Das Selbstbildnis zeigt den Künstler, der eine Pfeife in der Hand hält. Sein Gesicht wirkt ernst oder nachdenklich.

Selbstbildnis

Alexander Kanoldt

Maße:
H 92,5 cm  B 32,5 cm  
Jahr:
1930
Ort:
ZKM

Alexander Kanoldt. Der Weg zur Neuen Sachlichkeit

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Das Selbstbildnis als Spiegel der Seele

Das Selbstbildnis gewann bereits im 19. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung und erlebte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts einen bemerkenswerten Aufschwung. Für zahlreiche Künstler war die Auseinandersetzung mit dem eigenen Abbild ein zentraler Bestandteil ihres Werks.

Ein Mann in einem weißen Hemd mit einer dunklen Fliege. In der rechten Hand hält er eine Pfeife

Kanoldt als Akademieprofessor

Kanoldt inszenierte sich in seinem Selbstporträt von 1930 nicht in einer typischen Künstlerpose, sondern in bürgerlicher Kleidung als Akademieprofessor. Er trägt eine graue Hose mit Bügelfalte, ein weißes Hemd und eine dunkle Fliege. Die hochgekrempelten Hemdsärmel und die in seiner rechten Hand gehaltene Pfeife verleihen ihm eine entspannte, aber dennoch ernsthafte Ausstrahlung. Das Licht fällt von der linken Seite ein und hebt die dem Betrachter zugewandte Gesichtshälfte hervor. Der jadegrüne Hintergrund wirkt wie eine neutrale Fläche hinter der Figur, ohne spezifische Hinweise auf einen räumlichen Kontext zu geben. Kanoldt zeigt sich als Halbfigur, sein Körper ist leicht nach rechts gedreht.

Gezeichnetes Porträt eines Mannes mit ernstem Gesichtsausdruck.

Distanziert und ernst

Sein streng gescheiteltes Haar, seine markanten Gesichtszüge und der durchdringende Blick scheinen den Betrachter direkt anzusprechen. Ähnlich zeigte Kanoldt sich bereits auf einer einige Jahre zuvor entstandenen Zeichnung. Der Künstler wirkt ernst und beinahe abweisend – eine Darstellung, die zeitgenössische Beschreibungen von Kanoldt als nachdenklich und mürrisch bestätigt. Besonders auffällig ist die Wahl des extremen Hochformats, bei dem bewusst Teile des Motivs an den Bildrändern angeschnitten wurden. Diese Komposition lässt die Figur einerseits eingeengt erscheinen, andererseits verleiht sie ihr eine beeindruckende Präsenz.

Unzufrieden in Breslau

Kanoldts Gesichtsausdruck scheint seine innere Zerrissenheit und seelische Belastung widerzuspiegeln, die ihn in dieser Lebensphase begleiteten. Ab 1925 war er als Professor an der Akademie in Breslau tätig, doch er fühlte sich dort von Anfang an nicht heimisch, weshalb er 1930 beschloss, seinen Vertrag zu kündigen. In einem Brief von Juni 1930 äußerte er seine tiefe Verzweiflung und sprach von „sehr harten inneren Kämpfen“. Er resümierte sein Leben mit den Worten: „Mein ganzes Leben ist eigentlich ein großes Fragezeichen geworden.“ Das Porträt entstand also in einer Zeit, in der Kanoldt mit Depressionen und einer tiefen Unzufriedenheit mit seiner Lebenssituation kämpfte.

Touren zu diesem Werk

Ein Mann im Porträt hat den Kopf leicht gesenkt. Er trägt einen Hut und einen Anzug mit Krawatte- Seine Gesichtszüge sind bis auf die Augen zu erkennen, diese werden vom Rand des Hutes überdeckt.

Alexander Kanoldt


Die digitale Tour führt durch die Neue Sachlichkeit aus der Perspektive des Malers Alexander Kanoldt.
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Daten und Fakten

Titel Selbstbildnis
Künstler*in Alexander Kanoldt
Entstehungszeit 1930
Inventarnummer 1610
Maße Bildträger H 92,5 cm  B 32,5 cm  
Maße Rahmen H 106,0 cm  B 46,5 cm  T 7,0 cm  
Material Leinwand
Technik Ölfarbe
Gattung Gemälde
Abteilung Neue Malerei (nach 1800)
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