Boucher X Kunstakademie
Studierende der Kunstakademie Karlsruhe wurden in Vorbereitung der Boucher-Ausstellung nach ihrer Perspektive auf den französischen Rokoko-Künstler befragt. Die vier Künstler*innen entwickelten daraufhin die Fragestellung, was passiert wäre, wenn François Boucher während einer Pandemie nichts anderes zur Hand gehabt hätte, als die modernen Kommunikationsmittel mit Instagram und anderen sozialen Medien, als Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Der Rokoko wird so mit Blick auf das heutige, digital geprägte Zeitalter neu interpretiert.
Ewigkeit
Es scheint wie für die Ewigkeit,
mein Liebster,
der Wald um uns
verbergend, finster,
wenn du mir zeigst was du meinst
wenn du von Schönheit sprichst,
von Licht,
von Rosen deren Angesicht du so sehr liebst,
so liebst wie mich
könnt‘ ich vergehen vor Glück und Leid
Bin ich allein?
Sind wir zu zweit,
Die so den Morgen leugnen?
Doch werd‘ ich’s nicht zu Ende bringen,
noch hör‘ ich keine Vögel singen,
zu schön ist es mir vorzustellen,
dass weder Schwert noch Hundebellen,
dass trennen kann was uns vereint,
Es scheint als wäre Ewigkeit
für den Moment – für immer
Gedanken
Welche Gedanken macht sich diese Frau…?
Sie starrt wie gebannt auf ihr Mobiltelefon.
Hat sie eine Nachricht bekommen?
Von wem diese Nachricht kommt?
Von ihrem Freund oder
ist es einfach ein Kommentar unter ihrem Instagram-Foto?
Es muss wohl wichtig sein,
sie hat seit einer Weile nicht mehr hoch geschaut.
Wie die vielen anderen hier.
Alle sind gebannt.
Aber sind es ihre Gedanken,
Gedanken die sie bannen?
Alle sind am Denken,
aber sind es die Gedanken, die sie lenken?
…
Und ich?
Sehen sie mich?
Hallo, ich sitze hier?!!!
Aber… bin ich überhaupt hier?
Wo bin ich, wenn mich niemand sieht?
Wenn sie nicht an mich denken,
wenn ich… ihre Gedanken nicht lenke?!
Die Arbeit bezieht sich auf Bouchers Zeichnung Bust of a girl in profile to left, aus der Sammlung des Ashmolean Museum der University of Oxford.
Femme couchee vue de dos
Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe und die Künstler*innen distanzieren sich ausdrücklich von den unten aufgeführten Äußerungen und jeder Form von Hate Speech. Die vorliegende Kommentare sind Zitate, die nicht in Bezug auf die abgebildete Fotomontage geäußert wurden, sondern sich in den Kommentaren zu ähnlichen Fotos auf der Foto-Community-Plattform Instagram fanden.
Und was bekommt sie zu hören …?
- Warum postest du so extrem freizügige Bilder?
- Deine Tattoos sind echte Kunstwerke, wow!
- Dreh einfach Pornos und lass die Jugendlichen auf Insta in Ruhe
- Du Schönheit
- Du siehst toll aus, ich hoffe du hast einen schönen Abend!
- Du bist eigentlich so eine schöne Frau, aber ohne die Tattoos würdest du den Abend vielleicht nicht alleine verbringen. Sowas ist einfach nicht feminin …
- Ich verstehe deinen Drang nach Selbstverwirklichung und so. Aber du solltest dir darüber im Klaren sein, dass all deine zukünftigen Arbeitgeber dich so sehen können … wäre mir total unangenehm
- Respekt, dass du dich traust, solche Bilder zu posten
- Hey, wo hast du deine Tattoos stechen lassen? Weiß das hier jemand?
- Du hast einen ganz tollen Körper und schöne Tattoos, aber immer, wenn ich deine Bilder angucke, sehe ich ein kleines, trauriges Mädchen, das Liebe sucht
Der alte Taubenschlag, Hamburg
Warum hast du Dir dieses Bild ausgesucht?
Mich persönlich interessieren Landschaften sehr, deren Komposition und Aufbau, die räumliche Tiefe auf der Leinwand und die entstehende Schwere oder auch Bodenständigkeit. Bei dem Bild ist zudem die Naturverbundenheit wiedergegeben, die alte Mühle, übernommen von den Tauben und umfunktioniert zum Taubenschlag, Moos und Ranken am Gemäuer und auf dem Dach, Gestrüpp rund herum und viele Sträucher rund um´s Gewässer.
Insgesamt entsteht hier eine angenehme Atmosphäre die ich auch gerne in meinen Kunstwerken wiedergeben möchte. Die dargestellten Personen unterstreichen dies noch durch einen Ausdruck von Gelassenheit, eventuell auch Melancholie. Und zu guter Letzt sind hier viele Details und das Spiel mit Strukturen und Farben gegeben. Egal wo man hinschaut, auch in den dunklen unscheinbaren Bereichen, irgendwas gibt es immer zu betrachten und zu erkennen, was einem vorher nicht aufgefallen ist.
Die Arbeit bezieht sich auf Bouchers Gemälde Der alte Taubenschlag, aus der Sammlung der Hamburger Kunsthalle.
@M.Pompadour2020, chillen auf Bali
Über die Künstler*innen
Helena Dittrich
Wohnt in Karlsruhe und studiert Bildende Kunst sowie Chemie auf Lehramt an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste und dem KIT. Neben ihrem Studium ist sie in der Medienprävention tätig und organisiert die BundesJugendKonferenz Medien in Rostock.
Charlotte Barth
22 Jahre alt, studiert aktuell im 6. Semester Museologie an der HTWK Leipzig. Im Rahmen des Studiums machte sie bereits Erfahrungen im Kommunikationsmuseum Berlin und in der Staatlichen Kunstsammlung Dresden.
Sebastian Hesse
Studiert Kunst auf Lehramt mit Intermedialem Gestalten an der Kunstakademie in Karlsruhe im vierten Semester.
Marlene Kuppinger
22 Jahre alt und studiert im zweiten Semester Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe.