
Kreuzjoch
Alexander Kanoldt. Der Weg zur Neuen Sachlichkeit
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Zurück in den Bergen
1931 kehrte Alexander Kanoldt nach seiner Zeit als Professor an der Akademie in Breslau zurück nach Bayern, um in Garmisch eine private Malschule zu gründen. In dieser Zeit wandte er sich verstärkt der alpinen Landschaftsmalerei zu, einem für die Neue Sachlichkeit eher ungewöhnlichen Motiv. In seinen Werken hielt er seine vielen Wanderungen und Bergtouren fest, versprach sich aber auch einen Aufschwung in seinem künstlerischen Schaffen.
Wie Friedrich, aber modern
Das Kreuzjoch gilt als eines seiner bedeutendsten Landschaftsgemälde. Flächenparallel gestaffelt zeigt Kanoldt die Gebirgszüge des Wettersteingebirges mit dazwischen aufsteigenden Dunstschleiern. Die Darstellung wirkt atmosphärisch und stimmungshaft, etwas Neues im Werk Kanoldts. In seiner Komposition erinnert Kanoldts Werk an Caspar David Friedrichs Landschaft im Riesengebirge (1819/1820), insbesondere die räumliche Strukturierung des Gebirges und die aufsteigenden Nebelschwaden ähneln sich. Der Maler der Romantik wurde nach dem verheerenden Brand der Münchner Glaspalast-Ausstellung 1931, bei dem mehrere seiner Werke zerstört wurden, zu diesem Zeitpunkt wieder verstärkt gewürdigt. Während Friedrichs Landschaften jedoch oft eine tiefe, fast religiöse Sehnsucht nach Transzendenz ausdrückten, blieb Kanoldts Blick sachlich, distanziert und modern. Er verband klare Formen mit einer bewussten Reduktion von Farben und Details, wodurch seine Werke eine unnahbare Atmosphäre erhielten und ganz der Neuen Sachlichkeit verpflichtet blieben.
Die Berge als Hochzeitsgeschenk
1934 schenkte Alexander Kanoldt das Werk seinem Freund Heinrich Freiherr von Welck zur Hochzeit. Möglicherweise, weil es ihn an die häufig gemeinsam unternommenen Wanderungen in den Alpen erinnerte. Später hing das Werk im Haus der Familie von Welck in Dresden-Hellerau. Ende Februar 1945 wurde Heinrich von Welck zum Kriegsdienst einberufen und schickte seine Frau und die vier Kinder zur Sicherheit zu Verwandten in die Lüneburger Heide. Das Haus in Dresden musste die Familie mit dem vollständigen Inventar zurücklassen. Im Sommer 1946 wurde Marie Elisabeth Freifrau von Welck nach der Rückkehr der Familie nach Dresden mitgeteilt, dass ihr Haus konfisziert und die mobile Ausstattung beschlagnahmt worden sei.
Unrechtmäßig beschlagnahmt
Begründet wurde die Konfiszierung mit der sogenannten Bodenreform, bei der Eigentümern ihre Immobilien und Liegenschaften entzogen wurden, weil sie entweder zu groß seien, die Eigentümer adelig waren oder mit den Nationalsozialisten kooperiert hatten. Im Zuge der sogenannten Schlossbergungen wurde zudem das mobile Inventar beschlagnahmt, um die Kunst- und Kulturgüter für den Wiederaufbau der sächsischen Kulturlandschaft zu nutzen. Heinrich Freiherr von Welck und seine Familie waren jedoch weder Großgrundbesitzer noch Anhänger oder Profiteure des NS-Regimes gewesen. Der einzige Grund für die unrechtmäßige Beschlagnahmung war der Adelstitel der Familie. Trotz großer Bemühungen erhielt die Familie ihr Eigentum nicht zurück. Das Kreuzjoch wurde als Staatseigentum der DDR an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden übergeben.
Rückgabe an die Familie
Als Ende 1969 zur Beschaffung finanzieller Mittel einige Gemälde aus den Dresdner Sammlungen in den Westen verkauft wurden, gelangte das Werk schließlich in die Städtische Galerie im Lenbachhaus in München. Erst viele Jahre später erfuhr die Familie vom Verbleib des Werkes und suchte daraufhin Kontakt zu dem Museum, um das Kreuzjoch zurückzuerlangen. 2008 wurde dem Antrag auf Rückübertragung nach langwierigen Verhandlungen stattgegeben. Im März 2009 erfolgte die Restitution des Gemäldes an die Familie von Welck.
Touren zu diesem Werk

Alexander Kanoldt
Daten und Fakten
Titel | Kreuzjoch |
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Künstler*in | Alexander Kanoldt |
Entstehungszeit | 1931 |
Inventarnummer | 3033 |
Maße Rahmen | H 74,0 cm B 88,0 cm T 7,0 cm |
Maße | H 61,5 cm B 75,5 cm T 3,0 cm |
Material | Leinwand |
Technik | Ölfarbe |
Gattung | Gemälde |
Abteilung | Neue Malerei (nach 1800) |
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