
Schwarzwälder Spinnstube
Beschreibung
Das Schwarzwaldhaus ist erfüllt vom rhythmischen Surren der Spinnräder, unterbrochen von wenigen Stimmen. Ein Mann und eine junge Frau tauschen flirtende Blicke und Worte, während vier weitere Frauen leise lächelnd auf ihre Arbeit blicken. Sie gehören unterschiedlichen Generationen an und zeigen doch großes Einvernehmen: in ihren Schwarzwälder Trachten, in ihrer Hingabe an die handwerkliche Tätigkeit und in ihrer wohlwollenden Beobachtung der Liebelei. Wilhelm Hasemann malte diese idyllische Szene 1901 mit Freude am Detail. Das Bild vermittelt ein zeitloses Landleben, in dem das Spinnrad die moderne Textilindustrie vergessen lässt. Doch schon damals gehörte das gemeinsame Spinnen nicht mehr zum Alltag.
Stattdessen erfüllte das Gemälde die romantische Sehnsucht eines städtischen Publikums nach bäuerlicher Einfachheit. In Zeiten sozialer Unruhe wirkte nicht nur die vermeintliche Natürlichkeit und Einfachheit, sondern auch die dargestellte gesellschaftliche Ordnung auf viele faszinierend. Die festliche Tracht der Frauen, wie sie etwa sonntags zum Kirchgang üblich war, täuscht über jegliche Mühsal hinweg.
Hasemann, gebürtig aus Mühlberg an der Elbe, war erstmals 1880 nach Gutach im Schwarzwald gekommen. Ein Auftrag zur Illustration von Berthold Auerbachs Novelle Die Frau Professorin führte ihn in die Wiege des berühmten Bollenhuts, wo er sich schließlich niederließ. Hasemann gründete eine Malerkolonie und prägte das heute weltbekannte Bild des Schwarzwalds entscheidend mit. Zusammen mit seiner Frau Luise engagierte er sich für die Kultur Gutachs. Sie förderten das Brauchtum und die Trachtenkultur, organisierten Handarbeitstreffen und trugen zur lebendigen Tradition des Spinnens bei. Für die Schwarzwälder Spinnstube konnte Hasemann auf erfahrene Modelle und fotografische Aufnahmen zurückgreifen. Das Gemälde selbst entstand in seinem Atelier, dessen Fenster sich in der dargestellten Stube wiederfinden.
Touren zu diesem Werk

Hans Thoma the museum director

Hans Thoma als Museumsdirektor
Daten und Fakten
Titel | Schwarzwälder Spinnstube |
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Künstler*in | Wilhelm Gustav Friedrich Hasemann |
Entstehungszeit | 1901 |
Inventarnummer | 969 |
Maße Bildträger | H 119,0 cm B 152,5 cm |
Maße Rahmen | H 167,0 cm B 200,0 cm T 18,5 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
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Deutschland
1936
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Württembergisches Landesmuseum 1983
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Augustiner Museum 1986
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Badisches Landesmuseum 1993
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Museum für Volkskunde 1993-1994
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Wilhelm Hasemann und die Erfindung des Schwarzwalds
Augustinermuseum 22.7.2023 - 8.10.2024
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Hans Thoma - Ein Maler als Museumsdirektor
Studioausstellung ZKM 14.09.2024 - 02.02.2025
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1971: Katalog Neuere Meister
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.); Lauts, Jan (Verf.)
19. und 20. Jahrhundert -
1972: Katalog Neuere Meister
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.); Lauts, Jan (Verf.)
19. und 20. Jahrhundert -
2023: Wilhelm Hasemann und die Erfindung des Schwarzwalds
Augustinermuseum, Städtische Museen Freiburg; Hrsg.: Mirja Straub