hirschkäfer und Nest
Weitere Abbildungen

Fruchtstillleben mit Hirschkäfer und Nest

Rachel Ruysch

Maße:
H 65,2 cm  B 54,5 cm  
Jahr:
1717
Ort:
nicht ausgestellt

Beschreibung

Rachel Ruysch, eine der bedeutendsten niederländischen Stilllebenmaler*innen, war schon zu Lebzeiten für ihre außergewöhnlichen Blumengemälde bekannt. Doch auch ihre Fruchtstillleben waren von ebenso hoher Qualität. Das Karlsruher Gemälde aus dem Jahr 1717 zeigt ein Arrangement verschiedener Obstsorten, darunter einige exotische und damit zur Entstehungszeit besonders kostbare.

Dennoch sind dargestellten Früchte teilweise überreif. Insekten und andere kleine Tiere haben sich bereits daran gemacht. Das Stillleben verbindet damit den Reiz luxuriöser Genüsse mit dem mahnenden Hinweis auf deren Vergänglichkeit – sowie auch auf die Endlichkeit irdischer Freuden. Die Darstellung der Endlichkeit des Lebenskreises gehört in der Kunstgeschichte zu dem Bildthema der »Vanitas«, dem lateinischen Begriff für Eitelkeit oder Nichtigkeit.

Rachel Ruysch hatte durch ihren Vater Frederik Ruysch einen außergewöhnlichen Zugang zur Tier- und Pflanzenwelt. Er war Professor für Anatomie und Botanik sowie erster Direktor des botanischen Gartens in Amsterdam. Seine Kuriositätensammlung mit allerlei pflanzlichen und tierischen Präparaten bot der Künstlerin die Möglichkeit Pflanzen, Insekten und andere Tiere genau und unmittelbar zu studieren. Auch die kleine blaue Eidechse am unteren Bildrand geht vermutlich auf ein solches Präparat zurück und zeigt, wie sorgfältig Ruysch die Naturvorlagen untersuchte.

Das Gemälde gehört zum reifen Stil der Malerin, der sich ab etwa 1700 ausbildete. Er zeichnet sich durch kräftige, weich wirkende Farben und ein deutliches Schlaglicht aus, das die Komposition strukturiert. Zu dieser Zeit fügte Ruysch ihren Stillleben häufig Vogelnester hinzu, wie auch hier in der rechten unteren Bildecke. Diese Naturdetails verleihen dem Werk eine zusätzliche erzählerische Dimension.

Oft entstanden Ruysch Fruchtarrangements als Pendant zu Blumenstillleben. Viele dieser Bilderpaare wurden im Laufe der Jahrhunderte getrennt verkauft, sodass ihre ursprüngliche Zusammengehörigkeit heute nicht mehr bekannt ist. Beim Karlsruher Werk ist dies anders: Es wurde als Gegenstück zum »Blumenstrauß« aus dem Jahr 1715 geschaffen (Inv. 376), der sich ebenfalls in der Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet. Beide Gemälde gelangten durch den Ankauf von Markgräfin Karoline Luise von Baden in die Sammlung. Ihre Erwerbungen bilden bis heute ein wichtiges Fundament für den Bestand des Museums.

Kunsthalle x Markus Brock

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Abbildung des Werks Blumenstrauss von Rachel Ruysch. Es zeigt einen üppigen Blumenstrauß.

Hofmalerin, Mutter, Geschäftsfrau

Wie unendlich schwer es Frauen früher in der Kunst hatten, ist ja bekannt. Und trotzdem gibt es sie, die faszinierenden Ausnahmen. Eine ganz besondere ist Rachel Ruysch, die zu Lebzeiten teurer als Rembrandt war, eine der ganz wenigen Frauen ihrer Zeit, die vom Malen locker leben konnten. Sie hatte zehn Kinder und war mit einem Porträtmaler verheiratet. Und konnte es sich wegen ihrer hohen Preise leisten, nur ein paar Bilder im Jahr zu malen.

Sie war auch die erste Frau, die in die Malergilde in Den Haag aufgenommen wurde. Und Johann Wilhelm von der Pfalz ernannte sie 1708 zur Hofmalerin. Ihr Vater war Professor für Anatomie und Botanik und hatte eine große Sammlung. So konnte sie das ganze Jahr über an ihren Blumenmotiven arbeiten.

Ein Stillleben von Rachel Ruysch: Früchte wie Weintrauben und Pfirsiche sind mit Ranken zu einem üppigen Ensemble arrangiert. Dazwischen kriechen Insekten und andere Tiere.

Meisterin des Details

Dieses Werk, Fruchtstillleben mit Hirschkäfer und Nest von 1717, ist von Vergänglichkeit und Gegensätzen geprägt. Wir sehen verschiedene Früchte, auch exotische, wie die Melone oder den Granatapfel. Kontraste dominieren: hell-dunkel, edel-einfach, prächtig-verwelkt. Die Vergänglichkeit, das Vanitas-Motiv, beherrscht für mich dieses Bild geradezu: verwelkte Zweige und Blumen im oberen Bildteil und: viele Insekten.

Dazu kommt, die ganze Komposition wirkt, als wären wir im dunklen Wald: die vielen Blätter, Baumstämme, der dunkelgrüne Hintergrund und wieder die Insekten, wie Hirschkäfer, Raupen, aber auch ein Vogelnest. In dieser Waldatmosphäre leuchten die sehr bewusst platzierten Früchte geradezu, die unglaublich detailgetreu und plastisch gemalt sind. Eine Technik, die Rachel Ruysch vom damals führenden Stilllebenmaler Willem van Aelst gelernt hatte.

Detailausschnitt aus Ruyschs Gemälde: Ein Eichhörnchen sitzt im dunklen Walddickicht zwischen Blumen, im Hintergrund sind zwei Schlangen und Schnecken zu erkennen.

Vom Glück umgeben

Rachel Ruysch hatte viel Glück im Leben. Nicht nur, dass sie so erfolgreich war, sie beeinflusste auch ganze Generationen von Blumenmalerinnen und -malern. Sie wurde nicht nur gut bezahlt, sie gewann auch ein beachtliches Vermögen in der staatlichen Lotterie der Niederlande, so viel wie heute ein fetter Lotto-Jackpot. Das größte Glück aber: sie wurde für das 18. Jahrhundert unglaublich alt: 86 Jahre – und sie konnte 65 Jahre lang als Malerin arbeiten.

Touren zu diesem Werk

Der Künstler vor einer Litfaßsäule
Community-Tour

Kunsthalle x Markus Brock


Mit einem neuen Blick auf die Sammlung präsentiert Markus Brock einzelne Hidden Highlights.
kurzweilig
ca. 55 min
zur Tour

Daten und Fakten

Titel Fruchtstillleben mit Hirschkäfer und Nest
Künstler*in Rachel Ruysch
Entstehungszeit 1717
Inventarnummer 377
Maße Bildträger H 65,2 cm  B 54,5 cm  
Maße Rahmen H 76,5 cm  B 66,5 cm  T 5,5 cm  
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Gattung Gemälde
Abteilung Alte Malerei (vor 1800)
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