Joseph Werner

Polyphem und Galathea, um 1680

Der Schweizer Joseph Werner, tätig unter anderem in Rom, Versailles, Augsburg, Bern und Berlin, gehört zu den interessanten, zu seiner Zeit sehr angesehenen, heute wiederzuentdeckenden Künstlern des Barockzeitalters. Sein schon 1693 in der markgräflich-badischen Sammlung nachweisbares Gemälde Polyphem und Galathea, das als eines seiner Hauptwerke gelten darf, schildert die Geschichte von der unerwiderten Liebe des Kyklopen Polyphem zur Nereide Galathea, eingebettet in die felsig-waldige Landschaft der mythischen „Ziegeninsel“. Werner lehnt sich eng an eine Bildbeschreibung in der Schrift Eikones des spätantiken Autors Philostrat an. So zeigt er Polyphem als Sänger eines Liebeslieds. Das als Schattenspender und Segel dienende Purpurgewand der „milchweißen“ Galathea geht ebenso auf Philostrat zurück wie die Hirschkälber und Bären, die der riesenhafte Zyklop für die Nereide aufzieht.

Der Zyklop Polyphem und die Neide Galathea umgeben von anderen Halbwesen in einer felsigen Landschaft.

Wunderbare Erfindungen Werners sind die Meeresnymphen mit ihren grün-rot schimmernden Fischschwänzen. Eine von ihnen schaut lachend aus dem Bild und präsentiert stolz Schätze des Meeres: Es handelt sich um exotische Muscheln und Schnecken, wahre Kunstwerke der Natur. Die zwei skurrilen Gestalten hinter Galatheas ausgestreckten Beinen haben enge Parallelen in Zeichnungen Werners und regen zum Lachen an. Sie erfüllen aber durch den Gegensatz zur schönen Galathea auch einen höheren Zweck: Der Künstler konfrontiert das Hässlich-Triebhafte mit dem Schönen und Reinen, das Abgründige mit dem Idealen, das Dionysische mit dem Apollinischen. Zum barocken Weltbild und zu Werners künstlerischem Kosmos gehören das Düstere und das Strahlende in gleicher Weise.

Zum wissenschaftlichen Erwerbungsbericht des Gemäldes Polyphem und Galathea von Joseph Werner.

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