Eine Magd mit Eimer in einem Hinterhof
Beschreibung
Pieter de Hooch gilt als der erste niederländische Maler, der den Reiz einfacher bürgerlicher Höfe entdeckte und wiedergab.
Das Gemälde stammt aus seiner besten Zeit und entstand wohl kurz vor seinem Umzug von Delft nach Amsterdam 1660/61. Es zeigt alle Charakteristika seiner Kunst: Die harmonische Balance von Figur und Raum, das milde Licht eines schönen Sommertages, das warme Kolorit, die souverän gemeisterte Perspektive mit einem kalkulierten Durchblick in die Tiefe, die Atmosphäre von Sauberkeit, Ordnung und friedvoller Stille.
In seinem Gemälde hat Pieter de Hooch eine in das warme Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne getauchte Szene eingefangen. Wie in einem Interieurbild fällt das Sonnenlicht von links durch das geöffnete Hoftor. Es trifft auf die Magd, die in ihrer Bewegung innehält. Das kräftige Rot ihres Rockes ist der stärkste Farbakzent des Bildes. Unterstützt wird der private Charakter durch die Genrehaftigkeit der Szene: Zwei Hühner picken am Boden, ein zum Trocknen aufgestellter Messingkessel scheint alle Sonnenstrahlen aufzufangen.
Durch das Hoftor hindurch sind im Hintergrund die Silhouetten der Delfter Nieuwe Kerk mit ihrem hohen schlanken Turm und rechts daneben die Oude Kerk, deren Turm gedrungener ist, auszumachen. Trotz der architektonischen Referenzen sind Pieter de Hoochs Ansichten privater Höfe kein Abbild der Wirklichkeit, sondern reine Imagination. Es ist ein bürgerliches Ambiente, das der Maler auf lyrische Weise verklärt.
Kunsthalle x Markus Brock
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Bürgerliche Nostalgien
Das liebe ich so an den niederländischen Malern dieser Zeit: sie nehmen uns mit in ihren Alltag. So wie hier Pieter de Hooch, der als Erster gilt, der den Reiz einfacher bürgerlicher Höfe entdeckte. Um 1630 wurde er in eine Rotterdamer Handwerkerfamilie geboren und durfte das Goldene Zeitalter der Niederlande erleben.
De Hooch war erst in Delft und dann in Amsterdam als Genremaler, also als Maler von Alltagsszenen, hoch erfolgreich und entsprechend teuer. Trotzdem hatte er nie genug Geld, um für sich und seine Familie ein Haus zu kaufen, lebte in seinen ersten Amsterdamer Jahren sogar im Armenviertel. Vielleicht konnte er einfach nicht mit Geld umgehen? Wir wissen es nicht. Mit Farbe und Leinwand jedenfalls konnte er es meisterhaft!
Höhepunkt des künstlerischen Schaffens
Dieses Gemälde Eine Magd mit Eimer in einem Hinterhof stammt aus seiner besten Zeit um 1660. Es zeigt alles, was seine Kunst ausmacht: Das milde Licht der tief stehenden Nachmittagssonne wird perfekt eingefangen, die Balance von Figur und Raum ist absolut harmonisch. Alles wirkt sauber, ordentlich und friedvoll.
Als wären wir drinnen, fällt das Sonnenlicht von links durch das geöffnete Hoftor. Es trifft auf die Magd, die innehält und liebevoll zwei Hühner beobachtet, die auf dem Ziegelboden picken. Vielleicht genießt sie auch die Sonne. Ihr roter Rock ist der stärkste Farbakzent des Bildes. Ein aufgestellter Messingkessel scheint die Sonnenstrahlen einzufangen – ein typisches, sehr privates Genrebild.
Imagination vs. Realität
Durch das Hoftor entdecken wir im Hintergrund die Silhouetten der Delfter Nieuwe Kerk mit ihrem hohen schlanken Turm und rechts daneben die Oude Kerk, mit ihrem gedrungenen Turm. Aber trotz dieser architektonischen Referenzen: de Hoochs Ansichten privater Höfe sind kein Abbild der Wirklichkeit, sondern reine Imagination. Lyrisch verklärt er ein bürgerliches Ambiente.
Wenn Sie die Blätter der Bäume genauer anschauen, fällt Ihnen sicher auf, dass sie bläulich schimmern. Das war keine Absicht, sondern liegt an den gelben Farblacken, die damals verwendet wurden. Sie altern schlecht, weil sie nicht lichtecht sind und mit der Zeit verbleichen. Der Wärme und dem Frieden, den wir bei diesem Gemälde empfinden, tut das allerdings keinen Abbruch.
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Touren zu diesem Werk
Kunsthalle x Markus Brock
Daten und Fakten
Titel | Eine Magd mit Eimer in einem Hinterhof |
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Künstler*in | Pieter de Hooch |
Entstehungszeit | um 1660 |
Inventarnummer | 2948 |
Maße Bildträger | H 48,2 cm B 42,9 cm |
Maße Rahmen | H 64,0 cm B 58,5 cm T 7,0 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Genre | Genre |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Heute steht Pieter de Hooch im Schatten von Jan Vermeer, seines großen Zeitgenossen und Mitbürgers in Delft. Im 18. und 19. Jahrhundert aber war es umgekehrt.
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1937: Burlington Magazine, Nr. 408 [Werbeanzeige Sotheby & Co., London]
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1937: Art News, 24.04.1937
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1944: Apollo
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1966: Dans la lumière de Vermeer
Musée du Louvre
Cinq siècles de peinture -
1970: Auction, Nr. 6
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1980: Pieter de Hooch
Sutton, Peter C.
Complete Edition -
1980: Sotheby's
Herrmann, Frank
Portrait of an Auction House -
1984: Masters of Seventeenth-Century Dutch Genre Painting
Sutton, Peter C.
Philadelphia Museum of Art, 18.03.-13.05.1984; Gemäldegalerie, Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz, Berlin, 08.06.-12.08.1984; Royal Academy of Arts, London, 07.09.-18.11.1984 -
1996: Delft masters, Vermeer's contemporaries
Kersten, Michiel C. C.; Lokin, Danielle H.A.C.
Illusionism through the conquest of light and space -
1996: Old Master Paintings
Sotheby's London
London, 03.07.1996 -
1998: Pieter de Hooch, 1629-1684
Sutton, Peter C.
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Werk - Herkunft - Wirkung -
2010: Neuerwerbungen 2009
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