Mode & Madame de Pompadour

Modehauptstadt Paris

Drohten ihr in den letzten Jahren New York, London, Mailand oder auch Berlin, Los Angeles und Barcelona den Rang abzulaufen – Paris gilt bis heute als die Fashion Metropole.

Bereits im 18. Jahrhundert war Paris das europäische Zentrum der Mode. Das Königshaus unter Ludwig XV. war nicht nur Großmacht in Europa, sondern auch in Sachen Mode stilprägend. Madame de Pompadour, die Mätresse des Königs, würde heute wohl als Influencerin bezeichnet werden: Ihr Geschmack gab den Ton an.

Die Mätresse und ihr märchenhafter Aufstieg

Die Mätresse war nicht nur die Geliebte des Königs, sondern nahm auch eine höfische Stellung ein. Ähnlich wie bei Influencer*innen heute schlossen ein luxuriöser Lifestyle und Dekadenz politisches Gewicht und gesellschaftliche Bedeutung nicht aus, was noch heute den Status der Madame de Pompadour als Ikone erklärt.


« Après nous le déluge ! »

Dazu beigetragen haben dürfte auch ihr Werdegang, der sich wie ein Märchen liest: 1721 als Jeanne Poisson in Paris geboren, wurde ihr als Kind von einer Wahrsagerin prophezeit, die Geliebte des französischen Königs zu werden. Tatsächlich weckte sie als junge Frau die Aufmerksamkeit von Ludwig XV. und wurde 1745 zu einem Maskenball eingeladen. Ein fallengelassenes Schnupftuch besiegelte ihr Schicksal.

Sie erarbeitete sich eine einflussreiche Position – nicht nur im Geschmack einer ganzen Ära, in Mode und Kunst, sondern auch in der Diplomatie. In diesem Sinne wurde sie auch für politische Niederlagen Frankreichs verantwortlich gemacht. Der Ausruf „Nach uns die Sintflut“ wird ihr zugeschrieben.

Boucher und Pompadour

Painting Portrait of Madame de Pompadour by François Boucher, created in 1756. It shows Madame Pompadour in a blue dress resting on an armchair. In her right hand she is holding an open book.

François Boucher war Madame de Pompadours Lieblingsmaler. Von dekorativen Malereien über Entwürfe für Wandteppiche bis hin zur Ausstattung ihres Privattheaters war Boucher vielfältig künstlerisch für die Mätresse tätig. Obwohl Boucher nicht als Porträtmaler bekannt war, fertigte er zahlreiche Bildnisse von Madame de Pompadour.

Das opulente Bildnis aus München steht beispielhaft für das Kunstverständnis des Malers, den Geschmack der Dargestellten und als Ausdruck des Rokoko selbst. Es ist eine wohldurchdachte wie kunstvolle Inszenierung, die die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie verschwimmen lässt.

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Detail of the painting Portrait of Madame de Pompadour by François Boucher. The cutout is on the side table next to the woman.

Wie auf einer Bühne ist Madame de Pompadour in einem überbordenden Kleid in Szene gesetzt. Sie erscheint als Idealbild weiblicher Schönheit mit makellosem Teint und feinen Gesichtszügen. Ihre Schönheit ist vielfach beschrieben, aber wie ähnlich sah ihr das Abbild tatsächlich? Bouchers Anliegen war nicht die lebensechte Darstellung seiner Auftraggeberin, sondern ein ihre Stellung repräsentierendes und malerisch brillantes Gemälde.

Beides erzielte Boucher über Mode und Accessoires. Um die Dargestellte ist eine Fülle bewusst ausgewählter Gegenstände arrangiert. Sie reihen Madame de Pompadour in die Tradition der sogenannten „femme savante“ (gebildete Frau) ein: Bücher, Schreibutensilien, Kunstwerkzeug und eigenhändige Kunstwerke stehen für den Intellekt, Kunstsinn und Stand der Dargestellten.

Detail of the painting Portrait of Madame de Pompadour by François Boucher. The cutting lies on the open book in her lap.

Das Highlight ist jedoch das Kleid. Es nimmt so viel Raum ein, dass es zum eigentlichen Inhalt des Bildes wird. Den zahllosen modischen Verzierungen, dem fein drapierten Faltenwurf und der perfekten Wiedergabe des Stoffes widmete Boucher hohe Aufmerksamkeit. Der Detailreichtum und die verschiedenen Materialitäten laden zur Erkundung seiner Kunstfertigkeit ein. Das Gemälde ist nicht nur visuell erfahrbar, sondern spricht den Tastsinn an – als könnte man Spitze, Seide und Taft fühlen.

Der Fokus verschiebt sich auf die Oberfläche und die sinnliche Qualität seiner Kunst. Bereits seinen Zeitgenoss*innen galt Boucher als „Meister der Illusion“.

Robe à la française – Fashion Favourite

Painting The Milliner by François Boucher. The picture shows two women in front of a dressing table. Both appear to be looking for something in a box on the floor.

In dem berühmten Bildnis trägt Madame de Pompadour eine sogenannte robe à la française. Das Kleid war im 18. Jahrhundert überaus beliebt und kleidete in Bouchers Gemälden und Zeichnungen von der Mätresse bis zur Modistin modebewusste Frauen auch jenseits der höfischen Elite.

Noch heute inspiriert die Mode des Rokoko Fashion-Editorials und Red Carpet-Looks. Bisher waren die romantischen oder prunkvollen Neukreationen vielfach im Bereich der luxuriösen Abendgarderobe angesiedelt. Besonders bekannt sind Vivienne Westwoods punkige Beschwörungen des Rokoko.

Eine außergewöhnliche Interpretation präsentierte die Sängerin Rihanna mit ihrer 2016 gelaunchten Streetwear-Collection für eine Sportmarke. Anregung gab der Sängerin wohl ein Foto-Shooting im Schloss Versailles. Rihanna selbst nannte Marie-Antoinette als Inspiration. Der extravagante Streetstyle kombiniert Hoodies mit Korsetten, Basecaps mit Fächern, Sweat mit Tüll und Spitze. Schleifen, Rüschen und Schnürungen krönen die Looks und zeigen, dass die Rokoko-Ästhetik auch in der Sportswear angekommen ist.

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