
Christus als Schmerzensmann
Beschreibung
Albrecht Dürers Schaffen bildet einen Höhepunkt der deutschen Renaissance. Seine Innovationskraft belegt auch der Karlsruher „Schmerzensmann“, dessen lebendige Gestalt und menschlicher Ausdruck von dem intensiven Naturstudium des noch jungen Künstlers zeugen.
Das Werk stellt Christus mit Dornenkrone und den Leidenswerkzeugen dar. Sein Körper ist gezeichnet durch blutende Verletzungen und die Wundmale der Kreuzigung. In einer Art Grabhöhle ragt er hinter einer Steinbrüstung auf. Sein Kopf ruht schwer in der Hand des rechten Arms, den er auf das hochgezogene Knie gesetzt hat. Die Geste ist Ausdruck des Nachsinnens und Trauerns und zugleich ein Zeichen der Erschöpfung Christi, dessen fragender Blick auf uns gerichtet ist.
Das Bild stellt keinen bestimmten Augenblick in der Leidensgeschichte dar, sondern verweist auf die gesamte Passion und die Auferstehung. Neuartig ist hier die Verbindung zweier Typen: des „Christus in der Rast“, der vor der Kreuzigung über das ihm Bevorstehende nachsinnt, und des „Schmerzensmannes“, der die Betrachtenden mit geöffneten Augen fixiert.
Die feinen Darstellungen im Goldgrund wurden mit Nagelpunzen in Hunderten kleiner Pünktchen eingeschlagen und zeigen eine Eule, die von zwei Vögeln angegriffen wird – Symbol für den schuldlos Verfolgten. Daneben erinnern Distelranken an die Schmerzen Christi.
Die kleinformatige Tafel wurde für die private Andacht gemalt. Sie fordert die Gläubigen zur mitfühlenden Versenkung in das Leiden Christi auf.
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Kunsthalle x Jakob Schwerdtfeger

Highlights
Daten und Fakten
Titel | Christus als Schmerzensmann |
---|---|
Künstler*in | Albrecht Dürer |
Entstehungszeit | um 1492/93 |
Inventarnummer | 2183 |
Epoche | Renaissance |
Maße Bildträger | H 30,0 cm B 19,0 cm |
Maße Rahmen | H 37,7 cm B 26,5 cm T 3,5 cm |
Material | Nadelholz |
Technik | Mischtechnik |
Genre | Historie |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Alte Malerei (vor 1800) |
Der gegenwärtige Forschungsstand lässt sich wie folgt zusammenfassen. Das Gemälde befand sich spätestens von 1935 bis 1941 in Aschaffenburg bei den Erben des Landschaftsmalers Philipp Röth (1841–1921), der das Bild wohl von der Familie eines seiner Darmstädter Lehrer erworben hatte. Die Erben Röths beauftragten den Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, Hamburg, es zu veräußern. Dieser vermittelte es 1941 der Generalverwaltung der Oberrheinischen Museen in Straßburg. 1949 übernahm es die Kunsthalle Karlsruhe.
Forschungsstand: 2010, Bearbeitung: Dr. Tessa Rosebrock.
- o.D. - vor 1921 ↓
- nach 1841 - spät. 1921 ↓
- seit mind. 1921/spät. 1935 - 1941 ↓
- 26.05.1941 - 04.05.1949 ↓
- ab 04.05.1949 ↓
o.D. - vor 1921
nach 1841 - spät. 1921
- Eigentümer*in: Philipp Röth
Der Landschaftsmaler Philipp Röth erwarb das Gemälde zu einem unbestimmten Zeitpunkt, aber zu Lebzeiten von August Lucas (1803-1863) oder Karl Ludwig Seeger (1801-1866), zwei ehemaligen Professoren der Kunstakademie Darmstadt. [1]
Nach mündlicher Aussage seiner Enkelin kaufte er das Bild von den Töchtern oder Schwestern des befreundeten Malers August Lucas. [2]
Quelle:- [1] Anna Moraht-Fromm, Das Erbe der Markgrafen, Ostfildern: Thorbecke 2013, S. 186.
