FAQs zu re*visionen
Rassismus ist ein allgegenwärtiges Phänomen. Er prägt unser Zusammenleben und spiegelt unsere Position in der Welt wider. Sind wir selbst von Rassismus betroffen? Haben wir schon einmal einer bewussten oder unbewussten rassistischen Äußerung nicht widersprochen oder selbst rassistisch gehandelt?
Auch in der Kunst finden sich Spuren von Rassismus: in Bildern, Erzählungen und Perspektiven. Kunstwerke können zeigen, wie Menschen sich und andere sehen, welche Geschichten erzählt werden und welche nicht.
Museen sind Orte des Lernens und der Reflexion. Sie helfen uns, unsere Geschichte besser zu verstehen und kritisch zu hinterfragen. Viele Kunstwerke zeigen Vorstellungen von „Fremdsein“ oder Machtverhältnissen, die wir mit unserem heutigen Wissen hinterfragen und neu einordnen können.
Sich mit Rassismus auseinanderzusetzen bedeutet, bewusster hinzusehen. Wer hat die Bilder geschaffen? Wen zeigen sie – und wie? Wessen Perspektiven fehlen? Indem wir diese Fragen stellen, tragen wir dazu bei, eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft zu gestalten.
Museen gehören uns allen – und sie sind Orte für alle. Lassen Sie uns gemeinsam hinsehen, nachfragen und lernen.
Sprache ist mächtig. Sie transportiert Gesetze und prägt Diskurse. Sprache kann Emotionen ausdrücken und uns als Hate Speech im Netz und im analogen Alltag torpedieren.
Sprache kann auch Menschen ausschließen – z. B. wenn eine Expert*innensprache schwer vermittelbar bleibt – oder verletzten, wenn jemand bewusst oder unbewusst beleidigt wird.
Es überrascht immer wieder, wie oft Menschen Widerstände gegen eine Veränderung von Sprache entwickeln. Während man in anderen Bereichen gerne Neues dazulernt oder sogar Fremdsprachenkurse belegt, empfinden manche Menschen die Weiterentwicklung der eigenen Muttersprache als Belehrung. Dabei handelt es sich auch hier um das Konzept des lebenslangen Lernens.
Diskriminierungssensibel mit Sprache umzugehen, hat nichts mit Zensur zu tun, sondern bedeutet Rücksichtnahme und den bewussten Umgang mit Begriffen und Menschen. Dies kann z. B. geschehen, wenn wir bei der Beschreibung von Menschen stets ihre Selbstbezeichnung verwenden anstatt Fremdzuschreibungen zu nutzen, selbst wenn diese früher einmal als „normal“ angesehen wurden. Sprache ist in Bewegung und entwickelt sich ständig weiter. Der bewusste Umgang mit Sprache nimmt nichts weg, sondern fügt neues Wissen hinzu und unterstützt einen wertschätzenden Umgang miteinander.
Wir leben in einer vielfältigen, superdiversen Gesellschaft. Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Erfahrungen und Perspektiven gestalten unser Zusammenleben. Doch nicht alle Stimmen wurden und werden gleichermaßen gehört – auch in der Kunst nicht.
Museen sind nicht nur Bewahrer von Kunst und Geschichte, sondern auch Orte des Dialogs und der Reflexion. Kunst zeigt, wie Menschen die Welt wahrnehmen – und diese Wahrnehmung war und ist oft von Machtverhältnissen, Vorurteilen und Ausgrenzung geprägt. Wer wird dargestellt, wer bleibt unsichtbar? Wessen Geschichten wurden überliefert, wessen Perspektiven fehlen? Und wer begreift die eigene Sichtweise als Norm, wer wird als „anders“ definiert?
Die Kunsthalle Karlsruhe gibt diesem Thema bewusst Raum, weil das gemeinsame Sprechen über Diskriminierung Brücken bauen und Empathie fördern kann. Indem wir Kunstwerke und ihre Kontexte kritisch hinterfragen, verstehen wir nicht nur die Vergangenheit besser – wir schärfen auch unseren Blick für die Gegenwart und eröffnen neue Perspektiven für eine gerechtere Zukunft.
Als staatliche Einrichtung sind wir dem Grundgesetz verpflichtet, das die Würde jedes Menschen schützt. Neutralität bedeutet daher nicht, dass wir diskriminierende oder menschenverachtende Positionen in irgendeiner Weise verteidigen müssen. Wir können und müssen auf diese Positionen hinweisen, um sie zu erkennen und zu hinterfragen, aber wir dürfen keine Plattform für ideologische Haltungen bieten, die Menschen verletzen oder marginalisieren.
Selbstverständlich können sich unsere Besucher*innen eine eigene Meinung bilden. Unsere Aufgabe ist es, den Dialog zu fördern, verschiedene Perspektiven aufzuzeigen und Raum für eine tiefere Auseinandersetzung mit Kunst und gesellschaftlichen Themen zu schaffen – immer im Einklang mit den Werten der Menschlichkeit und des Respekts.
Es stimmt, dass Kunstwerke aus vergangenen Epochen in einem anderen gesellschaftlichen und historischen Kontext entstanden sind. Dennoch bietet uns unser heutiges Wissen eine einzigartige Möglichkeit, diese Werke aus einer aktuellen Perspektive zu betrachten und zu hinterfragen. Wir können die gesellschaftlichen Normen und Werte, die zur Entstehung der Kunstwerke führten, in den Kontext ihrer Zeit einordnen – und gleichzeitig mit unserem heutigen Verständnis für Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Inklusion darauf blicken.
Es geht bei einer kritischen Betrachtung nicht darum, die Künstler*innen zu verurteilen, sondern vielmehr, ihre Werke im Kontext ihrer Zeit zu verstehen und gleichzeitig zu reflektieren, wie diese Werke heute wahrgenommen werden. Diese Auseinandersetzung ermöglicht es uns, zu erkennen, wie sich gesellschaftliche Werte und Perspektiven verändert haben – und vielleicht sogar von der Vergangenheit zu lernen. Gleichzeitig eröffnet sich die Möglichkeit, zu fragen, welche Themen und Perspektiven auch heute noch nicht ausreichend vertreten sind und wie wir als Gesellschaft weiter daran arbeiten können.
Die Autor*innen der ersten Interventionsrunde wurden gezielt ausgewählt, da sie ausgewiesene Expert*innen im Bereich der diskriminierungssensiblen Kulturarbeit sind. Sie bringen umfangreiche Erfahrungen als Anti-Rassismus-Trainer*innen, Berater*innen, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen mit. Darüber hinaus sind sie aufgrund ihrer persönlichen Biografien in unserer Gesellschaft selbst täglich von Rassismus betroffen. Diese Perspektiven qualifizieren sie in besonderer Weise dazu, diskriminierungskritische Ansätze zu entwickeln und voranzutreiben.
Die Auswahl erfolgte durch Kolleginnen aus den Bereichen Vermittlung und Kommunikation, die die Autor*innen für eine Zusammenarbeit anfragten. Die Expertisen und Leistungen wurden mit angemessenen Honoraren gewürdigt.
Zukünftig möchten wir weitere Personen dazu einladen, sich mit der Sammlung der SKK auseinanderzusetzen. Dies kann im Rahmen neuer pädagogischer Formate oder durch die Vergabe weiterer Aufträge geschehen.
Ziel ist es, den Diskurs- und Ausstellungsraum weiter zu öffnen und eine größere Vielfalt an Perspektiven in die Museumsarbeit einzubringen.
Ja, perspektivisch ist das geplant, allerdings noch ohne festes Datum. Es ist uns wichtig, Mehrstimmigkeit zu erzeugen, um eine Vielfalt an Perspektiven und Themen abzubilden. Neben den Expert*innen aus den Bereichen rassismuskritische und diversitätssensible Kulturarbeit, die wir bereits einbeziehen, möchten wir auch Alltagsexpert*innen zum Dialog einladen – Menschen, die selbst von Diskriminierung betroffen sind, und die ihre Erfahrungen und Perspektiven mit uns teilen möchten. Da diese Erfahrungen sehr schmerzhaft und persönlich sein können, werden wir nur freiwillig eingebrachte Perspektiven einbinden.
Darüber hinaus können auch weitere Fachleute aus verschiedenen Disziplinen und Kontexten in den Dialog eingebunden werden, z.B. aus dem Bereich Feminismus, um so eine noch breitere und differenziertere Diskussion aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu ermöglichen. Dies könnte neben der Intervention auch durch Vorträge, Diskussionsrunden oder kollaborative Vermittlungsprojekte geschehen.
