
Bildnis Heinrich Frhr. von Welck
Alexander Kanoldt. Der Weg zur Neuen Sachlichkeit
0:00
0:00
Bildnis einer Freundschaft
Im Jahr 1922 malte Alexander Kanoldt den jungen Studenten Heinrich Freiherr von Welck in einem besonderen Porträt, das nicht nur künstlerisch interessant, sondern auch Zeugnis einer engen Freundschaft ist.
Kennenlernen in München
Der Dargestellte Heinrich Freiherr von Welck wurde im Juli 1899 in Dresden geboren. Bereits als junger Mann wurde seine Begeisterung für Kunst und Kultur geweckt. Als Heinrich von Welck 1922 als Jurastudent nach München kam, nahm er Kontakt zu seiner entfernten Cousine Editha Kanoldt auf, die gemeinsam mit ihrem Mann Alexander in München lebte. Das Ehepaar und der junge von Welck freundeten sich an und verbrachten viel Zeit miteinander. Schon kurz nach dem Kennenlernen porträtierte der damals 41-jährige Alexander Kanoldt den 18 Jahre jüngeren von Welck. Kanoldt hatte bereits in jungen Jahren mit der Gattung des Porträts experimentiert, wie das beeindruckende frühe Selbstporträt aus seinen Karlsruher Lehrjahren oder die Darstellung seines Kommilitonen Hermann Keller im strengen Profil zeigt.
Der "asthmatische Baron"
Im Porträt seines Freundes hielt er in gedeckten Farben und mit auffällig kontrastierenden Hell-Dunkel-Zonen die elegante und mondäne Erscheinung des jungen Heinrich von Welck fest. Dabei ließ er die Augenpartie und den Blick des Dargestellten dem Betrachter durch die breite Hutkrempe größtenteils verborgen. Möglicherweise war Heinrich von Welck mit gesenktem Blick in die Lektüre eines Buches vertieft? Auch der leicht geöffnete Mund ist auffällig. Es wird berichtet, dass Heinrich von Welck unter Heuschnupfen litt und deshalb häufig durch den Mund atmen musste. So entstand der etwas scherzhafte Name „Der asthmatische Baron“. Nach Fertigstellung schenkte Kanoldt dem Porträtierten das Werk. Später hing es im Haus der Familie von Welck in Dresden-Hellerau.
Unrechtmäßig beschlagnahmt
Als Heinrich von Welck Ende Februar 1945 zum Kriegsdienst einberufen wurde, schickte er seine Frau und die vier Kinder zu Verwandten in die Lüneburger Heide. Nach der Rückkehr nach Dresden wurde seiner Frau im Sommer 1946 mitgeteilt, dass ihr Haus konfisziert und das vollständige Inventar beschlagnahmt worden sei. Die kulturhistorisch wertvollen Gegenstände waren an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden übergeben worden, darunter auch das Porträt ihres Mannes, der zunächst als vermisst galt und 1953 für tot erklärt wurde.
Bodenreform und Schlossbergungen in der SBZ
Begründet wurde die Konfiszierung durch die Behörden der Sowjetischen Besatzungszone mit der sogenannten Bodenreform, bei der Eigentümern ihre Immobilien und Liegenschaften entzogen wurden, weil sie entweder zu groß seien, die Eigentümer adelig waren oder mit den Nationalsozialisten kooperiert hatten. Im Zuge der sogenannten Schlossbergungen wurde zudem das mobile Inventar beschlagnahmt. Ziel war es, die Kunst- und Kulturgüter für den Wiederaufbau der sächsischen Kulturlandschaft zu nutzen. Heinrich von Welck und seine Familie waren jedoch weder Großgrundbesitzer noch Anhänger oder Profiteure des NS-Regimes gewesen. Der einzige Grund für die unrechtmäßige Beschlagnahme war der Adelstitel der Familie. Trotz großer Bemühungen erhielt die Familie ihr Eigentum nicht zurück.
Restitution
Als Ende 1969 zur Beschaffung finanzieller Mittel einige Gemälde aus den Dresdner Sammlungen in den Westen verkauft wurden, gelangte das Bildnis von Heinrich von Welck schließlich in das Museum Wiesbaden. Erst 1976 erfuhr die Familie über verschiedene Stellen von dem Verkauf des Porträts und seinem Verbleib. Nachdem das Museum Wiesbaden eine Herausgabe zunächst abgelehnt hatte, wurde das Werk 1985 offiziell an die Erbengemeinschaft von Welck restituiert.
Touren zu diesem Werk

Alexander Kanoldt
Daten und Fakten
Titel | Bildnis Heinrich Frhr. von Welck |
---|---|
Künstler*in | Alexander Kanoldt |
Entstehungszeit | 1922 |
Inventarnummer | 3032 |
Maße Rahmen | H 61,0 cm B 50,5 cm T 5,0 cm |
Maße | H 50,5 cm B 40,0 cm T 2,5 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
-
Alexander Kanoldt. Der Weg zur Neuen Sachlichkeit
Studioausstellung ZKM 22.03.2025 - 22.06.2025
-
2023: Met rustig gemoed?
Bennekom, Willem van
Het Koninklijk Oudheidkundig Genootschap tijdens de Duitse bezetting -
2022: Alexander Kanoldt
Jacob-Friesen, Holger (Hg.); Müller-Tamm, Pia (Hg.); Rosebrock, Tessa Friederike (Hg.)
Die Schenkung von Welck