- [2] Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inventarkarte Nr. 2183.
seit mind. 1921/spät. 1935 - 1941
- Eigentümer*in: Erben Philipp Röth
Frühestens 1921, spätestens aber 1935 im Besitz des namentlich unbekannten Schwiegersohns von Philipp Röth in Aschaffenburg. In seinem Auftrag versuchte der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt seit 1935 einen Käufer für das Gemälde zu finden. Aufgrund zu hoher Preisforderungen kam es jedoch weder in Berlin (Staatliche Museen) noch in Frankfurt (Städel) oder München (Bayerische Staatsgemäldesammlungen) zum Verkauf. [1] [2]
Gustav Pauli, der das Gemälde in einem Aufsatz aus dem Jahr 1935 Dürer zuschrieb, bestätigte dessen damaligen Verbleib in Aschaffenburger Privatbesitz. [3]
Quelle:- [1] Hildebrand Gurlitt an Kurt Martin, SKK, 15.05.1941 und 30.08.1941, in: LABW, GLAK 441 Zug. 1981/70, Nr. 380 (Dossier: Dürer Schmerzensmann).
- [2] Ernst Buchner an Hildebrand Gurlitt, 21.06.1935, in: LABW, GLAK 441 Zug. 1981/70, Nr. 380 (Dossier: Dürer Schmerzensmann).
- [3] Gustav Pauli, »Der kniende Schmerzensmann. Ein neues Gemälde aus Dürers Frühzeit«, in: Pantheon 16 (1935), S. 347–348.
26.05.1941 - 04.05.1949
- Eigentümer*in: Generalverwaltung der Oberrheinischen Museen, Straßburg
- Kunsthändler*in: Kunstkabinett Dr. H. Gurlitt
- Kunsthändler*in: Hildebrand Gurlitt
- [1] Generallandesarchiv Karlsruhe: Kunst-Inventar der Generalverwaltung der Oberrheinischen Museen 1943, in: LABW, GLAK 441 Zug. 1981/70, Nr. 379.
ab 04.05.1949
- Eigentümer*in: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
- [1] Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Inventar der Gemälde 1919–1961.
Dürer hatte eine knochige Verdickung im Bereich des Daumens. Daher wird vermutet, dass die Schmerzensmann-Darstellung auf Selbstbeobachtung beruht.
-
Christus und Maria. Auslegungen christlicher Gemälde der Spätgotik und Frührenaissance (...)
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 1992
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Albertina, Wien 2003
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Kunstgebäude Stuttgart 2006
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Grünewald und seine Zeit
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 08.12.2007 - 02.03.2008
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Der frühe Dürer
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1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
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1966: Katalog Alte Meister bis 1800
Bearb.: Lauts, Jan; Hrsg.: Vereinigung d. Freunde d. Staatl. Kunsthalle
Bildband -
1968: Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Lauts, Jan (Bearb.); Staatliche Kunsthalle Karlsruhe (Hg.)
-
1972: Albrecht Dürer, Christus als Schmerzensmann
Borries, Johann Eckart von
-
1988: Ausgewählte Werke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Lüdke, Dietmar; Reising, Gert; Simons-Kockel, Katrin
150 Gemälde -
1992: Christus und Maria
Dresel, Ines; Lüdke, Dietmar; Vey, Horst
Auslegungen christlicher Gemälde der Spätgotik und Frührenaissance aus der Karlsruher Kunsthalle -
2001: Spätmittelalter am Oberrhein
Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Maler und Werkstätten 1450-1525 -
2006: Kunst lebt!
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Hrsg.: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Ausstellung: Lüdke, Dietmar
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2010: Miroslaw Balka - Wir sehen dich
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Dürers Schmerzensmann in Karlsruhe und die Geschichte eines Arguments von Johannes von Damaskus -
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