Als Museum tragen wir die Verantwortung, nicht eine Vielzahl von Meinungen zu präsentieren, sondern eine fundierte Auseinandersetzung mit komplexen Themen zu fördern. In der Arbeit mit Themen wie Rassismus und Diskriminierung orientieren wir uns an wissenschaftlich fundierten Ansätzen und arbeiten mit Expert*innen aus den Bereichen rassismuskritische und diversitätssensible Kulturarbeit. Ähnlich wie bei der Auswahl und Präsentation von Kunstwerken basiert diese Einordnung auf einer sorgfältigen Reflexion und Expertise.
Eine unserer Aufgaben als Kunstmuseum ist es, kulturelle Teilhabe für alle zu ermöglichen. Das heißt, auch Stimmen Raum zu geben, die in der breiten Gesellschaft und unseren Ausstellungen bisher weniger Gehör finden – etwa die Erfahrungen von Menschen, die selbst von Diskriminierung betroffen sind. Perspektivisch könnte es daher also sein, dass wir auch Alltagsexpert*innen einladen, ihre Sichtweisen und Erlebnisse zu teilen, um so den Dialog weiter zu bereichern.
Ein Ziel dieser Interventionen ist es, den Horizont zu erweitern und neue Perspektiven zu ermöglichen. Wir schaffen Raum für Reflexion und kritische Auseinandersetzung, um bestehende Denk- und Wahrnehmungsmuster zu hinterfragen. So können wir alle von einer vielfältigeren und inklusiveren Perspektive profitieren.
Langfristig ist geplant, noch weitere Stimmen abzubilden – insbesondere von Menschen, die von verschiedenen Formen von Diskriminierung betroffen sind. Um diese Mehrstimmigkeit zu fördern, möchten wir neben Expert*innen auch sogenannte Alltagsexpert*innen zum Dialog einladen – also Menschen, die aus eigener Erfahrung von Diskriminierung betroffen sind und ihre Perspektiven mit uns teilen möchten. Da diese Erfahrungen oft sehr schmerzhaft und persönlich sind, werden wir ausschließlich freiwillig eingebrachte Perspektiven einbinden. Die eingeladenen Personen könnten beispielsweise aus Karlsruhe und Umgebung stammen, um auch Perspektiven aus dem direkten Umfeld des Hauses abzubilden.
Darüber hinaus möchten wir auch Fachleute aus verschiedenen Disziplinen und Kontexten einladen – zum Beispiel aus dem Bereich Ableismus –, um eine noch breitere und differenziertere Diskussion aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu ermöglichen. Diese Dialoge könnten neben der Intervention auch durch Vorträge, Diskussionsrunden oder kollaborative Vermittlungsprojekte ergänzt werden.
Als Haus stehen wir noch am Anfang unserer diskriminierungssensiblen Kulturarbeit und lernen kontinuierlich dazu. Das bedeutet, dass sich auch die Intervention weiterentwickeln wird, sowohl auf sprachlicher als auch auf inhaltlicher Ebene. Wir sind offen für Veränderungen und möchten diesen Prozess aktiv gestalten, um so eine immer inklusivere und reflexivere Auseinandersetzung mit diesen Themen zu fördern.
Wir verstehen die Bedeutung von Zugänglichkeit und bemühen uns, unsere Inhalte für alle Besucher*innen verständlich zu gestalten. In manchen Fällen verwenden wir eine komplexere Sprache, weil wir mit Themen arbeiten, die eine präzise und differenzierte Auseinandersetzung erfordern. Diese detaillierte Sprache hilft dabei, die Nuancen und Vielschichtigkeit der Themen angemessen zu vermitteln.
Gleichzeitig ist uns bewusst, dass unterschiedliche Besucher*innen unterschiedliche Bedürfnisse haben. Daher arbeiten wir weiter daran, unsere Inhalte in verständlicherer Form zugänglich zu machen und die richtige Balance zu finden, damit unsere Ausstellungen sowohl anspruchsvoll als auch inklusiv sind.
Für besondere Fachbegriffe, die in den Statements verwendet werden, stellen wir z.B. ein Glossar zur Verfügung. Dort können Besucher*innen nachschlagen und auch Rückmeldungen geben, falls weitere, zum Verständnis wichtige Begriffe fehlen. Das Glossar stellen wir auch in einfacher Sprache zur Verfügung.
Darüber hinaus prüfen wir laufend, wie wir unsere Kommunikation weiter verbessern können, um möglichst vielen Menschen den Zugang zu den Themen zu erleichtern, ohne die Komplexität und Tiefe der Inhalte zu verlieren.